Work & Winning Diese Frau ist das menschliche Hirn hinter der künstlichen Intelligenz

Diese Frau ist das menschliche Hirn hinter der künstlichen Intelligenz

Nun saßen im Board also mehrheitlich die Vertreter der reinen Lehre, der menschheitszentrierten Wohlwollensfraktion, und eine Minderheit um Sam Altman, der Investoren zu gewinnen suchte, um die Welt der Künstlichen Intelligenz rasend weiterzuentwickeln. Diverse Streitigkeiten führten schon zuvor zum Abgang einiger altgedienter Mitarbeiter. Elon Musk hatte sich schon früher mit Altman zerstritten. Das Silicon Valley ähnelte in dieser Hinsicht bald eher einer finsteren Schlucht als einem lieblichen Tal. Während Sam Altman Anfang November 2023 noch auf Roadshow ging, um eine OpenAI-eigene Chipproduktion zu promoten, wurde die Palastrevolte vorbereitet und dann exekutiert. Es erhob sich allerdings sogleich ein Entrüstungs-Tsunami. Vor allem die Mitarbeiter, aber auch Microsoft weigerten sich, den Gründer gehen zu lassen. Die Drohung einer großen Mehrheit der Belegschaft machte die Runde, das Unternehmen zu verlassen, sollte ihr Sam nicht zurückkehren; und einige führende Köpfe taten das auch gleich, öffentlichkeitswirksam über „X“ (Twitter) verbreitet. Der Verwaltungsrat ernannte Mira Murati unterdessen zur Interims-CEO, die den Job annahm und gleich Kontinuität betonte für den Konzern – womöglich nicht ganz das, was die Palastrevolutionäre in ihrem kalifornischen Zweckbau im Sinne hatten. Aber einer musste es ja machen. Und sei es nur für drei Tage: Danach kehrte Murati glücklich zu ihrem Team zurück.

An den Verwaltungsrat gerichtet, erklärte ein Großinvestor, man solle den Unsinn jetzt beenden und alles rückgängig machen. Altman streute Gerüchte über seine baldige Rückkehr und fing sich eine Menge Herzchen-Kommentare auf X ein – eines auch von Mira Murati. Die gleich darauf Brockman und Altman in die Konzernzentrale einlud, um gemeinsam mit der Belegschaft die Zukunft zu diskutieren. Diese versöhnliche Natur Miras stieß nun wieder den Verwaltungsräten übel auf – und so wurde die schlicht wieder von ihrem Posten gefeuert.

Das hätte das Ende der altrömisch angehauchten Geschichte sein können. Mira wieder auf ihrem Posten, neuer Chef, Großinvestor Microsoft besänftigt. Nicht jedoch Sam Altman. Noch nicht.

Mira Murati twitterte gleich mal, die Firma sei nichts ohne ihre Leute, und sie muss es ja wissen. Und meinte damit neben den rund 770 Mitarbeitern – von denen 700 einen Appell pro Altman unterschrieben hatten – aber wohl auch Altman und Brockman und die anderen, die gegangen waren. Die Höllenparty ging weiter; jetzt aber wendete sich das Blatt gegen den Verwaltungsrat. Das mächtige Gremium stand vor den Scherben, beobachtete, dass die Konkurrenz von Google bis Salesforce die Mitarbeiter abzuwerben begann, und stimmte am 21. November 2023 der eigenen Entmachtung zu. Der neue Verwaltungsrat wurde mit einem Microsoft-Vertreter bestückt, dazu stieß der ehemalige US-Finanzminister Lawrence Summers und auch Rückkehrer Sam Brockman, neben dem wieder eingesetzten Sam Altman in der Rolle des Triumphators. „So viel Mist bauen können nur Menschen“, kommentierte trocken die britische „Times“ die Hightech-Seifenoper rund um OpenAI.

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