Work & Winning Diversity ist kein Business-Case . . . 

Diversity ist kein Business-Case . . . 

. . . aber für die Gerechtigkeit im Konzern nicht wegzudenken. Nur: Was ist Gerechtigkeit wert, wenn sie Umsatz kostet? Nichts, hat SAP jetzt entschieden.

Hi Punks, wir sind rasend fix bei der Hand, wenn es ums Unterstützen einer guten Sache geht – solange es nichts kostet. Trifft uns wahrscheinlich alle. Öfter mal das Fahrrad nehmen? Boah, doch nicht mit einem Kasten Bier hintendrauf. 

Bei SAP, dem einzigen Deutschkonzern, der unter den Big-Tech´s dieser Welt mitschwimmt, ohne abzusaufen, ist das Phänomen jetzt ausgebrochen: Vergangenes Jahr noch hatte der smarte SAP-Chef Christian Klein Fortschritte und Ziele in Sachen Diversität veröffentlicht. Die Anzahl der Frauen in technischen Rollen sollte auf 40 Prozent steigen, in leitenden Funktionen sich verdoppeln. Und jetzt: Tilt. Programm abgestürzt, Hochfahren zwecklos.

Klein will angesichts der Politik von Trump den Frauenanteil im Konzern nicht weiter fördern. Die angepeilte Quote von 40 Prozent in der Belegschaft wird aufgegeben. Aufgrund der „neuesten juristischen Entwicklungen“ müssten die eigenen Initiativen bei Diversität und Inklusion angepasst werden, um noch im Einklang mit geltendem Recht zu stehen, heißt es.  Auch für die Höhe der Vorstandsboni ist das Kriterium „Geschlechtervielfalt“ pillepalle. Das „Diversity & Inclusion Office“, das für Diversitäts-Initiativen verantwortlich ist, verliert seine Eigenständigkeit. Der Smartie macht eine Rolle rückwärts. Oder?

Seit Jahren geben Unternehmen öffentliche Erklärungen gegen Rassismus, Voreingenommenheit und Geschlechterungerechtigkeit ab. Das Problem, dass Trump jetzt auf den Tisch gepackt hat: Diversity ist kein Business-Case. Es gibt keinen Nachweis, dass Diversität die Produktivität erhöht. Wissenschaftlich ist das nicht haltbar. Zwar erhöht Diversity die produktive Reibung – zugleich aber auch den unproduktiven Ärger, stellen die Management-Berater fest. Vielfalt im Denken kann bereichern, aber auch nerven, wenn es voran gehen soll, weiß jeder aus dem letzten Meeting.

Deswegen hat die Trump-Administration die Order ausgegeben, Diversity-Programme zurückzufahren. Und deswegen wäre es fahrlässig, wenn sich einer wie Klein, der einen Konzern lenkt, dessen Großkunde die US-Bundesverwaltung ist, nicht dieser Order beugt. Oder?

Punks, es geht ums Dilemma: Gerechtigkeit gegen Geschäft, Moral gegen Interesse. Der Geschäftsmann wird das Geschäft wählen, der Prediger die Moral. Und wir? Wir entlarven das mal und fahren zumindest das Sixpack vorsichtig auf dem Rad nach Hause.