Ablage Meer als Büro: Wie das Verlassen des Arbeitsplatzes den Ideenfluss fördern kann

Meer als Büro: Wie das Verlassen des Arbeitsplatzes den Ideenfluss fördern kann

Wie produktiv kann man sein Gründungsziel verfolgen, wenn der Arbeitsplatz zwar Abgeschiedenheit, aber dafür alle denk- und undenkbaren Annehmlichkeiten verspricht? Neben dem 40-Stunden-Job wird das nie was mit dem eigenen Startup. Fernab des Büros auf Kreuzfahrt vielleicht? Ein Selbstversuch im Kampf gegen zahllose Versuchungen

Niemand weiß, wo ihn die alles entscheidende Idee ereilt, aber ich weiß jedenfalls, wo ich meine umsetzen werde: genau hier, Tausende Kilometer weg vom Alltag und nervigen Klein-Klein wie etwa arbeiten oder einkaufen müssen. Ich sehe von meiner Außenkabine an einer makellos weißen Bordwand hinunter auf ein Mittelmeer, das im Sonnenschein derart viele funkelnde Spielarten von Blau bis Grün aufstrudelt, dass mir schwindlig wird.

Zurück in die Kabine, zurück an den Laptop, zurück in die Rolle: Ich bin jetzt keiner mehr, der über Gründer schreibt, sondern selber einer. Vorzuweisen gibt es außer einer Idee bislang zwar noch nicht richtig was, aber das Mindset zählt. Die Leuchten an den Kabinenwänden geben ein weiches Licht ab, perfekte Verwirklichungsstimmung. Sanft brummt das Schiff und schneidet durch das Meer. Das alles ist wunderbar, und ich habe mich binnen drei Wimpernschlägen an dieses Premiumdasein gewöhnt. „Think Big“ heißt es doch. Die Frage ist: Wenn man bereits alles richtig gemacht und big gedacht hat, ist man es nicht dieser Idee auch schuldig, dass man sie im angemessen big Rahmen auch big verwirklicht?

Ich sitze also am Laptop, draußen zieht die See zwischen Barcelona und Cannes vorbei, und mache eine kleine Bestandsaufnahme: URL registriert. Pitch aufgeschrieben und mehrmals an Mitreisenden getestet. LinkedIn-Kontakte angehauen. Investoren? Bislang keine, und das, obwohl hier die Kinder, die mit ihren vermögenden Großeltern reisen, besser angezogen sind als ich. Aber, denke ich, immerhin auch keine konkrete Ablehnung. Man muss allerdings auch sagen, dass die „MS Europa 2“ nicht der Ort für Ablehnung ist. Trotzdem das Gefühl: Es muss was kommen.

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