Polyworking: Warum Millennials plötzlich auf mehreren Hochzeiten tanzen
Über die Hälfte der 26- bis 41-Jährigen jongliert mittlerweile mit mehreren Jobs gleichzeitig. Was hinter dem Polyworking-Trend steckt und warum Deutschland in Europa die Nase vorn hat.
Die klassische Vollzeitbeschäftigung hat ausgedient. Stattdessen setzen immer mehr Millennials auf ein diversifiziertes Arbeitsportfolio. Konkret: 52 Prozent aller 26- bis 41-Jährigen weltweit gehen mindestens einer Nebenbeschäftigung nach. Ein Drittel managt sogar vier oder mehr Jobs parallel. Das zeigt eine aktuelle Erhebung der Plattform „Academized.com“ unter 2500 Millennials. Der Begriff für dieses Phänomen: Polyworking.
Deutschland führt die europäische Polyworking-Bewegung an
In Europa zeichnet sich ein ähnliches Bild ab. Hier jonglieren 47 Prozent der Millennials mit mindestens einem Nebenjob, während 29 Prozent aktiv zwei oder mehr Zusatztätigkeiten nachgehen. Deutschland positioniert sich mit 54 Prozent an der Spitze dieser Bewegung – deutlich vor Großbritannien (49 Prozent) und Frankreich (41 Prozent).
Die finanziellen Auswirkungen sind beachtlich: 36 Prozent der europäischen Polyworker erwirtschaften jährlich über 10.000 Euro durch ihre Nebentätigkeiten. Als Hauptmotivation nennen 40 Prozent finanzielle Sicherheit, während 28 Prozent eine verbesserte Work-Life-Balance als treibende Kraft angeben.
Zwischen offizieller Statistik und gelebter Realität
„Schon seit Jahren sprechen wir von einer Flexibilisierung der Arbeitswelt in Bezug auf Arbeitsort, Arbeitszeit, Arbeitsorganisation und Handlungsfreiräume“, erklärt Sascha Stowasser vom Institut für angewandte Arbeitswissenschaft gegenüber „BuzzFeed News“ Deutschland. Polyworking würde sich konsequent in diesen Wandel einfügen.
Die Diskrepanz zwischen der „Academized“-Studie und den offiziellen Zahlen des Statistischen Bundesamts, das lediglich von fünf Prozent Mehrfachbeschäftigten spricht, erklärt sich durch unterschiedliche Erfassungsmethoden. Während staatliche Erhebungen nur angemeldete Nebenjobs berücksichtigen, fließen in die Umfrage auch informelle Tätigkeiten, freiberufliche Projekte und kurzfristige Engagements ein – ein deutlich realistischeres Abbild der modernen Arbeitswelt.