Work & Winning „Wenn es beim CEO regnet, sind wir der Schirm“ 

„Wenn es beim CEO regnet, sind wir der Schirm“ 

Sie sagen, Sie machen Public Emotions, nicht Public Relations. Wieso? 

CS:Um ehrlich zu sein, wollte ich nicht die 47.000. PR-Agentur aufmachen. Lieber die einzige Public Emotions-Agentur. Competition ist ja bekanntlich für Looser, wie uns Peter Thiel beigebracht hat. Hinter der Idee steckt aber mehr. Mindestens so wichtig wie Relations sind: Emotions. Denn Menschen entscheiden selten rational, sondern so gut wie immer emotional. Deswegen ist auch egal, wie Dinge sind, sondern wie Menschen denken, dass die Dinge sind. Oder besser gesagt: Was die Menschen fühlen. Bei BILD haben wir deshalb immer vor allem die Emotionen der Menschen adressiert. Bis heute denke ich Kommunikation vor allem emotional und aus der Sicht des Empfängers. 

Sie machen ja auch viel Krisenkommunikation. Wie behalten Sie bei all den Emotionen einen kühlen Kopf? 

CS:  Es bedarf sicher einer gewissen emotionalen Resilienz. Niemand braucht einen aufgeregten oder erschöpften Berater. Naturgemäß fällt es uns leichter als unseren Kunden, locker zu bleiben. Dazu muss man verstehen, wie das menschliche Gehirn funktioniert.   

Unser Gehirn hat es im Grund schlau eingerichtet: Im Normalmodus fällen wir unsere Entscheidung in der Großhirnrinde, indem wir alles gut abwägen und in Ruhe nachdenken. An sich ein prima System. Es wurde für unsere Vorfahren nur hinderlich, wenn sie zufällig einem Säbelzahntiger begegneten. Da blieb dann keine Zeit zum Grossrumüberlegen.  

 Deshalb übernahm im Laufe der Evolution später bei Angst, Stress, Panik und so weiter die   

Amygdala, der Mandelkern im Hirn unsere Entscheidungen. Dieser Mandelkern ist so groß wie eine Erbse und sorgt dafür, dass wir in einer Panik-Situation nicht kompliziert nachdenken müssen. Also: Wegrennen vorm Säbelzahntiger oder Kämpfen? Bei einfachen Fragen macht das Sinn, bei komplexen Fragen kommt das Gehirn unter Stress dann aber schnell an seine Grenzen und macht Fehler. Vor allem deswegen braucht es Rat von außen. Wir nehmen die Sorgen unserer Kunden zwar sehr ernst, aber sie belasten uns natürlich weniger. Deswegen können wir bessere Entscheidungen in ihrem Sinne treffen. 

Sie begleiten exponierte Persönlichkeiten durch Krisen. Was war die herausforderndste Situation, in der Sie jemals beraten haben? 

CS: Für unsere Kunden geht es oft um viel, manchmal um alles. Direkt am Anfang unserer Firma haben wir zwei Schwestern beraten. Sie hatten über die Jahre ein beachtliches Unternehmen aufgebaut, dem der Ruin drohte nach einer wahrheitswidrigen Berichterstattung in einem Online-Medium. Wir konnten sehr aufwendig darlegen, dass es sich um Lügen handelte und ihren guten Ruf in der Öffentlichkeit wieder herstellen. Als eine große Zeitung das Thema aufgriff, rief mich die Kundin dann weinend an. Ich hatte erst gar nicht verstanden, warum sie weint, weil ja nun endlich die ganze Geschichte aufgeschrieben war. ‘Das ist es ja’ sagte sie. Sie weinte vor Erleichterung. Ihr Vater las nur diese bestimmte, renommierte Zeitung und hatte nun endlich schwarz auf weiß bekommen, dass seine Töchter nichts verbrochen hatten. Man unterschätzt oft, was für eine enorme Last die öffentliche Meinung für Menschen bedeutet. 

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