Work & Winning Nach der Commerzbank: Verscherbelt Kukies nun auch Uniper ins Ausland? 

Nach der Commerzbank: Verscherbelt Kukies nun auch Uniper ins Ausland? 

Bislang erhält der Staat seinen lebensrettenden Zuschuss nur in vergleichsweise mickrigen Beträgen zurück: So bezahlte Uniper 530 Millionen Euro, die es als Schadensersatz vom russischen Energieversorger Gazprom erhalten hat. Zudem hat Uniper eine Rückstellung in Höhe von 2,2 Milliarden Euro für gebildet, um den Bund weiteres Geld zurückzuerstatten. Das alles reicht aber längst nicht, um das Minusgeschäft, dass die Steuerzahler bislang mit Uniper gemacht haben, auszugleichen – weswegen in den Verkauf jetzt offenbar Schwung kommen soll. 

Jedenfalls hat das für den Verkauf zuständige Finanzministerium, das derzeit vom ehemaligen Investmentbanker Jörg Kukies geführt wird, die Staatsbeteiligung an Uniper sozusagen ins Schaufenster gestellt. Die Staatsbeamten sammeln nun die Interessenbekundungen und dabei ist eine, die aufhorchen lässt: Der tschechische Unternehmer Daniel Kretinsky könnte nach Thyssen Krupp nun auch Uniper ins Visier nehmen. Kretinskys Energieholding EPH sei wie andere Firmen an einem Einstieg interessiert, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters.  

Der 49jährige ist zu einem der bedeutendsten Unternehmer Europas aufgestiegen. Er besitzt Unternehmen in seinem Heimatland, aber auch in Großbritannien und eben in Deutschland. Wer sich sein Firmenimperium anschaut, erkennt ein Muster aus früheren Zeiten: Energie, Stahl, Handel und Medien stehen auf seinem Kaufzettel. Diese Firmen garantieren Einfluss in den jeweiligen Ländern. In Deutschland sitzt er fest im Sattel beim Handelskonzern Metro. 2009 übernahm er die Mitteldeutsche Braunkohlengesellschaft. 2016 kaufte er Vattenfall das Kohlegeschäft in der Lausitz ab und besitzt er auch Anteile am Medienkonzern Sat1. Im Vereinigten Königreich hat er die den Briten heilige Royal Mail übernommen. Dennoch ist er fast ein „Phantom“, wie das Handelsblatt schreibt. Er meidet öffentliche Auftritte. Der französische Journalist Jérôme Lefilliâtre hat eine Biographie über ihn geschrieben und beschreibt ihn als einen Mann, der seit 20 Jahren mit den gleichen Leuten arbeite und nur ihnen vertraue. Abgesehen von teurem französischen Wein trinke er keinen Alkohol. Im Alltag komme für ihn ausschließlich grüner Tee in die Tasse – und zwar literweise. Dieses „Phantom“ könnte nun bald einen wesentlichen Teil der deutschen Energieversorgung in den Händen halten. 

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