Work & Winning Mitarbeitergespräche: Ritualisierter Bullshit oder echtes Feedback?

Mitarbeitergespräche: Ritualisierter Bullshit oder echtes Feedback?

Feedback-Frequenz: Einmal jährlich reicht nicht

Die Randstad-Ifo-Personalleiterbefragung aus 2022 zeigt, dass fast die Hälfte aller Unternehmen (49 Prozent) nur einmal jährlich Mitarbeitergespräche führt, wie „Manager Magazin“ berichtet. Häufigere Termine sind die Ausnahme: Nur 6 Prozent praktizieren monatliche, 10 Prozent vierteljährliche und 22 Prozent halbjährliche Gespräche.

Interessanterweise gibt es deutliche Unterschiede zwischen großen und kleinen Unternehmen. In Betrieben mit weniger als 50 Mitarbeitern finden häufiger Gespräche statt – 13 Prozent setzen auf monatliche und 16 Prozent auf vierteljährliche Feedbackrunden, so die Daten aus dem „Manager Magazin“.

Individualisierung statt Standardisierung

Professor Trost kritisiert besonders die Standardisierung: „Dieses Vorgehen wird der Vielfalt der Mitarbeiter nicht gerecht – und das in einer Zeit, in der so viel Wert auf Diversität gelegt wird.“ Für Leistungsträger sei ein jährlicher Austausch viel zu wenig, während bei Mitarbeitern mit Leistungsproblemen nicht bis zum Jahresgespräch gewartet werden könne.

Laut „Handelsblatt“ empfiehlt er, den Termin bewusster zu nutzen und jenseits der Formalitäten Themen zu adressieren, die wirklich relevant sind.

Business Punk Check

Die Wahrheit über Mitarbeitergespräche ist unbequem: Sie sind ein Relikt aus Zeiten hierarchischer Unternehmensstrukturen, das in die agile Arbeitswelt von heute nicht mehr passt. Während Unternehmen von Agilität, Feedback-Kultur und kontinuierlicher Entwicklung sprechen, halten sie an einem Format fest, das genau diese Werte konterkariert.

Der eigentliche Wert liegt nicht im standardisierten Jahresgespräch, sondern in regelmäßigem, situativem Feedback. Kleine Unternehmen machen es vor: Sie setzen auf häufigere, dafür kürzere Gespräche. Wer als Führungskraft wirklich moderne Leadership-Qualitäten zeigen will, bricht mit dem Ritual und etabliert stattdessen eine kontinuierliche Feedback-Kultur – ohne Checklisten und Formulare, dafür mit echtem Dialog auf Augenhöhe.

Häufig gestellte Fragen

  • Wie lässt sich die Wirksamkeit von Mitarbeitergesprächen steigern?
    Statt eines jährlichen Marathongesprächs sollten Führungskräfte auf kürzere, dafür regelmäßigere Feedback-Sessions setzen. Die Vorbereitung sollte beidseitig erfolgen, mit klaren Agendapunkten und konkreten Entwicklungszielen. Entscheidend ist die Nachverfolgung vereinbarter Maßnahmen.
  • Welche Alternativen gibt es zum klassischen Jahresgespräch?
    Moderne Ansätze umfassen kontinuierliches Feedback in kurzen Zyklen, Peer-Feedback-Systeme, bei denen auch Kollegen Rückmeldung geben, sowie Self-Assessment-Tools, die Mitarbeiter zur Selbstreflexion anregen. Besonders wirksam: regelmäßige 1:1-Gespräche ohne formalen Rahmen.
  • Wie bereiten sich Mitarbeiter optimal auf Feedbackgespräche vor?
    Erfolgreiche Vorbereitung bedeutet: eigene Leistungen dokumentieren, konkrete Beispiele für Erfolge sammeln, realistische Entwicklungsziele formulieren und klare Erwartungen an Führungskraft und Unternehmen definieren. Wichtig ist auch, selbst Feedback zur Zusammenarbeit vorzubereiten.
  • Welche Future Skills sollten Führungskräfte für effektive Feedbackgespräche entwickeln?
    Entscheidend sind aktives Zuhören, empathische Kommunikation und die Fähigkeit, konstruktives Feedback zu geben, das motiviert statt demotiviert. Zudem brauchen moderne Führungskräfte Coaching-Kompetenzen und die Fähigkeit, individuelle Stärken zu erkennen und zu fördern.

Quellen: „Manager Magazin“, „rnd.de“, „Handelsblatt“

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