Work & Winning Chinas Seltene Erden: Die versteckte Waffe im Handelskrieg, die Deutschland treffen könnte

Chinas Seltene Erden: Die versteckte Waffe im Handelskrieg, die Deutschland treffen könnte

Deutschland importiert zwei Drittel seiner kritischen Rohstoffe aus dem Reich der Mitte. Während der Handelskrieg zwischen China und den USA eskaliert, gerät Europa zwischen die Fronten – mit potenziell dramatischen Folgen für die Hightech-Industrie.

Die unscheinbaren Metalle mit exotischen Namen wie Neodym, Praseodym und Lanthan sind der verborgene Nervenkitzel der modernen Industrie. Kaum jemand kennt sie, doch ohne sie funktioniert praktisch nichts, was die Wirtschaft des 21. Jahrhunderts antreibt. In Zeiten geopolitischer Spannungen werden diese Rohstoffe zur strategischen Waffe – und Deutschland sitzt in der Falle.

Die unsichtbaren Kraftstoffe der Hightech-Welt

Seltene Erden sind alles andere als selten. Die 17 metallischen Elemente kommen in der Erdkruste häufiger vor als Gold oder Silber. Ihre Besonderheit: Sie lassen sich nur mit enormem Aufwand abbauen und verarbeiten. Genau hier liegt Chinas Trumpf. Das Land kontrolliert nicht nur die größten Vorkommen, sondern vor allem die komplexen Verarbeitungsketten.

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: 65,5 Prozent aller nach Deutschland importierten seltenen Erden stammen aus China – insgesamt rund 3.400 Tonnen im vergangenen Jahr. Zwar sank der Anteil leicht gegenüber 2023 (69,1 Prozent), doch Deutschland steht damit im europäischen Vergleich besonders schlecht da. Die EU insgesamt importiert „nur“ 46 Prozent ihrer seltenen Erden aus China.

Abhängigkeitsfalle mit System

Der Blick auf die weiteren Importnationen offenbart die wahre Dimension des Problems. Platz zwei belegt Österreich mit 23,2 Prozent, gefolgt von Estland mit mageren 5,6 Prozent. Der Haken: In beiden Ländern werden die Rohstoffe lediglich weiterverarbeitet – ihre tatsächliche Herkunft verschwindet in der Statistik.

Besonders kritisch wird es bei spezifischen Elementen. „Bei einigen der seltenen Erden hat China als Herkunftsstaat einen besonders hohen Anteil“, erklären die Statistiker des Bundesamtes gegenüber „tagesschau.de“. Stoffe wie Neodym, Praseodym und Samarium, unverzichtbar für Dauermagneten in Elektromotoren, kommen nahezu vollständig aus China. Auch Lanthanverbindungen, essenziell für moderne Akkus, importiert Deutschland zu 76,3 Prozent aus der Volksrepublik.

Pekings strategisches Kalkül

Die chinesische Führung hat die strategische Bedeutung dieser Rohstoffe längst erkannt. Im eskalierenden Handelskonflikt mit den USA setzt Peking die seltenen Erden gezielt als Druckmittel ein. Als Reaktion auf die von US-Präsident Donald Trump verhängten Strafzölle hat China kürzlich neue Ausfuhrbeschränkungen für diese kritischen Metalle verhängt.

Die USA suchen fieberhaft nach Alternativen, etwa in der Ukraine. Doch die Entwicklung neuer Lieferketten braucht Zeit – Zeit, die weder die amerikanische noch die europäische Industrie hat.

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