Person
Interview icon Interview Gast:
Patrik Heider
  Gründer:

- Patrik Heider

- CEO von NFON

- Background: PwC-Consulting, Spitzenpositionen bei mehreren Software-Unternehmen, Vorstand Nemetschek SE

- Heute: Aktiv zwischen Startup-, Investoren- und Konferenzwelt

- Ziel: NFON als europäischen Marktführer im Cloud-PBX- und KI-Kommunikationsmarkt etablieren


Unternehmen:

- Name: NFON AG

- Gründung: 2007

- Sitz: München

- Branche: Cloud-Telefonie / Kommunikationstechnologie


https://www.nfon.com/de/
25. September 2025

Patrik Heider

Patrik Heider – Macher mit KI-Kante



Anm. d. Red.: Das Interview entstand Mitte August. Inzwischen wurde bekannt, dass Patrik Heider seine Rolle als CEO von NFON verlassen wird.

Von PwC-Consulting über Jobs an der Spitze mehrerer Software-Player: Patrik Heiders
Karriere ist schlicht gesagt beeindruckend. Als Ex-Vorstand der Nemetschek SE hat er sich
einen Namen am internationalen Kapitalmarkt gemacht – heute lenkt er als CEO die
Geschicke von NFON.

Sein Plan: den Münchner Cloud-PBX-Anbieter zum europäischen Marktführer pushen. Seine
Klartext-Kultur, die ambitionierte (und riskante) KI-Offensive, sowie die Kampfansage
Richtung Silicon-Valley machen Patrik Heider zu einem der aktuell interessantesten
deutschen Manager im Tech-Business.

[André Patrzek]: Eine Frage an das 80s Kid in dir: Atari oder C64 – worauf hast du gezockt? Oder gab’s was anderes, das dich elektrisiert hat?

[Patrik Heider]: Vielen Dank für die netten Worte zur Einladung. Zur Frage: Ich hatte alles – und war von allem begeistert. Atari, C64, C128, Amiga und dann irgendwann mal den ersten PC. Ich erinnere mich an Spiele wie Pitfall, Frogger und Wonderboy. Sensationell!

[AP]: Hat dich deine Kindheit am Bodensee und der Betrieb deiner Eltern geprägt? Wer hat dich sonst noch beeinflusst?

[PH]: Oh ja, absolut. Ich hatte eine tolle Kindheit am Bodensee – unbeschwert und behütet in einer großartigen Familie mit zwei älteren Brüdern, ich war das Nesthäkchen.

Meine Eltern haben mich entscheidend geprägt: Respekt vor Mitmenschen steht an erster Stelle, und man muss sich alles selbst erarbeiten. Sie betrieben 30 Jahre lang einen Toto-Lotto-Kiosk – 100-Stunden-Woche, 364 Tage im Jahr geöffnet, kein Urlaub. Alles nur für ihre Söhne. Beruflich haben mich später vor allem klassische Familienunternehmer geprägt.

[AP]: Du hast – ganz klassisch – BWL studiert. Hattest du damit ein klares Ziel vor Augen?

[PH]: Ja. Ich hatte schon immer Ziele. Schon nach dem Abi war klar: erst Ausbildung
(Bankkaufmann), dann Studium, dann Beratung.

[AP]: Beratung, Mittelstand, Software-Giganten – du hast sehr unterschiedliche Stationen erlebt. Was hast du aus dieser Mischung für dich mitgenommen?

[PH]: Vor allem die Erkenntnisse, was man mag und kann (und was nicht):
Ich liebe den Überblick statt das tiefste Detail (Beratung).
Ich bin überzeugt, dass gründergeführte Unternehmen erfolgreicher sind als rein
kapitalgetriebene (Mittelstand).
Und ich liebe Fortschritt und Wachstum statt Restrukturierung und Stillstand (Software).

[AP]: Du hast mal gesagt, Sozialkompetenz schlägt Fachkompetenz. Stimmt. Aber warum? Wie führst du? Bist du eher Coach oder gnadenloser Performance-Manager?

[PH]: Ich möchte andere so führen, wie ich selbst geführt werden will – authentisch, transparent und empathisch. Ich glaube, dass man so erfolgreicher sein kann und dabei sogar noch Spaß hat.
Mein Ansatz: Ich baue Teams auf, die in ihren Fachbereichen mehr verstehen als ich. Ich agiere als Coach, halte den Gesamtüberblick und übernehme Verantwortung für den Teamerfolg.

[AP]: Du hast nach dem Start bei NFON erstmal Tabula rasa gemacht – Entlassungen, Umbau, Fokus. In welchem Zustand hast du NFON übernommen und wo steht es jetzt?

[PH]: Unternehmen durchlaufen unterschiedliche Phasen. NFON hatte bis ca. 2019 eine Phase von „Wachstum only“ – sehr erfolgreich. Doch in solchen Phasen verpasst man oft, die nächste Stufe vorzubereiten: neue Kompetenzen aufzubauen. Der Wettbewerb schläft nicht. 2023 war NFON in einer schwierigen Lage: Die Wachstumskurve zeigte nach unten, technologische Innovationen wurden verpasst, operative Exzellenz fehlte.
Es brauchte einen Neuanfang. Nach zwei Jahren können wir heute von einer (ersten)
erfolgreichen Transformation sprechen: Wir haben das zweite Jahr in Folge eine starke
Rentabilität erzielt, mit NFON Next 2027 eine neue Wachstumsstrategie definiert, den KI-
Spezialisten botario akquiriert, massiv in Fach- und Führungskräfteentwicklung investiert und
eine umfassende ESG-Governance eingeführt. Darauf bauen wir jetzt weiter auf.

KI ist für uns kein Buzzword, sondern der Schlüssel, um NFON zum europäischen Marktführer zu machen.
Patrik Heider
Patrik Heider

[AP]: Trotz Millionenverlust setzt du auf Zukunft und KI. Warum glaubst du an NFON – und wie wird daraus Europas Marktführer?

[PH]: Die Verluste drehen wir nur über Wachstum – und Wachstum holen wir über KI.
Voice plus künstliche Intelligenz wird in Zukunft den Unterschied machen. NFON ist schon
heute einer der führenden, europäischen Anbieter von „voice-centric“ Kommunikationslösungen. Wenn wir hier KI integrieren, sind wir unschlagbar.
Businesskommunikation ist das Herzstück jedes Unternehmens, und genau hier setzt NFON mit KI an. Unsere Lösungen machen Kommunikation
effizienter, intuitiver und wertschöpfender für den europäischen Mittelstand. Beispiele: automatische Transkription von Gesprächen, KI-gestützte Zusammenfassungen und intelligente Workflow-Automatisierung. Mit DSGVO- und EU-AI-Act-konformen Angeboten verbinden wir Innovation mit Vertrauen und setzen so die Basis für europäische Marktführerschaft.

[AP]: Microsoft, Cisco, Zoom – kannst du es mit den Silicon-Valley-Riesen überhaupt aufnehmen?

[PH]: Wir müssen differenzieren: Diese Anbieter sind keine Wettbewerber, sondern
Integrationspartner für unsere Telefonie mit deren Videokonferenz-Lösungen. Unsere konkreten Wettbewerber sitzen im klassischen UCaaS-Umfeld – und zunehmend auch im KI-nahen Kommunikationssegment

[AP]: In unserer Bubble scheint KI zum Alltag zu gehören, aber die breite Masse ist immer noch skeptisch. Was sagst du diesen Menschen?

[PH]: Künstliche Intelligenz musst du als Chance und als Begleiter für die Zukunft betrachten,
nicht als Gefahr. Früher sagte man „Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit“.

[AP]: Wie schätzt du den europäischen Mittelstand beim Thema KI ein? Bleibt es für viele nur ein Buzzword?

[PH]: Für viele ist es aktuell noch ein Buzzword. Was ich in Gesprächen mit Unternehmen
wahrnehme, wird durch Studien bestätigt: Rund 90% der Unternehmen sehen in
KI große Bedeutung für die Wirtschaft, aber nur in 14% ist KI wirklich im
Einsatz. 64% sehen sich selbst als Nachzügler. Das ist erschreckend, und wir
wollen hier ansetzen und das im deutschen Mittelstand in der Breite in
Anwendung bringen und spürbaren Mehrwert erzeugen.

[AP]: Auf dem Papier ging deine Karriere immer steil nach oben. Aber gab es auch Niederlagen, aus denen du Learnings gezogen hast?

[PH]: Ja, definitiv. Niederlagen sind wichtig, um sich weiterzuentwickeln. In der ein oder
anderen Position habe ich bemerkt, dass mein Wertbeitrag limitiert ist. Dann war es für
mich wichtig auch die Konsequenzen daraus zu ziehen.

[AP]: Was machst du anders als andere deutsche CEOs? Welche Entscheidungen waren hart, aber entscheidend?

[PH]: Bei Erfolgen stelle ich das Team in den Vordergrund, bei Niederlagen übernehme ich persönlich Verantwortung. Außerdem bin ich nahbar und transparent für alle Mitarbeiter:innen – das erlebe ich in der deutschen CEO-Landschaft eher selten.
Besonders schwer sind Entscheidungen, die negative Konsequenzen für Menschen haben.
Wichtig ist, sie fair und fundiert zu treffen. Wenn Anforderungen von Mitarbeitenden und
Unternehmen nicht (mehr) zusammenpassen, muss man die Zusammenarbeit beenden – zum
Wohle beider Seiten.

[AP]: Lass uns über Geld reden. Wie investierst du, und was bedeutet dir dein Vermögen?

[PH]: Ich investiere breit und eher konservativ (ich bin vom Sternzeichen Jungfrau) – Fonds
mit überdurchschnittlichem Aktienanteil, Immobilien, private Rentenversicherungen.

[AP]: Abseits vom Geld: Was macht dich wirklich happy? Und wie wichtig ist dir Familie im Vergleich zum Job?

[PH]: Meine Energie für den Job ziehe ich aus einem balancierten, positiven Privatleben. Familie ist mir extrem wichtig. Zum Beispiel rufe ich meine Mama zweimal täglich an – morgens auf dem Weg zur Arbeit, abends auf dem Heimweg.

[AP]: Deutschland-Check: Was muss sich bei uns sofort ändern?

[PH]: Das generelle (deutsche) Mindset. Vieles ist Einstellungssache. Würde ein Tennisspieler
mit dieser Einstellung in ein Spiel gehen, wäre es bereits zu Beginn verloren. Der Deutsche sieht das Glas generell eher halb leer als halb voll. Deutschland ist ein toller
Standort zum Leben mit enormen Entwicklungspotentialen. Aber ich kann nicht davon ausgehen, dass es immer so bleibt, ohne etwas dafür zu tun. Wir müssen gemeinsam an
den Potentialen arbeiten und diese umsetzen.

[AP]: Die Welt wird immer schneller, digitaler, komplexer – was macht dir dabei Bock, was Angst und was Hoffnung?

[PH]: Die Möglichkeit an der „Digitalen Revolution Deutschlands“ mitzuarbeiten, bereitet mir große Freude. Ich habe nicht nur Hoffnung, sondern bin davon überzeugt, dass Deutschland sich hier
neue Kernkompetenzen erarbeiten kann! Angst macht mir lediglich die geopolitische Lage – da erinnere ich mich gerne an meine unbeschwerte Jugend zurück.

[André Patrzek]: Danke Patrik für deine Zeit und die inspirierenden Gedanken. Deine Perspektive auf Leadership, Mittelstand und KI ist eine echte Motivation für Entscheider und Gründer.

Das Interview führte André Patrzek für UnternehmerNEXT von Business Punk.

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  Gründer:

- Patrik Heider

- CEO von NFON

- Background: PwC-Consulting, Spitzenpositionen bei mehreren Software-Unternehmen, Vorstand Nemetschek SE

- Heute: Aktiv zwischen Startup-, Investoren- und Konferenzwelt

- Ziel: NFON als europäischen Marktführer im Cloud-PBX- und KI-Kommunikationsmarkt etablieren


Unternehmen:

- Name: NFON AG

- Gründung: 2007

- Sitz: München

- Branche: Cloud-Telefonie / Kommunikationstechnologie


https://www.nfon.com/de/
25. September 2025

Patrik Heider

Patrik Heider – Macher mit KI-Kante



Anm. d. Red.: Das Interview entstand Mitte August. Inzwischen wurde bekannt, dass Patrik Heider seine Rolle als CEO von NFON verlassen wird.

Von PwC-Consulting über Jobs an der Spitze mehrerer Software-Player: Patrik Heiders
Karriere ist schlicht gesagt beeindruckend. Als Ex-Vorstand der Nemetschek SE hat er sich
einen Namen am internationalen Kapitalmarkt gemacht – heute lenkt er als CEO die
Geschicke von NFON.

Sein Plan: den Münchner Cloud-PBX-Anbieter zum europäischen Marktführer pushen. Seine
Klartext-Kultur, die ambitionierte (und riskante) KI-Offensive, sowie die Kampfansage
Richtung Silicon-Valley machen Patrik Heider zu einem der aktuell interessantesten
deutschen Manager im Tech-Business.

[André Patrzek]: Eine Frage an das 80s Kid in dir: Atari oder C64 – worauf hast du gezockt? Oder gab’s was anderes, das dich elektrisiert hat?

[Patrik Heider]: Vielen Dank für die netten Worte zur Einladung. Zur Frage: Ich hatte alles – und war von allem begeistert. Atari, C64, C128, Amiga und dann irgendwann mal den ersten PC. Ich erinnere mich an Spiele wie Pitfall, Frogger und Wonderboy. Sensationell!

[AP]: Hat dich deine Kindheit am Bodensee und der Betrieb deiner Eltern geprägt? Wer hat dich sonst noch beeinflusst?

[PH]: Oh ja, absolut. Ich hatte eine tolle Kindheit am Bodensee – unbeschwert und behütet in einer großartigen Familie mit zwei älteren Brüdern, ich war das Nesthäkchen.

Meine Eltern haben mich entscheidend geprägt: Respekt vor Mitmenschen steht an erster Stelle, und man muss sich alles selbst erarbeiten. Sie betrieben 30 Jahre lang einen Toto-Lotto-Kiosk – 100-Stunden-Woche, 364 Tage im Jahr geöffnet, kein Urlaub. Alles nur für ihre Söhne. Beruflich haben mich später vor allem klassische Familienunternehmer geprägt.

[AP]: Du hast – ganz klassisch – BWL studiert. Hattest du damit ein klares Ziel vor Augen?

[PH]: Ja. Ich hatte schon immer Ziele. Schon nach dem Abi war klar: erst Ausbildung
(Bankkaufmann), dann Studium, dann Beratung.

[AP]: Beratung, Mittelstand, Software-Giganten – du hast sehr unterschiedliche Stationen erlebt. Was hast du aus dieser Mischung für dich mitgenommen?

[PH]: Vor allem die Erkenntnisse, was man mag und kann (und was nicht):
Ich liebe den Überblick statt das tiefste Detail (Beratung).
Ich bin überzeugt, dass gründergeführte Unternehmen erfolgreicher sind als rein
kapitalgetriebene (Mittelstand).
Und ich liebe Fortschritt und Wachstum statt Restrukturierung und Stillstand (Software).

[AP]: Du hast mal gesagt, Sozialkompetenz schlägt Fachkompetenz. Stimmt. Aber warum? Wie führst du? Bist du eher Coach oder gnadenloser Performance-Manager?

[PH]: Ich möchte andere so führen, wie ich selbst geführt werden will – authentisch, transparent und empathisch. Ich glaube, dass man so erfolgreicher sein kann und dabei sogar noch Spaß hat.
Mein Ansatz: Ich baue Teams auf, die in ihren Fachbereichen mehr verstehen als ich. Ich agiere als Coach, halte den Gesamtüberblick und übernehme Verantwortung für den Teamerfolg.

[AP]: Du hast nach dem Start bei NFON erstmal Tabula rasa gemacht – Entlassungen, Umbau, Fokus. In welchem Zustand hast du NFON übernommen und wo steht es jetzt?

[PH]: Unternehmen durchlaufen unterschiedliche Phasen. NFON hatte bis ca. 2019 eine Phase von „Wachstum only“ – sehr erfolgreich. Doch in solchen Phasen verpasst man oft, die nächste Stufe vorzubereiten: neue Kompetenzen aufzubauen. Der Wettbewerb schläft nicht. 2023 war NFON in einer schwierigen Lage: Die Wachstumskurve zeigte nach unten, technologische Innovationen wurden verpasst, operative Exzellenz fehlte.
Es brauchte einen Neuanfang. Nach zwei Jahren können wir heute von einer (ersten)
erfolgreichen Transformation sprechen: Wir haben das zweite Jahr in Folge eine starke
Rentabilität erzielt, mit NFON Next 2027 eine neue Wachstumsstrategie definiert, den KI-
Spezialisten botario akquiriert, massiv in Fach- und Führungskräfteentwicklung investiert und
eine umfassende ESG-Governance eingeführt. Darauf bauen wir jetzt weiter auf.

KI ist für uns kein Buzzword, sondern der Schlüssel, um NFON zum europäischen Marktführer zu machen.
Patrik Heider
Patrik Heider

[AP]: Trotz Millionenverlust setzt du auf Zukunft und KI. Warum glaubst du an NFON – und wie wird daraus Europas Marktführer?

[PH]: Die Verluste drehen wir nur über Wachstum – und Wachstum holen wir über KI.
Voice plus künstliche Intelligenz wird in Zukunft den Unterschied machen. NFON ist schon
heute einer der führenden, europäischen Anbieter von „voice-centric“ Kommunikationslösungen. Wenn wir hier KI integrieren, sind wir unschlagbar.
Businesskommunikation ist das Herzstück jedes Unternehmens, und genau hier setzt NFON mit KI an. Unsere Lösungen machen Kommunikation
effizienter, intuitiver und wertschöpfender für den europäischen Mittelstand. Beispiele: automatische Transkription von Gesprächen, KI-gestützte Zusammenfassungen und intelligente Workflow-Automatisierung. Mit DSGVO- und EU-AI-Act-konformen Angeboten verbinden wir Innovation mit Vertrauen und setzen so die Basis für europäische Marktführerschaft.

[AP]: Microsoft, Cisco, Zoom – kannst du es mit den Silicon-Valley-Riesen überhaupt aufnehmen?

[PH]: Wir müssen differenzieren: Diese Anbieter sind keine Wettbewerber, sondern
Integrationspartner für unsere Telefonie mit deren Videokonferenz-Lösungen. Unsere konkreten Wettbewerber sitzen im klassischen UCaaS-Umfeld – und zunehmend auch im KI-nahen Kommunikationssegment

[AP]: In unserer Bubble scheint KI zum Alltag zu gehören, aber die breite Masse ist immer noch skeptisch. Was sagst du diesen Menschen?

[PH]: Künstliche Intelligenz musst du als Chance und als Begleiter für die Zukunft betrachten,
nicht als Gefahr. Früher sagte man „Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit“.

[AP]: Wie schätzt du den europäischen Mittelstand beim Thema KI ein? Bleibt es für viele nur ein Buzzword?

[PH]: Für viele ist es aktuell noch ein Buzzword. Was ich in Gesprächen mit Unternehmen
wahrnehme, wird durch Studien bestätigt: Rund 90% der Unternehmen sehen in
KI große Bedeutung für die Wirtschaft, aber nur in 14% ist KI wirklich im
Einsatz. 64% sehen sich selbst als Nachzügler. Das ist erschreckend, und wir
wollen hier ansetzen und das im deutschen Mittelstand in der Breite in
Anwendung bringen und spürbaren Mehrwert erzeugen.

[AP]: Auf dem Papier ging deine Karriere immer steil nach oben. Aber gab es auch Niederlagen, aus denen du Learnings gezogen hast?

[PH]: Ja, definitiv. Niederlagen sind wichtig, um sich weiterzuentwickeln. In der ein oder
anderen Position habe ich bemerkt, dass mein Wertbeitrag limitiert ist. Dann war es für
mich wichtig auch die Konsequenzen daraus zu ziehen.

[AP]: Was machst du anders als andere deutsche CEOs? Welche Entscheidungen waren hart, aber entscheidend?

[PH]: Bei Erfolgen stelle ich das Team in den Vordergrund, bei Niederlagen übernehme ich persönlich Verantwortung. Außerdem bin ich nahbar und transparent für alle Mitarbeiter:innen – das erlebe ich in der deutschen CEO-Landschaft eher selten.
Besonders schwer sind Entscheidungen, die negative Konsequenzen für Menschen haben.
Wichtig ist, sie fair und fundiert zu treffen. Wenn Anforderungen von Mitarbeitenden und
Unternehmen nicht (mehr) zusammenpassen, muss man die Zusammenarbeit beenden – zum
Wohle beider Seiten.

[AP]: Lass uns über Geld reden. Wie investierst du, und was bedeutet dir dein Vermögen?

[PH]: Ich investiere breit und eher konservativ (ich bin vom Sternzeichen Jungfrau) – Fonds
mit überdurchschnittlichem Aktienanteil, Immobilien, private Rentenversicherungen.

[AP]: Abseits vom Geld: Was macht dich wirklich happy? Und wie wichtig ist dir Familie im Vergleich zum Job?

[PH]: Meine Energie für den Job ziehe ich aus einem balancierten, positiven Privatleben. Familie ist mir extrem wichtig. Zum Beispiel rufe ich meine Mama zweimal täglich an – morgens auf dem Weg zur Arbeit, abends auf dem Heimweg.

[AP]: Deutschland-Check: Was muss sich bei uns sofort ändern?

[PH]: Das generelle (deutsche) Mindset. Vieles ist Einstellungssache. Würde ein Tennisspieler
mit dieser Einstellung in ein Spiel gehen, wäre es bereits zu Beginn verloren. Der Deutsche sieht das Glas generell eher halb leer als halb voll. Deutschland ist ein toller
Standort zum Leben mit enormen Entwicklungspotentialen. Aber ich kann nicht davon ausgehen, dass es immer so bleibt, ohne etwas dafür zu tun. Wir müssen gemeinsam an
den Potentialen arbeiten und diese umsetzen.

[AP]: Die Welt wird immer schneller, digitaler, komplexer – was macht dir dabei Bock, was Angst und was Hoffnung?

[PH]: Die Möglichkeit an der „Digitalen Revolution Deutschlands“ mitzuarbeiten, bereitet mir große Freude. Ich habe nicht nur Hoffnung, sondern bin davon überzeugt, dass Deutschland sich hier
neue Kernkompetenzen erarbeiten kann! Angst macht mir lediglich die geopolitische Lage – da erinnere ich mich gerne an meine unbeschwerte Jugend zurück.

[André Patrzek]: Danke Patrik für deine Zeit und die inspirierenden Gedanken. Deine Perspektive auf Leadership, Mittelstand und KI ist eine echte Motivation für Entscheider und Gründer.

Das Interview führte André Patrzek für UnternehmerNEXT von Business Punk.