Person
Interview icon Interview Gast:
Marlena Dietz
  Gründerin:

- Marlena Dietz

- Co-Founderin Fobe.me

- Female Founder & Vollzeit-CEO

- Background: Langjährige Erfahrung im Luxus- und Premium-Fashion-Segment.

- Mission: Luxus neu denken, nachhaltig und zirkulär.


Unternehmen:

- Name: FOBE.me

- Gründung: 2020

- Sitz: Berlin

- Branche: Fashion-Tech / Luxury Rental


www.fobe.me/
9. Oktober 2025

Marlena Dietz

Luxus zum Leihen? Wie Marlena Dietz mit Fobe „besitzen“ überflüssig macht.

Marlena hat aus dem Traum von Luxus und Nachhaltigkeit ein Geschäftsmodell gemacht. Mit Fobe.me gründete sie eine Plattform, die Designertaschen nicht verkauft, sondern verleiht – flexibel, digital und ohne schlechtes Gewissen. Eine echte Revolution im Luxussegment.

Mit ihrer Vision, Luxus zugänglicher und bewusster zu machen, prägt sie eine neue Art, Mode zu erleben. Als Co-Founderin eines innovativen Fashion-Tech-Unternehmens baut sie mit Fobe ein Membership-Modell auf, das Stil, Nachhaltigkeit und Circular Fashion vereint und den klassischen Besitzgedanken neu definiert.

[André Patrzek]: Marlena, erinnerst du dich an deine erste Designerbag – und was sie für dich bedeutet hat?

[Marlena Dietz]: Ja, klar erinnere ich mich. Meine erste Designerbag habe ich von meiner damaligen Chefin geschenkt bekommen. Bevor ich Fobe gegründet habe, war ich als Einkäuferin für Multibrand Fashion Stores tätig. Dort arbeitete ich mit High-End-Labels wie Prada und Céline ebenso wie mit Premium-Brands. Es war eine Céline-Tasche, und ich habe sie überall getragen. Die Qualität hat mich so überzeugt, dass ich seitdem bei Taschen in diesem Segment geblieben bin.

[AP]: Gab es einen Moment, in dem du Luxus das erste Mal nicht nur als begehrenswert, sondern auch kritisch gesehen hast?

[MD]: Ja, auf jeden Fall. Ich finde, dass bei einigen Marken die Qualität in den letzten Jahren deutlich nachgelassen hat. Es gab ja auch einige Produktionsskandale, die das bestätigt haben. Ohne Namen zu nennen, haben wir bei einem bestimmten Modell selbst gemerkt, dass sich das Material nach kurzer Zeit verfärbt und die Tasche dadurch untragbar wird. In der Herstellung soll sie nur rund 50 Euro kosten, verkauft wird sie aber für über 2.500 Euro und hält kaum ein Jahr. Das hat für mich nichts mehr mit Luxus zu tun. Besonders für Menschen, die lange auf so eine Tasche sparen und glauben, in ein Investment-Piece zu investieren, ist das enttäuschend.

[AP]: Wie kam die Idee zu Fobe.me? Gab’s einen Moment, in dem du wusstest: Das ist es – Luxus, aber smarter gedacht?

[MD]: Ja, die Grundidee zu Fobe hatte mein Co-Founder Anton Wochmanin. Er kam schnell auf mich zu, da ich zu dieser Zeit im Luxus-Fashion-Segment gearbeitet habe und dort viel Know-how gesammelt hatte. Ich war sofort begeistert, und wir haben uns entschieden, gemeinsam zu gründen und aus der Idee ein Business zu machen.

Luxusmode hat durch Social Media schnelle Trendzyklen entwickelt, und der Wunsch nach Individualität hat enorm an Tempo gewonnen. Das Konzept von Besitz passt da einfach nicht mehr. Mit Fobe haben wir deswegen eine Möglichkeit geschaffen, auf die Vielfalt nicht verzichten zu müssen und dabei trotzdem nachhaltig zu konsumieren.

[AP]: Was war der härteste Widerstand am Anfang: Investoren, Kundinnen oder die eigene Zweifelstimme?

[MD]: Wir hatten das große Glück, schon vor dem Launch unser erstes Investment zu erhalten und durch kleinere Tests zu sehen, dass es echten Bedarf im Markt gibt. Der schwierigste Moment kam kurz darauf: Wir sind mit Fobe nur eine Woche vor dem ersten Corona-Lockdown live gegangen. Plötzlich befanden wir uns in einer Zeit, in der niemand eine Luxustasche brauchte. Das war unsere größte Herausforderung.

[AP]: Fobe steht für „For a better experience“. Was genau ist die Erfahrung, die du schaffen willst?

[MD]: Wir wollen unseren Nutzerinnen die Möglichkeit geben, Mode in ihrer ganzen Vielfalt zu erleben, mit Freiheit und Flexibilität. Fobe soll den Zugang zu Luxus demokratisieren und zeigen, dass es beim Stil nicht nur um Logos geht, sondern um Ausdruck, Farbe und Individualität. Oft braucht es nur diese eine Tasche, um den eigenen Look oder den Zeitgeist perfekt zu treffen, und genau dieses Erlebnis wollen wir möglich machen. Der Vorteil ist, hier kann man wirklich aussuchen und tragen, was man aktuell möchte, ohne ein teures Investment und eine langfristige Entscheidung treffen zu müssen.

[AP]: Viele sehen Luxus als Statussymbol, du machst ihn zum Abo-Modell. Ist das Demokratisierung oder die neue Form von Ownership?

[MD]: Ich sehe Fobe als eine neue Form von Ownership, die Luxus neu interpretiert und demokratischer ist. Selbst kaufkräftige Konsumentinnen investieren heute bewusster, weil klassische Luxusprodukte durch schnelle Trends oft an Wert verlieren. Bei uns steht nicht das Statussymbol im Vordergrund, sondern das Erlebnis. Wir machen Designer-Handtaschen einer größeren Zielgruppe zugänglich, ohne den Luxusgedanken zu verlieren, denn mit 69 Euro im Monat bleibt Fobe immer noch ein Premiumprodukt.

[AP]: Was war dir bei der Entwicklung wichtiger: Style, Nachhaltigkeit oder Convenience?

[MD]: Nachhaltigkeit ist in unserem Geschäftsmodell fest verankert. Ohne sie würde Fobe nicht funktionieren, weil sie Teil unserer Grundidee ist. Bei der Entwicklung lag der Fokus deshalb auf Style und Convenience. Aber auch den Service mit einem starken Markenauftritt und einer klaren Sprache an unsere Zielgruppe zu kommunizieren.

[AP]: Du verleihst Handtaschen – ein Produkt, das viele als „emotionales Investment“ sehen. Wie schaffst du Vertrauen in eine Leihkultur, die für viele noch ungewohnt ist?

[MD]: Vertrauen ist in unserem Modell entscheidend. Deshalb haben wir von Anfang an großen Wert auf hochwertiges Branding gelegt. Mit Stefanie Giesinger als Brand Ambassador und mittlerweile Investorin haben wir ein Gesicht gefunden, das perfekt zum aktuellen Zeitgeist passt: Luxus wird heute effortless, casual und zugänglicher getragen. Der Style steht über dem Besitz.

Ebenso wichtig ist für uns die Customer Experience. Jede Tasche verlässt unser Lager in einwandfreiem und vor allem sauberem Zustand. Dafür haben wir ein strenges Qualitätsmanagement mit einem Sechs-Augen-Prinzip eingeführt. Alle Taschen sind versichert, und unser Kundenservice ist leicht erreichbar. Über unsere Social-Media-Kanäle beantworten wir zusätzlich häufige Fragen, um Transparenz zu schaffen und Vertrauen weiter zu stärken.

„Ich liebe Mode, aber noch mehr liebe ich das Gefühl, wenn aus Leidenschaft ein Purpose wird, genau das ist Fobe für mich.“
Marlena Dietz
Marlena Dietz

[AP]: Wie reagiert die klassische Luxuswelt auf dein Modell, mit Interesse oder eher mit Skepsis?

[MD]: Wir haben beides erlebt, wir erfahren aber hauptsächlich viel Interesse und Zuspruch von den Brands.

[AP]: Ihr setzt stark auf Community. Was passiert, wenn Fashion plötzlich nicht mehr nur „haben“, sondern „teilen“ bedeutet?

[MD]: Wenn Fashion eher Teilen als Haben bedeutet, hätten wir mit Fobe einen großen Meilenstein erreicht und dazu beigetragen, dass Konsum anders gedacht wird und somit auch nachhaltiger geworden ist.

[AP]: Wie siehst du das Thema Nachhaltigkeit in der Modebranche? Reicht Kreislaufdenken – oder braucht es ein neues Mindset?

[MD]: Es braucht ein neues Mindset, und Leihen kann nur der Anfang davon sein. Wir müssen Fashion grundsätzlich anders denken, um sie wirklich nachhaltig zu gestalten. Ich denke, dass hier die große Schwierigkeit ist, die Geschwindigkeit, in der Mode konsumiert wird, wieder zu entschleunigen. Das ist der Grund, weshalb wir am Konsumverhalten angesetzt und keine neue nachhaltige Luxusmarke gegründet haben. 

[AP]: Du bist Co-Gründerin und Fashion Lover. Wie verbindest du Emotion und Business?

[MD]: Mode ist für mich eine große Leidenschaft, und genau deshalb war Fobe die perfekte Verbindung von Emotion und Business. Hier kann ich meine kreative Seite voll ausleben und gleichzeitig mein Know-how in Bereichen wie Markenaufbau, Strategie und Leadership einbringen. Das macht die Arbeit für mich so erfüllend.

[AP]: Welche Entscheidungen triffst du aus Intuition – und welche datenbasiert?

[MD]: Das hängt stark vom Bereich ab. Im Marketing arbeiten wir sehr datenbasiert, um zu verstehen, welche Inhalte und Kampagnen wirklich funktionieren. Im Einkauf ist das schwieriger, weil es für neue Taschenmodelle oft noch keine Daten gibt. Trends entstehen häufig intuitiv, und man entwickelt mit der Zeit ein Gespür dafür, welches Modell das Potenzial zur nächsten It-Bag hat. Diese Modelle kaufen wir zunächst in kleineren Mengen ein und validieren im Nachgang anhand der Daten, wie sie angenommen werden. Wenn die Nachfrage steigt, stocken wir gezielt auf.

[AP]: Viele sprechen über Subscription Fatigue – wie haltet ihr eure Kundinnen langfristig begeistert? 

[MD]: Das Schöne an Fobe ist, dass unsere Membership so aufgebaut ist, dass Nutzerinnen ihre Tasche jederzeit innerhalb der Laufzeit tauschen können. So erleben sie immer wieder etwas Neues, und der Service bleibt langfristig spannend und relevant. Für alle, die sich nicht fest binden möchten, bieten wir flexible Laufzeiten an, die bereits bei zwei Wochen starten.

[AP]: Fobe.me vereint Luxus, Tech und Purpose – drei Welten, die sehr verschieden scheinen. Was war die größte Challenge beim Aufbau der Plattform?

[MD]: Die größte Challenge war Tech, da es für unser Geschäftsmodell keine Out-of-the-box-Tools gibt und wir wirklich überlegen mussten, wie wir unsere Prozesse so abgebildet bekommen, dass wir nicht alles selbst entwickeln müssen.

[AP]: Viele Startups reden über Nachhaltigkeit, ihr lebt sie im Produkt. Wie konsequent bist du selbst als Konsumentin?

[MD]: Ich finde es schwierig, Nachhaltigkeit mit erhobenem Zeigefinger zu vermitteln. Jeder kann für sich selbst entscheiden, in welchen Bereichen des Alltags er nachhaltiger handeln kann. Ich verzichte zum Beispiel schon mein ganzes Leben auf Fleisch und Fisch und ernähre mich überwiegend vegan, was für mich kein großer Verzicht ist. Zu Hause achten wir darauf, regional einzukaufen und Plastikflaschen weitestgehend zu vermeiden. Ich glaube, wenn man sich zu viel vornimmt, hält man es langfristig nicht durch. Natürlich bin ich auch Fobe-Kundin. Als Fashion Lover ist meine Schwachstelle Fast Fashion. Ich versuche, in diesem Bereich meine Käufe stark zu reduzieren, schaffe es aber nicht, ganz darauf zu verzichten.

[AP]: Wie gehst du mit Druck, Wachstum und Erwartungshaltung um – gerade als weibliche Gründerin in einem umkämpften Segment?

[MD]: Ich habe schnell gelernt, dass man dem Druck nur standhalten kann, wenn man gut auf sich selbst achtet. Für mich bedeutet das ausreichend Schlaf, eine ausgewogene Ernährung, Bewegung und eine stabile Partnerschaft. Das ist aber bei jedem individuell. Entscheidend ist, herauszufinden, wie man sein Leben so gestaltet, dass man langfristig belastbar bleibt. Eine Gründung ist selten ein Sprint, sondern eher ein Marathon, den man im besten Fall ohne Burnout meistern sollte.

[AP]: Was würdest du jungen Gründerinnen raten, die zwischen Lifestyle, Tech und Purpose ihr Ding machen wollen?

[MD]: Ich würde dazu raten, einfach zu starten. Durch das Machen ergeben sich dann oft von alleine Chancen, mit denen man vorher nicht gerechnet hätte.

[AP]: Und ganz ehrlich: Welche Tasche würdest du selbst niemals verleihen?

[Marlena Dietz]: Ich glaube, es gibt tatsächlich keine Tasche, die ich nicht verleihen würde.  Ich habe Fobe in erster Linie für andere gegründet und wir kaufen an Taschen das ein, was von unserer Community gewünscht wird. Deswegen ist nichts ausgeschlossen.

[André Patrzek]: Danke Marlena für das spannende Gespräch. Du zeigst, dass der Konsum von Luxus heute auch mit Bewusstsein und Mut zum Umdenken begegnet werden kann. Fobe.me ist dafür das beste Beispiel: modern, inspirierend und mit klarer Vision.

Das Interview führte André Patrzek für UnternehmerNEXT von Business Punk.

Company logo
  Gründerin:

- Marlena Dietz

- Co-Founderin Fobe.me

- Female Founder & Vollzeit-CEO

- Background: Langjährige Erfahrung im Luxus- und Premium-Fashion-Segment.

- Mission: Luxus neu denken, nachhaltig und zirkulär.


Unternehmen:

- Name: FOBE.me

- Gründung: 2020

- Sitz: Berlin

- Branche: Fashion-Tech / Luxury Rental


www.fobe.me/
9. Oktober 2025

Marlena Dietz

Luxus zum Leihen? Wie Marlena Dietz mit Fobe „besitzen“ überflüssig macht.

Marlena hat aus dem Traum von Luxus und Nachhaltigkeit ein Geschäftsmodell gemacht. Mit Fobe.me gründete sie eine Plattform, die Designertaschen nicht verkauft, sondern verleiht – flexibel, digital und ohne schlechtes Gewissen. Eine echte Revolution im Luxussegment.

Mit ihrer Vision, Luxus zugänglicher und bewusster zu machen, prägt sie eine neue Art, Mode zu erleben. Als Co-Founderin eines innovativen Fashion-Tech-Unternehmens baut sie mit Fobe ein Membership-Modell auf, das Stil, Nachhaltigkeit und Circular Fashion vereint und den klassischen Besitzgedanken neu definiert.

[André Patrzek]: Marlena, erinnerst du dich an deine erste Designerbag – und was sie für dich bedeutet hat?

[Marlena Dietz]: Ja, klar erinnere ich mich. Meine erste Designerbag habe ich von meiner damaligen Chefin geschenkt bekommen. Bevor ich Fobe gegründet habe, war ich als Einkäuferin für Multibrand Fashion Stores tätig. Dort arbeitete ich mit High-End-Labels wie Prada und Céline ebenso wie mit Premium-Brands. Es war eine Céline-Tasche, und ich habe sie überall getragen. Die Qualität hat mich so überzeugt, dass ich seitdem bei Taschen in diesem Segment geblieben bin.

[AP]: Gab es einen Moment, in dem du Luxus das erste Mal nicht nur als begehrenswert, sondern auch kritisch gesehen hast?

[MD]: Ja, auf jeden Fall. Ich finde, dass bei einigen Marken die Qualität in den letzten Jahren deutlich nachgelassen hat. Es gab ja auch einige Produktionsskandale, die das bestätigt haben. Ohne Namen zu nennen, haben wir bei einem bestimmten Modell selbst gemerkt, dass sich das Material nach kurzer Zeit verfärbt und die Tasche dadurch untragbar wird. In der Herstellung soll sie nur rund 50 Euro kosten, verkauft wird sie aber für über 2.500 Euro und hält kaum ein Jahr. Das hat für mich nichts mehr mit Luxus zu tun. Besonders für Menschen, die lange auf so eine Tasche sparen und glauben, in ein Investment-Piece zu investieren, ist das enttäuschend.

[AP]: Wie kam die Idee zu Fobe.me? Gab’s einen Moment, in dem du wusstest: Das ist es – Luxus, aber smarter gedacht?

[MD]: Ja, die Grundidee zu Fobe hatte mein Co-Founder Anton Wochmanin. Er kam schnell auf mich zu, da ich zu dieser Zeit im Luxus-Fashion-Segment gearbeitet habe und dort viel Know-how gesammelt hatte. Ich war sofort begeistert, und wir haben uns entschieden, gemeinsam zu gründen und aus der Idee ein Business zu machen.

Luxusmode hat durch Social Media schnelle Trendzyklen entwickelt, und der Wunsch nach Individualität hat enorm an Tempo gewonnen. Das Konzept von Besitz passt da einfach nicht mehr. Mit Fobe haben wir deswegen eine Möglichkeit geschaffen, auf die Vielfalt nicht verzichten zu müssen und dabei trotzdem nachhaltig zu konsumieren.

[AP]: Was war der härteste Widerstand am Anfang: Investoren, Kundinnen oder die eigene Zweifelstimme?

[MD]: Wir hatten das große Glück, schon vor dem Launch unser erstes Investment zu erhalten und durch kleinere Tests zu sehen, dass es echten Bedarf im Markt gibt. Der schwierigste Moment kam kurz darauf: Wir sind mit Fobe nur eine Woche vor dem ersten Corona-Lockdown live gegangen. Plötzlich befanden wir uns in einer Zeit, in der niemand eine Luxustasche brauchte. Das war unsere größte Herausforderung.

[AP]: Fobe steht für „For a better experience“. Was genau ist die Erfahrung, die du schaffen willst?

[MD]: Wir wollen unseren Nutzerinnen die Möglichkeit geben, Mode in ihrer ganzen Vielfalt zu erleben, mit Freiheit und Flexibilität. Fobe soll den Zugang zu Luxus demokratisieren und zeigen, dass es beim Stil nicht nur um Logos geht, sondern um Ausdruck, Farbe und Individualität. Oft braucht es nur diese eine Tasche, um den eigenen Look oder den Zeitgeist perfekt zu treffen, und genau dieses Erlebnis wollen wir möglich machen. Der Vorteil ist, hier kann man wirklich aussuchen und tragen, was man aktuell möchte, ohne ein teures Investment und eine langfristige Entscheidung treffen zu müssen.

[AP]: Viele sehen Luxus als Statussymbol, du machst ihn zum Abo-Modell. Ist das Demokratisierung oder die neue Form von Ownership?

[MD]: Ich sehe Fobe als eine neue Form von Ownership, die Luxus neu interpretiert und demokratischer ist. Selbst kaufkräftige Konsumentinnen investieren heute bewusster, weil klassische Luxusprodukte durch schnelle Trends oft an Wert verlieren. Bei uns steht nicht das Statussymbol im Vordergrund, sondern das Erlebnis. Wir machen Designer-Handtaschen einer größeren Zielgruppe zugänglich, ohne den Luxusgedanken zu verlieren, denn mit 69 Euro im Monat bleibt Fobe immer noch ein Premiumprodukt.

[AP]: Was war dir bei der Entwicklung wichtiger: Style, Nachhaltigkeit oder Convenience?

[MD]: Nachhaltigkeit ist in unserem Geschäftsmodell fest verankert. Ohne sie würde Fobe nicht funktionieren, weil sie Teil unserer Grundidee ist. Bei der Entwicklung lag der Fokus deshalb auf Style und Convenience. Aber auch den Service mit einem starken Markenauftritt und einer klaren Sprache an unsere Zielgruppe zu kommunizieren.

[AP]: Du verleihst Handtaschen – ein Produkt, das viele als „emotionales Investment“ sehen. Wie schaffst du Vertrauen in eine Leihkultur, die für viele noch ungewohnt ist?

[MD]: Vertrauen ist in unserem Modell entscheidend. Deshalb haben wir von Anfang an großen Wert auf hochwertiges Branding gelegt. Mit Stefanie Giesinger als Brand Ambassador und mittlerweile Investorin haben wir ein Gesicht gefunden, das perfekt zum aktuellen Zeitgeist passt: Luxus wird heute effortless, casual und zugänglicher getragen. Der Style steht über dem Besitz.

Ebenso wichtig ist für uns die Customer Experience. Jede Tasche verlässt unser Lager in einwandfreiem und vor allem sauberem Zustand. Dafür haben wir ein strenges Qualitätsmanagement mit einem Sechs-Augen-Prinzip eingeführt. Alle Taschen sind versichert, und unser Kundenservice ist leicht erreichbar. Über unsere Social-Media-Kanäle beantworten wir zusätzlich häufige Fragen, um Transparenz zu schaffen und Vertrauen weiter zu stärken.

„Ich liebe Mode, aber noch mehr liebe ich das Gefühl, wenn aus Leidenschaft ein Purpose wird, genau das ist Fobe für mich.“
Marlena Dietz
Marlena Dietz

[AP]: Wie reagiert die klassische Luxuswelt auf dein Modell, mit Interesse oder eher mit Skepsis?

[MD]: Wir haben beides erlebt, wir erfahren aber hauptsächlich viel Interesse und Zuspruch von den Brands.

[AP]: Ihr setzt stark auf Community. Was passiert, wenn Fashion plötzlich nicht mehr nur „haben“, sondern „teilen“ bedeutet?

[MD]: Wenn Fashion eher Teilen als Haben bedeutet, hätten wir mit Fobe einen großen Meilenstein erreicht und dazu beigetragen, dass Konsum anders gedacht wird und somit auch nachhaltiger geworden ist.

[AP]: Wie siehst du das Thema Nachhaltigkeit in der Modebranche? Reicht Kreislaufdenken – oder braucht es ein neues Mindset?

[MD]: Es braucht ein neues Mindset, und Leihen kann nur der Anfang davon sein. Wir müssen Fashion grundsätzlich anders denken, um sie wirklich nachhaltig zu gestalten. Ich denke, dass hier die große Schwierigkeit ist, die Geschwindigkeit, in der Mode konsumiert wird, wieder zu entschleunigen. Das ist der Grund, weshalb wir am Konsumverhalten angesetzt und keine neue nachhaltige Luxusmarke gegründet haben. 

[AP]: Du bist Co-Gründerin und Fashion Lover. Wie verbindest du Emotion und Business?

[MD]: Mode ist für mich eine große Leidenschaft, und genau deshalb war Fobe die perfekte Verbindung von Emotion und Business. Hier kann ich meine kreative Seite voll ausleben und gleichzeitig mein Know-how in Bereichen wie Markenaufbau, Strategie und Leadership einbringen. Das macht die Arbeit für mich so erfüllend.

[AP]: Welche Entscheidungen triffst du aus Intuition – und welche datenbasiert?

[MD]: Das hängt stark vom Bereich ab. Im Marketing arbeiten wir sehr datenbasiert, um zu verstehen, welche Inhalte und Kampagnen wirklich funktionieren. Im Einkauf ist das schwieriger, weil es für neue Taschenmodelle oft noch keine Daten gibt. Trends entstehen häufig intuitiv, und man entwickelt mit der Zeit ein Gespür dafür, welches Modell das Potenzial zur nächsten It-Bag hat. Diese Modelle kaufen wir zunächst in kleineren Mengen ein und validieren im Nachgang anhand der Daten, wie sie angenommen werden. Wenn die Nachfrage steigt, stocken wir gezielt auf.

[AP]: Viele sprechen über Subscription Fatigue – wie haltet ihr eure Kundinnen langfristig begeistert? 

[MD]: Das Schöne an Fobe ist, dass unsere Membership so aufgebaut ist, dass Nutzerinnen ihre Tasche jederzeit innerhalb der Laufzeit tauschen können. So erleben sie immer wieder etwas Neues, und der Service bleibt langfristig spannend und relevant. Für alle, die sich nicht fest binden möchten, bieten wir flexible Laufzeiten an, die bereits bei zwei Wochen starten.

[AP]: Fobe.me vereint Luxus, Tech und Purpose – drei Welten, die sehr verschieden scheinen. Was war die größte Challenge beim Aufbau der Plattform?

[MD]: Die größte Challenge war Tech, da es für unser Geschäftsmodell keine Out-of-the-box-Tools gibt und wir wirklich überlegen mussten, wie wir unsere Prozesse so abgebildet bekommen, dass wir nicht alles selbst entwickeln müssen.

[AP]: Viele Startups reden über Nachhaltigkeit, ihr lebt sie im Produkt. Wie konsequent bist du selbst als Konsumentin?

[MD]: Ich finde es schwierig, Nachhaltigkeit mit erhobenem Zeigefinger zu vermitteln. Jeder kann für sich selbst entscheiden, in welchen Bereichen des Alltags er nachhaltiger handeln kann. Ich verzichte zum Beispiel schon mein ganzes Leben auf Fleisch und Fisch und ernähre mich überwiegend vegan, was für mich kein großer Verzicht ist. Zu Hause achten wir darauf, regional einzukaufen und Plastikflaschen weitestgehend zu vermeiden. Ich glaube, wenn man sich zu viel vornimmt, hält man es langfristig nicht durch. Natürlich bin ich auch Fobe-Kundin. Als Fashion Lover ist meine Schwachstelle Fast Fashion. Ich versuche, in diesem Bereich meine Käufe stark zu reduzieren, schaffe es aber nicht, ganz darauf zu verzichten.

[AP]: Wie gehst du mit Druck, Wachstum und Erwartungshaltung um – gerade als weibliche Gründerin in einem umkämpften Segment?

[MD]: Ich habe schnell gelernt, dass man dem Druck nur standhalten kann, wenn man gut auf sich selbst achtet. Für mich bedeutet das ausreichend Schlaf, eine ausgewogene Ernährung, Bewegung und eine stabile Partnerschaft. Das ist aber bei jedem individuell. Entscheidend ist, herauszufinden, wie man sein Leben so gestaltet, dass man langfristig belastbar bleibt. Eine Gründung ist selten ein Sprint, sondern eher ein Marathon, den man im besten Fall ohne Burnout meistern sollte.

[AP]: Was würdest du jungen Gründerinnen raten, die zwischen Lifestyle, Tech und Purpose ihr Ding machen wollen?

[MD]: Ich würde dazu raten, einfach zu starten. Durch das Machen ergeben sich dann oft von alleine Chancen, mit denen man vorher nicht gerechnet hätte.

[AP]: Und ganz ehrlich: Welche Tasche würdest du selbst niemals verleihen?

[Marlena Dietz]: Ich glaube, es gibt tatsächlich keine Tasche, die ich nicht verleihen würde.  Ich habe Fobe in erster Linie für andere gegründet und wir kaufen an Taschen das ein, was von unserer Community gewünscht wird. Deswegen ist nichts ausgeschlossen.

[André Patrzek]: Danke Marlena für das spannende Gespräch. Du zeigst, dass der Konsum von Luxus heute auch mit Bewusstsein und Mut zum Umdenken begegnet werden kann. Fobe.me ist dafür das beste Beispiel: modern, inspirierend und mit klarer Vision.

Das Interview führte André Patrzek für UnternehmerNEXT von Business Punk.