Work & Winning Ein Jahr LkSG: Nicht Bürokratie ist das Problem, sondern Intransparenz 

Ein Jahr LkSG: Nicht Bürokratie ist das Problem, sondern Intransparenz 

LkSG als Chance 

Das Lieferkettengesetz kann und sollte demnach den entscheidenden Anstoß geben, sich mit seinen Geschäftsbeziehungen und deren Auswirkungen zu beschäftigen.  

„Die steigende Bürokratie kann dafür sorgen, seine Hausaufgaben zu machen“, meinen Pohle und Ewringmann-Dörr. „Nicht Beschwerden sind hier der kluge Weg, sondern vielmehr, bisher Versäumtes anzupacken, um das Unternehmen modern aufzustellen.“ Manche Unternehmen haben das verstanden und aus der Not eine Tugend gemacht: Das LkSG erlaubte es ihnen, einen Prozess anzustoßen, der wirtschaftlich positive Effekte erzielt und der mehr Wert schafft als reine Compliance. Dabei geht es weniger darum, Abfragen und Excelsheets abzuhaken, sondern das Lieferkettengesetz als Impuls zu nutzen, seine Lieferantenbasis und die Einkaufsprozesse zu digitalisieren und Transparenz in die Ausgaben- und Kostenstruktur zu bringen. Transparenz in den Lieferbeziehungen und dem Lieferantenpool bedeutet Auskunftsfähigkeit.  

Wichtig ist es, jetzt seinen Einkauf und sein Lieferantenmanagement sauber aufzusetzen“, rät Andreas Pohle und ergänzt: „Wer dies tut, gelangt vor die zu erwartende Welle weiterer Gesetzgebung auf EU-Ebene und wird auch mit Folgeanforderungen wenig zu tun haben.“ Das Problem ist damit nicht die Bürokratie, sondern die nach wie vor weit verbreitete Intransparenz.   

Compliance schafft Mehrwerte  

Was viele nicht auf dem Schirm haben: Die Anforderungen des Gesetzes und die strategischen Ziele eines Unternehmens liegen in der Regel nicht weit auseinander – sicher stehen hier die Digitalisierung von Prozessen und das Risikomanagement auf der Agenda. Ist das gegeben, dann lassen sich die gesetzlichen Anforderungen nebenbei erfüllen und Compliance fast automatisch herstellen, da der notwendige Überblick über Beteiligte und mögliche Risiken besteht. 

Unternehmen fördern damit ihre eigenen Entwicklungsprozesse, können strategische Lieferantenentscheidungen besser treffen und Fragen wie make or buy leicht beantworten. Sie werden weniger krisenanfällig und resilienter: Da sie ihre Lieferanten und die Risiken innerhalb der Lieferkette kennen, können sie auf Störungen schneller reagieren. Hinzu kommt der Gewinn an Wettbewerbsfähigkeit und Attraktivität: nicht nur, weil ethische Geschäftsmodelle das Ansehen steigern und neue Marktpotenziale erschließen können. Großunternehmen und Konzerne fordern heute rigoros Transparenz in den Lieferketten, um die eigenen Risiken zu minimieren. Wer hier als Zulieferer zum Zug kommen will, muss seine Lieferkette im Griff haben, und damit auch das LkSG. Nicht zuletzt wird durch die Transparenz eine Kostenoptimierung möglich: „Die Kostenstruktur mit den Ausgaben wird offensichtlich und durch Bündelungseffekte lassen sich mindestens zehn bis fünfzehn Prozent der Ausgaben sparen“, wissen die Experten von amc aus der Praxis. Diese Investition rechnet sich in jedem Fall; Unternehmen lassen hier noch bares Geld liegen. 

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