Work & Winning Bürokratie? Bitte nicht!

Bürokratie? Bitte nicht!

Oder wie wir als Ehepaar mit e-Residency gründen, reisen und gemeinsam wachsen
Gastbeitrag von Madeleine Schulze

Es gibt Beziehungen, da teilt man das Netflix-Abo, vielleicht die Wohnung und manchmal sogar aus Versehen die Zahnbürste. Madeleine und Hoss teilen sich noch ein bisschen mehr: Beide sind selbständig und führen eigene Firmen und die beiden haben per e-Residency remote in Estland gegründet und führen ihre Unternehmen digital, unabhängig und doch eng verbunden miteinander. Wie geht denn das?

Als mein Mann vor sieben Jahren e-resident wurde, kämpfte ich noch mit der deutschen Bürokratie: Formulare, Amtsgänge und eine dicke Aktenmappe, die mich ständig an meine Standortgebundenheit erinnerten. Da fiel mir die kleine Karte meines Gatten ein. Die wies seine estnischen e-Residency nach. Damit kommen ausländischen Staatsangehörige sicher zu allen elektronischen Behördendiensten Estlands.

Seit April 2024 bin ich selbst e-residentin. Am Anfang musste ich mich da reinfuchsen. Das System ist schlank, effizient und wirklich durchdacht, aber eben auch anders als das, was man aus Deutschland kennt. Sobald man die Anfangshürde nimmt, wird vieles im Alltag deutlich einfacher: Administrative und rechtliche Aufgaben lassen sich digital erledigen, egal wo man gerade ist. Vor allem für Paare, die (orts-)unabhängig arbeiten, ist das gut.

Die Sache mit der Ortsunabhängigkeit

Aktuell leben und arbeiten wir hauptsächlich auf Teneriffa. Die Insel bietet nicht nur eine hohe Lebensqualität, sondern auch eine sehr gute digitale Infrastruktur. Wir sind generell flexibel, reisen zu unseren Kunden, wenn das gewünscht oder notwendig ist – ob für Workshops, Events oder persönliche Gespräche.

Während mein Mann gern unter Leuten ist und zum Arbeiten in sein Lieblingscafé geht, brauche ich Ruhe, Struktur und meinen festen Arbeitsplatz im Homeoffice. Genau hier greift der Vorteil unserer digitalen Doppelgründung: Jeder von uns lebt seinen individuellen Arbeitsstil. Trotzdem laufen unsere unternehmerischen Prozesse parallel und nahtlos: Rechnungen, digitale Unterschriften, Online-Archivierung der Belege und Jahresabschlüsse – all das funktioniert, ohne ständiges Abstimmen oder Nachfragen.

Da wir zudem nur zehn Minuten vom internationalen Flughafen entfernt wohnen, haben wir eine super Anbindung in die Welt. So können wir unser ortsunabhängiges Arbeiten mit persönlichem Austausch kombinieren – ganz ohne Kompromisse.

Sonnenpause statt Papierkram

Klar, manche Tage sind typisch untypisch. Wir starten in unsere eigenen Projekte, aber zwischendurch gibt es immer wieder kurzes Palaver, spontane Kaffeepausen am Strand oder schöne Sonnenmomente. So können wir flexibel leben und arbeiten, ohne uns ständig Sorgen um die Verwaltung machen zu müssen. Danach sitzen wir oft bis spät in den Abend an unseren Laptops – nicht, weil wir müssen, sondern weil wir Spaß an der Arbeit haben.

Die wahre Stärke der digitalen Existenz zeigt sich in der Freiheit, überall auf der Welt rechtssicher und produktiv zu bleiben. Unsere Buchhaltung, steuerliche Abwicklung und Unternehmensführung laufen digital im Hintergrund. Ob auf Teneriffa, bei der Familie in der Bundesrepublik. Oder bei Meetings mit Kunden quer durch Europa.

Gemeinsam unabhängig wachsen

Natürlich stoßen wir auf Herausforderungen, vor allem, wenn Partner oder Kunden noch das Analoge lieben. Doch gerade in solchen Momenten profitieren wir enorm davon, dass wir als Unternehmerpaar ähnliche Abläufe und Herausforderungen kennen und gemeinsam meistern können.

Die digitale Erfahrung stärkt nicht nur unsere Flexibilität und Standortunabhängigkeit, sondern auch das Teamgefühl. Wir sprechen dieselbe Sprache, ob es um steuerliche Themen oder digitale Tools geht. Das macht die Zusammenarbeit unkompliziert, ohne dass wir unsere Freiräume verlieren.

Traut euch digital!

Unsere Empfehlung an andere Paare und Unternehmer, die digital gründen wollen: Traut euch und seid offen für neue Abläufe. Stellt euch auf eine kurze Einarbeitungsphase ein. Danach läuft es praktisch von selbst.

Über Madeleine Schulze

Madeleine Schulze Gründerin und Fractional CMO bei MadThinkMarketing OÜ
Madeleine Schulze Gründerin und Fractional CMO bei MadThinkMarketing OÜ

Madeleine Schulze ist B2B-Marketingberaterin und Teilzeit-CMO mit einer Leidenschaft für die Lösung komplexer Herausforderungen und die Zusammenführung von Menschen, Ideen und Märkten über Kulturen hinweg. Ihre Karriere reicht von deutschen Startups wie Camunda bis hin zu globalen Technologieführern wie Zendesk und Stripe, und sie hat bereits in Berlin, London, Paris und San Francisco gelebt und gearbeitet.

Seit 2023 ist sie e-residentin und hat in dieser Eigenschaft ihr Unternehmen MadThinkMarketing OÜ gegründet. Damit unterstützt sie internationale Unternehmen dabei, in den DACH-Markt einzutreten und dort zu wachsen. Das Beratungsunternehmen ist auf strategische Marketingführung für SaaS- und Technologieunternehmen spezialisiert und kombiniert fundierte Marktkenntnisse mit einem praxisorientierten Ansatz, um messbares Wachstum zu erzielen.