Ende einer Ära: Warren Buffett gibt das Ruder ab – das Orakel von Omaha zieht sich zurück
Nach 60 Jahren an der Spitze von Berkshire Hathaway übergibt Investoren-Legende Warren Buffett (94) zum Jahresende das Steuer. Sein Vermächtnis: Eine Wertsteigerung von über 5,5 Millionen Prozent.
Mit 94 Jahren zieht sich eine der größten Gestalten der Finanzwelt zurück. Warren Buffett, der Mann, der aus einer kleinen Textilfirma einen der wertvollsten Konzerne der Welt formte, übergibt die Führung seiner Investmentholding Berkshire Hathaway zum Jahresende an seinen Nachfolger Greg Abel. Die Ankündigung kam überraschend – selbst für Abel, der von seinen künftigen Aufgaben erst während der Aktionärsversammlung erfuhr. Die rund 40.000 Anwesenden in Omaha quittierten Buffetts Abschiedsankündigung mit minutenlangem Applaus.
Der Aufstieg einer Investmentlegende
Was Buffett in sechs Jahrzehnten geschaffen hat, sucht in der Wirtschaftsgeschichte seinesgleichen. Unter seiner Führung stieg der Börsenwert pro Aktie um atemberaubende 5.502.284 Prozent. Seine Investmentphilosophie klingt simpel: Bei aussichtsreichen Unternehmen zu guten Preisen einsteigen. Doch die konsequente Umsetzung dieser Strategie machte ihn zur Ikone.
Heute umfasst das Berkshire-Imperium Unternehmen quer durch alle Branchen – vom Versicherer Geico über die Eisenbahngesellschaft BNSF bis hin zu Konsumgüterherstellern wie dem Batterieproduzenten Duracell. Dazu kommen milliardenschwere Beteiligungen an Schwergewichten wie Apple und Coca-Cola.
Vom Textilunternehmen zum Investmentgiganten
Die Transformation von Berkshire Hathaway spiegelt Buffetts Genie wider. In den 1960er Jahren übernahm er die kriselnde Textilfirma und formte sie zur Investmentholding um. Seine Aktionärstreffen entwickelten sich zum „Woodstock für Kapitalisten“ – ein Begriff, der die fast kultische Verehrung des „Orakels von Omaha“ treffend beschreibt.
Buffetts Einfluss reicht weit über Investmententscheidungen hinaus. Aktionäre suchen seinen Rat zu persönlichen Finanzfragen, aber auch zu gesellschaftlichen und wirtschaftspolitischen Themen. So wollte in diesem Jahr eine Teilnehmerin aus Gifhorn sogar wissen, welche wirtschaftlichen Grundsätze er Benjamin Franklin bei der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung 1776 mit auf den Weg gegeben hätte.