Work & Winning Diese Frau ist das menschliche Hirn hinter der künstlichen Intelligenz

Diese Frau ist das menschliche Hirn hinter der künstlichen Intelligenz

Mira Murati strebte und strebt derweil nach der Weiterentwicklung der Künstlichen Intelligenz im Sinne einer der Menschheit dienenden Funktion. Dass man damit auch Geld erwirtschaften muss, dürfte der jungen Multimillionärin klar sein, und so war nach den betrüblichen Erfahrungen zu erwarten, dass sie die beiden Bereiche auf eigene Verantwortung zusammenbringt. In einem Beitrag für die Fachzeitschrift „Daedalus“ formulierte sie bereits 2022 über ihre Ziele und Überlegungen: „In dem Maße, wie wir Modelle wie GPT-3 kompetenter machen, müssen wir sie auch stärker an menschlichen Werten ausrichten, was bedeutet, dass sie ehrlicher und harmloser sein sollten. Die Forscher von OpenAI haben nun Sprachmodelle trainiert, die den Absichten der Nutzer viel besser folgen können als GPT-3 und gleichzeitig ehrlicher und harmloser sind. Diese Modelle, die InstructGPT genannt werden, werden unter Einbeziehung des Menschen trainiert, so dass der Mensch das Verhalten der Modelle durch Verstärkung in die von uns gewünschte Richtung lenken kann, indem er gute Ergebnisse verstärkt und unerwünschte Verhaltensweisen verhindert.“

So beschäftigt sich die Mathematikerin und Programmiererin mit Maschinenbau-Diplom zunehmend mit Fragen der Philosophie und der Neurowissenschaften. Wie entsteht Sprache? Welche Hirnareale sind beim Sprechen wann aktiv, und wie agieren sie bei bestimmten geäußerten Inhalten? Der fortdauernde Forschungsprozess, so Mira Murati über ihre Ziele, soll sie auf die Spur der Ursprünge des Denkens bringen, und gleichzeitig Gesetzmäßigkeiten des Wortgebrauchs und der Wortfindung entschlüsseln – sei es nun durch Erforschung der Babysprache oder des Verständnisses dichterischer, poetischer Werke: „Technologie, Kultur, Zivilisation: nichts davon entsteht ohne Sprache. Die Sprache ist sowohl ein Höhepunkt als auch die Grundlage der menschlichen Intelligenz. Doch es gibt ein Problem: Was genau sind Sprachen? Wie funktionieren sie? Wir könnten Sprache als eine Reaktion auf den Kontext und die Umgebung betrachten. Aber wenn wir die Regeln der Sprache nicht aufschreiben können, wie können wir sie dann einer Maschine beibringen? Dieses Problem hat die Denker ein Jahrhundert lang beschäftigt, und jetzt beginnen die Antworten zu erscheinen“, so die Wissenschaftlerin. Um mäkelig festzustellen, dass Murati „englisch nur mit hörbarem Akzent spricht“, dafür braucht man schon eine deutsche Publikation (FAZ 2023).  Das einstige Wunderkind aus der albanischen Provinz dagegen scheint erst am Anfang einer bisher schon erstaunlichen Karriere zu stehen. Der Aderlass bei OpenAI war für sie nur ein Schritt auf dem Weg. Mag ihr neues, eigenes Unternehmen auch geheimnisumwittert erscheinen – die Richtung, in die sie gehen will, hat sie schon vor gut zwei Jahren klar definiert.

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