Work & Winning Zu wenig Lohn: Arbeitsagentur verhindert massenhaft Einsatz ausländischer Fachkräfte

Zu wenig Lohn: Arbeitsagentur verhindert massenhaft Einsatz ausländischer Fachkräfte

Volontariat? Nein! Job in der Bar? Okay…

Auf das Problem mit dem Entgeltatlas weisen inzwischen auch die auf Immigrationsrecht spezialisierten Anwälte von Visaguard in Berlin hin: Das Mindestgehalt für ausländische Fachkräfte spiele eine entscheidende Rolle bei der Arbeitsmigration nach Deutschland. Um die Höhe festzulegen, sei der Entgeltatlas das Maß aller Dinge. Wenn das dort ausgewiesene Mindestgehalt nicht erreicht werde, lehne die Bundesagentur für Arbeit den Antrag in aller Regel ab, womit der Deal dann geplatzt sei. „Für Personal-Manager und Unternehmen ist eine jährliche Überprüfung der Gehaltswerte unerlässlich, um rechtssicher internationale Fachkräfte zu beschäftigen und Ablehnungen von Visaanträgen zu verhindern“, warnen die Anwälte.

Ein Lied davon singen kann auch der Geschäftsführer eines Münchner Digital-Unternehmens. „Ich wollte zwei native Speakerinnen für die englische Webseite einstellen. Ging aber nicht. Obwohl wir ausgehandelte Verträge hatten, die für beide in Ordnung waren“, erzählt er TheEuropean. Doch die eine hatte studiert und darum stand ihr laut Bundesagentur ein höheres Gehalt zu. Die andere durfte kein Volontariat, also die bezahlte Ausbildung in den Journalismus, antreten, weil sie damit ebenfalls unterbezahlt sei. Hingegen durfte die Frau in einer Bar arbeiten – obwohl sie dort deutlich weniger verdiente.

Warum das ganze so ist, wie es ist? Die Bundesagentur für Arbeit hat darauf zwar eine Antwort – nur hilft die eben nicht weiter. Die Regel solle die Arbeitnehmer schützen, sagt ein Sprecher auf Anfrage der „Zeit“. Es gehe einerseits darum, keine Preisspirale nach unten auszulösen. „Zum anderen wollen wir die Gleichwertigkeit zwischen Arbeitnehmenden sicherstellen, egal, wo sie herkommen.“ Engelhard Mazanke, Direktor des Berliner Landesamts für Einwanderung kommt in dem „Zeit“-Beitrag aber ebenfalls zu Wort. Seine Einschätzung klingt nachvollziehbarer: „Wir produzieren Kosten, wir produzieren Frust, wir verhindern Integration.“

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