Work & Winning Azubi-Paradox: Rekord-Übernahmen trotz Ausbildungskrise

Azubi-Paradox: Rekord-Übernahmen trotz Ausbildungskrise

Strukturelles Problem mit gesellschaftlichen Ursachen

Der Anteil ausbildungsberechtigter Betriebe liegt bei 51 Prozent und hat sich seit Beginn der Corona-Krise kaum verändert. Von diesen Betrieben bilden jedoch nur 56 Prozent tatsächlich aus, wie „Business Insider“ berichtet. Als Hauptgrund wird fehlendes Personal genannt – ein klassisches Henne-Ei-Problem.

Achim Dercks, stellvertretender DIHK-Hauptgeschäftsführer, sieht laut „Welt“ neben der aktuellen Wirtschaftsschwäche auch tiefgreifendere Probleme: „Die Unternehmen kämpfen mit der wirtschaftlichen Situation, ihnen fehlen inzwischen oft finanzielle Mittel sowie klare Aussichten für den Betrieb.“ Gleichzeitig brauche die Wirtschaft für einen erhofften Aufschwung dringend gut ausgebildetes Personal. Besonders alarmierend: Fast drei Millionen Menschen unter 35 Jahren haben keine Berufsausbildung. Sie sind es, deren Jobs in Krisenzeiten am unsichersten sind.

Business Punk Check

Die Ausbildungskrise offenbart das Versagen eines ganzen Systems: Während Politiker Milliarden in Programme pumpen, die kaum Wirkung zeigen, fehlt es an der Basis. Statt echter Bildungsreform gibt es PR-Offensiven. Die Wirtschaft jammert über fehlende Grundkompetenzen, während gleichzeitig die Digitalisierung soziale Fähigkeiten erodieren lässt.

Der wahre Skandal: Unternehmen kürzen bei Ausbildungsplätzen, wenn’s wirtschaftlich eng wird – genau dann, wenn langfristiges Denken gefragt wäre. Wer heute bei der Ausbildung spart, zahlt morgen doppelt und dreifach. Für Unternehmer heißt das: Wer jetzt gegen den Trend in Ausbildung investiert und kreative Wege findet, auch schwächere Kandidaten zu fördern, sichert sich einen massiven Wettbewerbsvorteil für die nächsten zehn Jahre.

Häufig gestellte Fragen

  • Wie können Unternehmen trotz mangelnder Grundkompetenzen bei Bewerbern erfolgreiche Ausbildungen durchführen?
    Erfolgreiche Betriebe setzen auf Eingangsqualifizierungen vor der eigentlichen Ausbildung. Dabei werden Grundkompetenzen gezielt nachgeschult und gleichzeitig die Eignung des Kandidaten geprüft. Kooperationen mit Schulen und Nachhilfeinstituten können diese Phase unterstützen.
  • Welche konkreten Maßnahmen helfen mittelständischen Unternehmen, ihre Ausbildungsplätze zu besetzen?
    Mittelständler sollten ihre Ausbildungsmarketing-Strategie modernisieren: Präsenz auf TikTok und Instagram, Azubi-Botschafter einsetzen, Praktikumsprogramme für Schüler anbieten und flexible Ausbildungsmodelle entwickeln. Entscheidend ist auch, die Ausbildungsvergütung wettbewerbsfähig zu gestalten.
  • Wie wirkt sich die Ausbildungskrise langfristig auf die Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Mittelstands aus?
    Ohne Gegenmaßnahmen droht dem deutschen Mittelstand ein massiver Wettbewerbsnachteil. Unternehmen, die jetzt ihre Ausbildungskapazitäten reduzieren, werden in 3-5 Jahren nicht mehr konkurrenzfähig sein. Besonders in technologieintensiven Branchen wird der Innovationsdruck durch Fachkräftemangel die Marktposition schwächen.
  • Welche Branchen bieten trotz der Krise die besten Chancen für Ausbildungssuchende?
    Finanz- und Versicherungswesen, Energie- und Wasserversorgung sowie der öffentliche Dienst bieten mit Übernahmequoten von fast 90% die besten Perspektiven. Auch im Gesundheits- und Pflegebereich sowie in IT-nahen Ausbildungsberufen sind die Chancen auf Übernahme und langfristige Beschäftigung überdurchschnittlich hoch.
  • Wie können politische Entscheidungsträger die Ausbildungskrise wirksam bekämpfen?
    Statt weiterer Förderprogramme braucht es eine grundlegende Reform der Schulbildung mit Fokus auf Basiskompetenzen und Berufsorientierung ab der 7. Klasse. Steuerliche Anreize für ausbildende Betriebe, vereinfachte Bürokratie und die Modernisierung der Berufsschulen sind weitere Schlüsselmaßnahmen.

Quellen: „Business Insider“, „handwerksblatt.de“, „Welt“

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