Work & Winning „Ich wollte nicht einfach Klingeltöne verkaufen“ 

„Ich wollte nicht einfach Klingeltöne verkaufen“ 

Ist das schlecht für euer Geschäftsmodell? 

Ganz im Gegenteil. Nachhaltigkeit und günstiger Preis gehen bei uns Hand in Hand. Andere nachhaltige Geschäftsmodelle, wie beispielsweise Bio-Supermärkte, haben da vermutlich leider größere Probleme, denn dort sind nachhaltige Produkte oft die teureren. Wenn die Menschen aufs Geld achten, werden gebrauchte Produkte dagegen relevanter. 

Vintage ist ja auch ein Trend . . . 

. . . stimmt. Es gibt eine wachsende Kundengruppe, die nicht immer das Neueste haben muss. Für manche ist ein gebrauchtes Produkt inzwischen eher ein Statussymbol als ein neues. 

Was war bisher deine wichtigste Weichenstellung als CEO? 

Meine Vision ist es, den Gebrauchtwarenhandel aus der Nische in den Massenmarkt zu führen. Das geht letztlich nur über eine Professionalisierung des Angebots und des Services. Wir müssen unseren Kundinnen und Kunden eine Top-Qualität bieten und ihnen damit alle Bedenken nehmen. Genau daran haben wir in den letzten Jahren gearbeitet.   Natürlich gibt es jede Menge Marktplätze für gebrauchte Ware. Aber es kommt vor allem auf die Qualitätskontrolle an. Wir haben inzwischen mehrere Logistikzentren mit automatisierten Prüfprozessen. Smartphones werden dort von Robotern kontrolliert. Wir sind kein Handy-Doktor. Knapp neun Millionen Produkte gehen pro Jahr durch unsere Logistikzentren. Wir haben das Geschäftsmodell professionalisiert und skaliert. 

Da spricht der CEO . . . sind denn die Investoren happy? 

Wir haben die letzten 20 Jahre so ziemlich alle Stufen der Startup-Finanzierung durchlaufen. Seit sieben Jahren ist unser wichtigster Shareholder ein Schweizer Private Equity Investor. Und die sind happy, da wir inzwischen seit mehreren Jahren profitabel wachsen und parallel dazu unser Angebot stetig verbessern. Gerade das profitable Wachstum gelingt bisher den wenigsten in unserem Markt. 

Dann könntest du dich ja jetzt eigentlich diesen Mitspielern zuwenden und mal fragen, ob sie käuflich sind. 

Wir schauen uns natürlich ständig nach interessanten Wettbewerbern um. Bisher sind wir jedoch immer zu dem Schluss gekommen, dass wir organisch effizienter wachsen können.  Zudem wächst der Markt und die Prognosen sind attraktiv. Durchschnittlich 10 Prozent Wachstum pro Jahr bei gebrauchten Smartphones kommt auf uns zu. Grundsätzlich gibt es Platz für mehr Spieler. Und jetzt kommen auch die großen Retailer ins Geschäft. Mediamarkt, CoolBlue und Fnac sind da nur einige. Auch diese Spieler erkennen die Attraktivität des Recommerce-Marktes. Gleichzeitig haben sie gemerkt, dass das Recommerce-Geschäft nicht so einfach ist, was beispielsweise Logistik und Pricing angeht. Und da haben wir viel Erfahrung. 

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