Standsome: „Wir hatten den großen Drang, nach Nordamerika zu gehen“
Diese ganze Gesundheitssache, die ihr mit eurem Standsome bespielt, ist hier in Deutschland supergroß. Wie ist das in Amerika?
Leonard Fast noch weiter. Gerade wenn es darum geht, gut qualifizierte Menschen zu finden, sind diese Benefits viel gängiger. In den USA ist es gängiger, dass man Anreize schafft, warum diese Stelle jetzt attraktiver ist als eine andere in einem vergleichbaren Unternehmen.
Da gehören inzwischen Möglichkeiten wie Remote-Work und eine passende Ausstattung dazu. Man sieht es an genügend Startups, die sich wirklich auf die moderne Ausstattung von Arbeitsplätzen fokussieren. Und man sieht am Hype um WeWork und Co., dass die flexible Nutzung von Arbeitsflächen einfach ein Thema ist, das schnell an Bedeutung gewinnt.
Wie fängt man diesen Prozess an, einen Partner in Nordamerika zu suchen? Fliegt man da auch rüber und guckt sich das alles selbst an?
Leonard Wir hatten den Sonderfall, dass wir nicht rüberfliegen konnten. Das war auch die größte Herausforderung in den letzten acht Monaten, dass wir alles mit Menschen aufziehen mussten, die wir in persona noch nie gesehen haben.
Wir haben probiert, das über viele Videocalls on top zu den inhaltlichen Calls abzudecken und mal gemeinsam per Zoom ein Bier zu trinken. Uns ging es immer darum, dass wir einen verlässlichen Partner finden, von dem wir profitieren können, so wie er von uns profitieren kann.
Inwiefern profitieren?
Leonard Wir kennen den amerikanischen Markt nicht so sehr und wir suchen halt Leute, die da Bock draufhaben, die vor Ort sind und die sich damit auseinandersetzen können. Das fängt dann auch schon mit Punkten wie einer passenden Produzentensuche an. Da ist es hilfreich, wenn jemand vor Ort gut vernetzt ist und ein Gefühl hat, wie dort die Abläufe sind.
Wir haben es so gemacht, dass wir an unser Netzwerk aus den letzten 5 beziehungsweise bei meinen Mitgründern eher 15 Jahren Unternehmertum gegangen sind und dort gestreut haben, dass es für uns von Interesse ist, jemanden aus den USA oder Kanada zu finden. Es hat sich schnell herauskristallisiert, dass wir zwei Unternehmer gefunden haben, die wirklich Bock darauf haben, vor Ort diese ganze Kette abzudecken.
Wie unterscheidet sich so eine Expansion von einer Neugründung?
Leonard Wir haben viele Vorteile, weil wir natürlich die Produkte schon entworfen haben. Wir haben das Marketing-Know-how, wie wir die Produkte vertreiben können. Es ist nicht so, als würde man von Null anfangen.
Das macht es nochmal spannender, weil man in einer ganz kurzen Zeit alle Learnings der letzten fünf Jahre in einen Prozess packen kann, der viel kompakter ist. Das ganze Wissen dann auf einen Markt anwenden zu können, der viel größer ist, macht es noch aufregender.
Ihr müsst den Leuten vor Ort allerdings viel Vertrauen schenken, oder?
Leonard Uns ist wichtig, dass wir in einem regelmäßigen Austausch stehen. Die meiste Zeit war es zweimal die Woche. In den letzten Wochen eher häufiger, damit man über alle Themen spricht. Deshalb auch die Treffen on top. Da geht’s zum Großteil um Vertrauen. Das hat zum Glück gut funktioniert.
Wir haben uns auch Produkt-Samples der kanadischen Standsomes schicken lassen, damit wir einen Eindruck von der Qualität bekommen. Da es um ein haptisches Produkt geht, muss diese so hoch sein, dass wir auch als Gründer und Markeninhaber sagen können: Damit können wir dort loslegen.
Gibt es in Nordamerika genügend kleine Handwerksbetriebe?
Leonard Ja, die gibt es. Für das, was wir so vorhaben, reicht auch nicht mehr der Handwerker um die Ecke. Es sind kleine Betriebe, aber eher im Bereich 20 bis 50 Mitarbeiter:innen als im Bereich ein bis drei Mitarbeiter:innen. Wir haben dort sogar einfacher Betriebe gefunden als hier, weil in Deutschland das Misstrauen gegenüber einem Startup ein Ticken höher war. Schlussendlich haben sich zwei Produzenten herauskristallisiert, mit denen wir sehr zufrieden sind.
Wie sieht das Team vor Ort aus?
Leonard Aktuell sind es die zwei Gründer in Vollzeit und die Betriebe, mit denen wir zusammenarbeiten. Wir unterstützen mit unserem 20-köpfigen Team hier in Mainz die beiden vor Ort und übernehmen auch das Marketing. Wir hoffen, dass wir im Laufe des nächsten Jahres nochmal zwei, drei Leute dort einstellen können.
Wo genau ist euer Firmensitz in Kanada?
Leonard In Montreal, im französischsprachigen Québec. Es ist auch eine Herzenssache, dass die Homepage und alle Materialien auf Französisch zur Verfügung stehen.
Ihr habt allerdings noch niemanden für das Marketing auf Französisch?
Leonard Nein, das wird von den beiden Kanadiern natürlich übertragen und noch angepasst. Die Bedürfnisse sind dort anders als hier. Für uns ist das super interessant, weil wir in den nächsten Jahren auch in Europa weiterwachsen wollen. Da ist Frankreich ein Riesenmarkt, der für uns auch sehr attraktiv ist, aber wegen der Sprachbarriere hintenangestellt wurde.