Productivity & New Work Weshalb die angeblich genmanipulierten Babies aus China so viel Aufsehen erregen

Weshalb die angeblich genmanipulierten Babies aus China so viel Aufsehen erregen

Der chinesische Forscher He Jiankui behauptete am Montag in einem Video, dass zwei Babys zur Welt gekommen sind, deren DNA er künstlich verändert hätte. Mit dem Genverfahren Crispr/Cas9, das es ermöglicht, gezielt Gene zu entferen oder auszutauschen, habe der an der Southern University of Science and Technology unterrichtende Dozent die Kinder resistent gegen HIV gemacht. Wenn es stimmt, was Jiankui behauptet, wäre das in der Forschungswelt, die sich mehr oder weniger einheitlich dafür ausspricht, menschliche Embryonen von Genmanipulationen auszuschließen, ein unerhörter Vorgang. In jedem Fall wirft die Geschichte einige Fragen auf, denen es sich nachzugehen lohnt.

Warum gegen die Praxis?

Forschungsergebnisse werden in Fachzeitschriften veröffentlicht, bestenfalls mit dem Rohdatenmaterial, um sie nachvollziehbar, aber auch nachprüfbar zu machen. Von Jiankui gibt es bisher nur einen Eintrag in einer chinesischen Registrierungsdatenbank für klinische Versuche vom 8. November. Demnach war die geplante Durchführung kein Geheimnis. Weshalb aber entschloss sich Jiankui, mit einem Video an die Öffentlichkeit zu gehen, noch bevor er eine Studie veröffentlicht hat? Kritiker glauben, das Datum könnte gezielt gewählt sein: Ab heute findet in Hongkong der internationale Gipfel zu menschlichem Genome Editing statt.

Eigentlich verboten?

Genmanipulationen an menschlichen Embryos sind in vielen Staaten der Erde verboten, grundsätzlich aber nicht in China. Jiankuis Versuche wurden demnach auch von einer Ethikkommission gebilligt. Trotzdem herrscht ein mehr oder weniger großer Konsens unter Forschern, dass Menschenversuche unethisch seien. Als solche wurde das Vorgehen Jiankuis dann auch von vielen bezeichnet. Der Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, Peter Dabrock, bezeichnete es als „unverantwortliches Menschenexperiment“, dessen Chancen und Risiken „nicht hinreichend beurteilt“ seien. Auch viele chinesische Forscher zeigten sich entsetzt.

Die Universität, an der Jiankui arbeitet ließ durch eine Stellungnahme mitteilen, dass man dort nichts von seinen Vorhaben wusste und man seine Arbeit als unethisch einschätze.

Warum das große Bohei?

Befürworter von Genmanipulationen auch beim Menschen sagen, dass damit Erbkrankheiten behandelt werden können. Problematisch ist aber die Tatsache, dass Langzeitfolgen nicht abgeschätzt werden können: Was passiert mit Organismen, deren Gene manipuliert wurden, im Laufe ihres Lebens? Wie wirkt sich das auf zukünftige Generationen und die Fortpflanzung generell aus?

Außerdem wird befürchtet, das bei einer allzu großzügigen Gesetzeslage bald versucht würde, den „perfekten“ Menschen heranzuzüchten oder das Eltern dann dazu übergehen würden, bestimmte Eigenschaften zu „bestellen“.

 

 

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