Work & Winning Nestlé-Skandal: Blitzkarriere durch Affäre – und der CEO fällt

Nestlé-Skandal: Blitzkarriere durch Affäre – und der CEO fällt

Der Nestlé-CEO musste gehen, weil er eine Untergebene beförderte und mit ihr eine geheime Beziehung führte. Was Büroliebschaften für Karrieren bedeuten und warum Transparenz der einzige Weg ist.

Die Karriereleiter in Rekordzeit erklimmen? Für eine Marketing-Managerin bei Nestlé war der Weg nach oben offenbar besonders steil.

Innerhalb von nur anderthalb Jahren schaffte sie den Sprung von der Türkei-Niederlassung zur Marketing-Vizepräsidentin für Amerika. Ihr mutmaßlicher Karriere-Booster: eine geheime Beziehung zum CEO Laurent Freixe, der nach 39 Jahren Betriebszugehörigkeit nun fristlos entlassen wurde. Laut „Insideparadeplatz.ch“ hatte die Managerin „wie eine Rakete die Hierarchieleiter hochgeschossen“ – bis die Affäre aufflog und beide ihre Jobs verloren.

Wenn Liebe zur Karrierefalle wird

Der Fall Nestlé ist kein Einzelfall. Jeder vierte Deutsche findet seinen Partner am Arbeitsplatz, wie eine Studie von Elite Partner zeigt. Doch während manche Bürobeziehungen in glücklichen Ehen münden, enden andere in Karrieredesastern. „Beziehungen unter Kollegen sind hierzulande längst nicht mehr so verpönt wie früher“, erklärt Walter Jochmann, Geschäftsführer der Managementberatung Kienbaum, laut „Handelsblatt“. Entscheidend sei die Transparenz.

Genau diese fehlte im Fall Nestlé. Nicht die Beziehung an sich, sondern ihre Geheimhaltung wurde Freixe zum Verhängnis. Besonders brisant: Die Beförderung seiner Partnerin zur Marketing-Vizepräsidentin für Amerika erfolgte zu einem Zeitpunkt, als er selbst die Amerika-Abteilung leitete. Ein klarer Interessenkonflikt, der gegen den Verhaltenskodex des Konzerns verstieß.

Die rechtliche Grauzone der Büroliebe

„Liebesbeziehungen sind Teil des Persönlichkeitsrechts und vom Grundgesetz geschützt“, betont Arbeitsrechtler Sebastian Schröder von der Kanzlei Aquan in „Handelsblatt“. Selbst Beziehungen zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitern dürfen Unternehmen nicht grundsätzlich verbieten. Dennoch haben viele Konzerne klare Regeln etabliert. Während Unternehmen wie Allianz oder Adidas von ihren Mitarbeitern Transparenz bei Beziehungen fordern, gibt es bei vielen DAX-Konzernen keine expliziten Vorgaben.

BMW etwa strebt bei Vorgesetzten-Mitarbeiter-Beziehungen „einen Wechsel von einem der beiden Partner in eine andere Abteilung an“, wie „Handelsblatt“ berichtet. Bei Nestlé führte die Geheimhaltung der Beziehung letztlich zur Entlassung des CEOs. Besonders problematisch sind Beziehungen mit Machtgefälle. „Die Verhältnisse im gesamten Team werden vergiftet, weil niemand mehr weiß, was er im Pausenraum noch erzählen darf“, erklärt Psychologe Wolfgang Krüger laut „Handelsblatt“. Der Verdacht der Bevorzugung steht immer im Raum – wie im Fall der Nestlé-Managerin, die innerhalb kürzester Zeit zur Vizepräsidentin aufstieg.

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