Green & Sustainability Sono Motors: Diese drei Münchner definieren Mobilität neu

Sono Motors: Diese drei Münchner definieren Mobilität neu

5. Sorge für Details, die im Kopf bleiben

Der Sion hat einen Partikelfilter mit natürlichem Moos. Ein äußerst kluger Schachzug, vergleichbar mit der inte­grierten Blumenvase im VW Käfer. Wahrscheinlich hat in der Geschichte von Volkswagen genau dreimal tatsächlich jemand eine Blume rein­gestellt, aber das Auto war plötzlich nicht mehr bloß ein Fahrzeug – das zweckmäßige Ding, mit dem man zur Arbeit fährt –, sondern ein Raum für Freiheit und Liebe.

6. Die Crowd hat immer recht

56 Prozent zu 44 Prozent: So knapp ging die Entscheidung innerhalb der Sono-Community aus, ob der Sion in Schwarz oder in Weiß ausgeliefert werden soll. Welche Farbe die Gründer selbst präferiert hätten? Auf diese Frage gibt das Trio keine Antwort. Weil es für sie keine Rolle spielt. „Wir bauen die Autos ja nicht für uns selbst“, sagt Laurin. Auf der Homepage von Sono ist ein Zähler integriert, der Ende Januar „9231“ anzeigte – die Zahl der getätigten Reservierungen.

Und sie zeigt nur einen Bruchteil der Unter­stützer von Sono: Insgesamt hält das Trio mit gut 100.000 Menschen über Social Media und per Newsletter Kontakt. Das Auto ist nach dem Verständnis der Follower kein persönliches Statussymbol, sondern Mittel zum Zweck. Und dafür lässt man auch was springen: Mit zwei Crowdfunding-Runden hat Sono Motors über zwei Millionen Euro eingenommen. Und weil es wichtig ist, dass „die Leute nicht nur eine virtuelle Darstellung sehen, sondern das Auto auch erleben können“, wie Navina sagt, tourten sie bereits mehrmals durch Europa. Die Community konnte den Sion Probe fahren und Tipps zu Lenkradhöhe und Sitzbezug geben. „Wir haben auch viel über ­unterschiedliche Mobilitätskulturen in Europa gelernt“, sagt Navina. „In den Niederlanden etwa geht man viel selbstverständlicher und offener mit Elektromobilität um.“

7. Öffne die Systeme

Sono Motors ist wohl der einzige Pkw-Hersteller, der nicht mehr an den Pkw glaubt. Zumindest nicht im klassischen Sinn: „Wichtiger als der Fahrzeugabsatz ist für uns die Optimierung der Nutzungseffizienz“, sagt Laurin. Der Sono Sion fährt nicht nur emissionsfrei, sondern soll auch ein anderes Mobilitätsproblem lösen: dass Pkw in Deutschland im Schnitt 23 Stunden am Tag stillstehen. „Wir sind Autohersteller und Mobili­tätsdienstleister zugleich“, sagt Laurin.

Sion-Fahrer haben die Möglichkeit, per App Passagiere mitzunehmen oder ihr Auto zum Carsharing anzubieten. Die Entwicklung von App und Backend ist für Sono Motors „mindestens so wichtig wie die Entwicklung des Fahrzeugs selbst“. Wenn die Autos aufgeladen sind und keine weitere Energie über die Solarzellen aufnehmen, können sie auch anderen Elektroautos als mobile Ladesäule dienen. „Wir kooperieren mit Carsharing und Ladestation-Such­maschinen“, sagt Laurin. Jona ergänzt: „Es gibt zwei Möglichkeiten, mit der komplexen Gegenwart umzugehen: Mauern bauen. Oder sich öffnen.“

8. Nur wer drei Schritte voraus denkt, hat in der Zukunft einen Platz

Flugtaxis, Robotaxis, Elektroroller: Am Mobilitätsmarkt wird enorm viel entwickelt (einzig aufs Beamen werden wir wohl weiter warten müssen). „Was viele nicht verstehen, ist, dass diese Innovationen nicht gegeneinander wirken, sondern miteinander“, sagt Laurin. „Wir werden uns in Zukunft für jeden Weg das passende Fahrzeug aussuchen. In zehn Jahren werde ich mir per App ein autonomes Fahrzeug bestellen, das mich ans Ziel oder zum ICE-Bahnhof bringt.“ Wie passt nun der Sion in diese vielen Mobilitätsoptionen?

„Wir brauchen noch einen weiteren Entwicklungsschritt, aber dann wird der Sion auto­nome Fahrfunktionen haben“, sagt Laurin selbstbewusst. Man brauche sich nicht zu sorgen, bei der Entwicklung von künstlicher Intelligenz mit Waymo, Tesla und Mercedes-Benz nicht mithalten zu können. Dazu bringt Laurin ganz abgeklärt ein Beispiel aus der Technikgeschichte: In den 1990ern lieferten sich Mercedes und Audi einen milliardenschweren „Rüstungswettkampf“ um die Einführung von ESP (den Mercedes knapp gewann).

„Nur drei Jahre später war das Elektronische Stabilitätsprogramm Standard im Premiumsegment, und 2005 wurde es bereits in ein Gesetz gegossen.“ Er könnte auch sagen: Wird schon. „Viel wichtiger ist aber: Wie gehen wir als Gesellschaft damit um, dass 900.000 Lkw-Fahrer bald arbeitslos sein werden?“ Dabei klingt er jedoch keines­wegs verzagt oder gar besorgt. Vielleicht ist das einfach die nächste globale Veränderung, die man mit dem Sono-Mindset angehen sollte.

 

 

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