Green & Sustainability Sono Motors: Diese drei Münchner definieren Mobilität neu

Sono Motors: Diese drei Münchner definieren Mobilität neu

Das E-Auto Sion wurde von drei jungen Münchnern entwickelt, die nicht mehr an Pkw glauben. Sie setzen mit ihrem Prototyp auf die Kraft der Gemeinschaft: Man lädt zusammen auf, fährt gemeinsam und definiert so Mobilität neu. Ein Blick hinter die Kulissen.

Der Weg ins Headquarter von Sono Motors gleicht einer automobilen Zeitreise: Da steht ein VW Bully aus den 1970er-Jahren, dort ein Porsche aus den 90ern, dann ein Golf VI, ein Smart und sogar ein Tesla. Und ganz am Ende des Parkplatzes: der Sion-Prototyp. Ein E-Auto mit Solarzellen und Partikelfilter aus echtem Moos, das 2019 auf den Markt kommen soll. Das Kuriose dabei: Es wird von Menschen gebaut, die nicht mehr an den Pkw glauben.

Der Sion ist ein KKW – ein Kollektivkraftfahrzeug. Laurin Hahn, Jona Christians und Navina Pernsteiner, die Gründer von Sono Motors, setzen nicht nur auf emissionsfreies Fahren und das Auto als mobile Ladesäule. Sie wollen mit einer integrierten App auch das Problem lösen, dass Pkw in Deutschland im Schnitt 23 Stunden am Tag stillstehen. Wir zeigen ihre wichtigsten acht Denkansätze.

1. Liebe deine Arbeit (und deine Mitarbeiter)

Auf die Frage, was 2019 für sie zu einem guten Jahr machen würde, antwortet Navina Pernsteiner: „Dass unser Teamspirit immer so stark bleibt wie heute.“ Die Dreißigjährige, bei Sono für Design und Branding zuständig, weiß, dass der Markteintritt eine neue Stufe des Projekts darstellt. Trotzdem spricht sie nicht über harte Zahlen. Sie spricht über das rasant wachsende Team.

„Ohne Zusammenhalt gibt es keine gute ­Zusammenarbeit“, betont auch Jona, 25 Jahre alt. Und wie er das sagt, klingt es nicht wie eine hohle Phrase. Alle bei Sono Motors wirken auf fast surreale Art und Weise freundlich. Es wird viel gelacht, man schaut dem Gegenüber lange, wirklich sehr lange direkt in die Augen und scheut auch kleine Gesten und Berührungen nicht. Das soziale Konstrukt ist den Gründern fast genauso wichtig wie der Bauplan der Fahrzeuge. Vielleicht muss das auch so sein, wenn man mit einem hetero­genen, schnell ­wachsenden Team ein solches Abenteuer beginnt.

2. Große Ziele, kleine Schritte

Die Ziele von Sono Motors sind hoch gesteckt. Man will „ein ganzheitliches und nachhaltiges Mobilitätskonzept“ entwickeln. Ein derart komplexes Projekt, dass viele sich erst mal einen Kaffee machen und ein paar Jahre Mails checken würden. Woher nimmt das Trio das Selbstbewusstsein, eine derartige Aufgabe anzugehen? „Wir brechen ein komplexes Problem stets in kleine Teile herunter, die dann plötzlich nicht mehr unüberwindbar wirken“, erklärt Navina pragmatisch. „Es gibt selten eine geniale Idee, die alle Probleme sofort löst.“ Weiters treibt das Team die Alternativlosigkeit an. 20 Prozent der CO²-Emissionen in Deutschland entstehen durch den Verkehr. „Wir wissen, dass wir so nicht weitermachen können“, sagt Sono-CEO Laurin Hahn, 24 Jahre alt, der Dritte im Bunde.

„Wir haben gemerkt, dass wir uns nicht auf andere verlassen können. Ich möchte mich später nicht fragen lassen müssen, warum ich nichts gegen den Klimawandel unternommen habe.“ Dass sie nun ein Auto bauen, wundert das Sono-Trio in diesem Zusammenhang oft selbst. „Aber das Auto von heute ist nicht mehr das Auto von gestern“, so Navina.

Laurin Hahn, Jona Christians und Navina Pernsteiner, die Gründer von Sono Motors. Foto: Robert Wunsch

3. Mach dir die Hände schmutzig

In Storys über Sono Motors wird gern auf die Gründungsgeschichte des ­Unternehmens verwiesen, die da lautet: Jona und Laurin statteten einen alten Kleinwagen in der Garage­ von Jonas Eltern mit Solarzellen aus – und der Rest ist Geschichte. Die ­Medien lieben solche Anekdoten mit mythischem Potenzial, weil alle sofort an Microsoft / Apple / Amazon denken, die tatsächlich oder angeb­lich in einer Garage gegründet wurden.

Jona ist aber wichtig, klarzustellen: „Wir haben damals in der Garage im Prinzip kein neues Produkt erfunden, sondern verschiedene Technik aus verschiedenen Branchen zusammengebracht. Es war notwendig, überall reinzuschauen und zu verstehen, welche Elemente da zusammenwirken.“ Denn nur wer begreift, wie etwas funktioniert, hat auch genügend Zuversicht, ein Experiment zu starten. Laurin ergänzt: „Nie werde ich das Gefühl vergessen, als der Prototyp losfuhr.“ Aus einer Idee wurde ein Objekt, ein Produkt, das man anfassen kann – und mit etwas Glück kann man das Ding eines Tages an der Ampel wiedertreffen.

4. Erkenne deine Grenzen

Die Eckdaten des Prototyps von Sono Motors klingen erst mal nicht spektakulär: Der Prototyp Sion wiegt 1400 Kilo, hat 80 Kilowatt Leistung und fünf Sitze. Man hat auf Altbewährtes gesetzt – und das aus ­gutem Grund. „In der Chassis-Entwicklung oder beim Safety- Konzept kann man viel falsch machen“, sagt Laurin. „War­um sollten wir auf die Vorarbeit, die geleistet wurde, verzichten und alles selbst ent­wickeln?“ Deshalb arbeiten bei Sono Motors nicht nur Millennials, sondern auch erfahrene Autobauer wie COO Thomas Hausch, der schon bei Mercedes und Nissan unter Vertrag stand. Hundert Partner beliefern die Münchner mit Chassis, Batterien, Bildschirm­systemen, Türgriffen.

Die Innovation von Sono Motors ist eher die „Projektsteuerung“, wie ­Laurin sagt – alle vorhandenen Teile so zusammenzufügen, dass sie etwas Neues ergeben und der Vision entsprechen: ein Elektroauto, das dank aus Solarzellen gewonnener Energie bis zu 34 Kilometer pro Tag fahren kann und zu einem Preis von 16.000 Euro (ohne Batterie) erhältlich sein soll. Das Elektroauto mutiert so von einem Luxusobjekt zu einem Werkzeug. Und mit einem Werkzeug kann man Probleme lösen.

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