Leadership & Karriere „‚Chef, ich brauch ’nen neuen Titel‘ reicht nicht“

„‚Chef, ich brauch ’nen neuen Titel‘ reicht nicht“

Was tun, wenn der Titel nicht mehr zu den Aufgaben im Unternehmen passt? Karrierecoach Bernd Slaghuis verrät, was man sich vor der Verhandlung überlegen sollte und wie man das Gespräch führen muss.

Von Celia Parbey

Herr Slaghuis, wie spreche ich meinen Vorgesetzten darauf an, dass ich mit meinem aktuellen Titel nicht mehr zufrieden bin?

Machen Sie einen Termin mit Ihrem Vorgesetzten, und erklären Sie, was sich in Ihrem Job verändert hat, seitdem Sie eingestellt worden sind. Vielleicht haben Sie mehr Projekte übernommen, oder der Aufgabenbereich hat sich verschoben. Einfach nur zu sagen: „Chef, ich brauch ’nen neuen Titel“, das wird nicht funktionieren. Schaffen Sie stattdessen Klarheit, und machen Sie Ihrem Chef deutlich, warum dieses Anliegen für Sie wichtig ist, damit er die Situation und Ihren Wunsch verstehen und darauf reagieren kann.

Aber ist es nicht ein Tabu, nach einem neuen Titel zu fragen?

Ich bin der Meinung, dass alles, was einem Angestellten im Beruf wichtig ist, Raum haben sollte, mit dem Chef besprochen zu werden. Wer sich als Angestellter nicht mehr mit seinem Jobtitel identifiziert oder darin sogar fehlende Wertschätzung empfindet, der sollte die Möglichkeit haben, solche Themen offen mit seinem Vorgesetzten oder der Personalabteilung zu besprechen.

Wo habe ich denn bessere Aussichten? Chef oder HR?

In der Regel stehen fachliche Themen hinter dem Wunsch einer Titeländerung. In diesem Fall bietet es sich eher an, das direkt mit dem eigenen Chef zu besprechen. Wer etwa nach einigen Jahren Berufstätigkeit das Gefühl hat, nicht mehr der kleine Junior Consultant zu sein, sondern denkt, es ist an der Zeit, mit der gestiegenen Berufserfahrung auch den Titel als Senior Consultant zu tragen, der sollte das am ehesten mit seinem Vorgesetzten besprechen.

Bernd Slaghuis ist Karriere- und Führungskräftecoach, Xing-Brancheninsider sowie Kolumnist der Tageszeitung „Die Welt“. Seine Schwerpunkte sind Karriere, Bewerbung und Mitarbeiterführung, über die er unter bernd-slaghuis.de auch bloggt.

Zu welchem Zeitpunkt fragt man idealerweise nach?

Das kann nach einem erfolgreichen Projektabschluss sein oder im Rahmen eines turnusmäßigen Jahresgesprächs. Dieser Termin ist besonders geeignet, da in diesem Moment beide Parteien zusammentreffen, um sich nicht nur über das vergangene Jahr, sondern auch über die Zukunft und über berufliche Entwicklungsperspektiven zu unterhalten.

Gehen wir doch mal so eine Art Checklist durch. Was muss ich vor dem Gespräch auf dem Zettel haben?

Die eigene Klarheit ist wichtig. Sie sollten sich überlegen, warum es Ihnen wichtig ist, Ihren Vorgesetzten auf den Titel anzusprechen. Klarheit darüber, was Sie wirklich damit verbinden und welchen Nutzen es für Sie hat, einen anderen Titel zu tragen. Das kann etwas mit dem eigenen Statusgefühl, mit Anerkennung oder auch der besseren Zusammenarbeit im Team zu tun haben. Auf dieser Basis sollten Sie sich einen Leitfaden für das Gespräch überlegen, um dem Chef gegenüber mit genau dieser Klarheit vermitteln zu können, worum es Ihnen wirklich geht und was vielleicht auch der Chef oder das Unternehmen hiervon hat.

Woher weiß ich, welcher Titel am besten passt?

Eine Option ist es, sich am eigenen Unternehmen zu orientieren. Oft sind innerhalb des Unternehmens Stufen und Titel vorgegeben, und Mitarbeiter durchlaufen bestimmte Schritte in der Hierarchie. In solchen Fällen bedeutet die Änderung des Titels auch immer eine Veränderung der Position beziehungsweise eine Beförderung. Wer mehr Freiheit bei der Titelgestaltung hat, der kann etwa in Businessnetzwerken wie Xing oder LinkedIn recherchieren, welche Titel Angestellte in anderen Unternehmen tragen, die der eigenen Position und Tätigkeit nahekommen. Hier hilft die Suchfunktion unter Einsatz bestimmter Keywords zur Aufgabe oder Branche.

Wie gehe ich damit um, wenn die oder der Vorgesetzte sich weigert, den Titel zu verleihen?

Zunächst sollten Sie versuchen, die Beweggründe zu verstehen. Fragen Sie sachlich nach, wenn Ihnen die Sichtweise Ihres Chefs nicht klar ist. Wenn es im Unternehmen bestimmte Richtlinien gibt, nach welcher Zeit oder welcher Berufserfahrung ein Titel angepasst werden darf, können Sie sich überlegen, ob Sie abwarten und es später noch einmal ansprechen oder andere Konsequenzen daraus ziehen. Sie können Ihren Chef auch fragen, was in den nächsten Monaten geschehen muss, damit Ihr Titel angepasst wird.

Oder vielleicht doch noch mal der Weg zur Personalabteilung?

Sie können das Thema natürlich auch mit der HR-Abteilung besprechen – wenn es Ihnen denn wirklich so wichtig ist.

 

Der Beitrag stammt aus der aktuellen Ausgabe 05/18. Im Titel erzählen wir von Bitcoin-Wunderkind Marco Streng, der den globalen Krypotowährungsgiganten Genesis Mining aufgebaut hat. Außerdem: In unserem Dossier „Streaming“ widmen wir uns der Technologie, die die Entertainment-Branche einmal komplett umgekrempelt hat. Weitere Infos gibt es hier.

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