Work & Winning Weidel zu Adolf Hitler: Wo hat sie Recht und wo Unrecht?

Weidel zu Adolf Hitler: Wo hat sie Recht und wo Unrecht?

Hitlers Forderung nach Aufstiegschancen für Arbeiter begründete sich daraus, dass ein Staat nur dann nach außen kraftvoll auftreten könnte, wenn die Besten eine Chance hätten, nach oben zu gelangen. Daher betonte er immer wieder in seinen Tischgesprächen, „dass man im Inneren der Völker die Bahn frei machen muss dem Tüchtigen, dass man sie nicht verriegeln darf durch Gesellschaftsordnungen, dass man im Inneren der Völker nicht zu einer Sterilisierung der Vermögensverhältnisse kommen darf, sondern dass man auch im Inneren dafür sorgen muss, dass ein fortgesetzter Strom frischen Blutes von unten nach oben kommt und dass alles, was faul ist, weil es träge ist, absterben soll.“ In der Geschichtswissenschaft hat sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten die Einsicht durchgesetzt, dass die „Volksgemeinschaft“ das zentrale Konzept war, das die Attraktivität und Massenwirksamkeit des Nationalsozialismus ausmachte.

Hat Hitler die privaten Unternehmen verstaatlicht?

Nein, die meisten Unternehmen blieben formal in den Händen privater Eigentümer. Die Behauptung von Musk und Weidel, Hitler habe die Unternehmen verstaatlicht, stimmt nicht. Richtig ist jedoch: In wirtschaftlichen Fragen waren Hitlers Ansichten von einem ausgeprägten Antikapitalismus geprägt. Hitler war zwar gegen eine „Vollsozialisierung“, weil er als Sozialdarwinist das Ausleseprinzip auch im Wettbewerb der Wirtschaft schätzte. Doch wandte er sich scharf gegen den Wirtschaftsliberalismus und wurde im Laufe der Jahre zu einem vehementen Anhänger planwirtschaftlicher Vorstellungen.

Wie Hitler sich das Verhältnis von Staat und Wirtschaft vorstellte sieht man in seiner Denkschrift zum Vierjahresplan aus dem Jahr 1936: „Das Wirtschaftsministerium hat nur die nationalwirtschaftlichen Aufgaben zu stellen und die Privatwirtschaft hat sie zu erfüllen. Wenn aber die Privatwirtschaft glaubt, dazu nicht fähig zu sein, dann wird der nationalsozialistische Staat aus sich heraus diese Aufgabe zu lösen wissen.“

In seinen Tischgesprächen äußerte er 1941: „Freilich lässt sich ein sinnvoller Einsatz der Kräfte eines Volkes nur mit einer Planwirtschaft von oben erreichen.“ Und: „Was die Planmäßigkeit der Wirtschaft angeht, stehen wir noch ganz in den Anfängen.“ Zunehmend wurde Hitler zu einem Bewunderer des sowjetischen Wirtschaftssystems, das nach seiner Meinung dem kapitalistischen System weit überlegen war. Aus den Aufzeichnungen von Wilhelm Scheidt, dem Adjuanten von Hitlers Beauftragtem für die Militärgeschichtsschreibung Scherff, wissen wir, dass Hitler immer stärker „die innere Verwandtschaft seines Systems mit dem so heiß bekämpften Bolschewismus“ erkannt und ausgesprochen habe. „Auch vor Stalin müsse man unbedingten Respekt haben“, erklärte Hitler im inneren Kreis, „seine Wirtschaftsplanung sei so umfassend, dass sie wohl nur von unseren Vierjahresplänen übertroffen werde“. Es stehe für ihn außer Zweifel, dass es in der UdSSR, im Gegensatz zu den kapitalistischen Staaten wie etwa den USA, Arbeitslose nicht gegeben habe. Hitler war, wie er in einem Gespräch mit Mussolini 1944 bekannte, zu der Überzeugung gelangt: „Auch der Kapitalismus hätte seine Rolle ausgespielt, die Völker würden ihn nicht mehr ertragen. Als Sieger würden die Ideen des Faschismus und des Nationalsozialismus übrig bleiben – vielleicht des Bolschewismus im Osten.“ Hitler war, wie er in seiner letzten Rundfunkansprache am 30. Januar 1945 sagte, davon überzeugt, „dass sich die Epoche des zügellosen wirtschaftlichen Liberalismus überlebt hat“. In seinen letzten Diktaten an Martin Bormann äußerte er: „Die Krise der Dreißigerjahre war lediglich eine Wachstumskrise, allerdings globalen Ausmaßes. Der wirtschaftliche Liberalismus entpuppte sich als eine überlebte Formel.“

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