Life & Style Sagst du noch, was du denkst?

Sagst du noch, was du denkst?

Ein Gastbeitrag von René Braun, CEO und Co-Founder von NAVIT

Es gibt sicherlich viele Gründe, warum man nicht immer mit seiner Meinung heraus platzt. Im Privaten, aus Rücksichtnahme auf die Gefühle des Gegenübers oder im Smalltalk mit Kollegen während man sich kurz an der Kaffeemaschine begegnet. Da sind Diskussionen nicht immer angesagt und manches wird vielleicht mit freundlichem Achselzucken kommentiert. So weit, so normal. Aber die Zahlen einer repräsentativen Studie zur gefühlten Meinungsfreiheit in Deutschland deuten darauf hin, dass viele Menschen auch in anderen Kontexten schweigen, weil sie glauben, vorsichtig sein zu müssen. Laut einer aktuellen Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach und des Medienforschungsinstituts Media Tenor hat fast jede:r zweite Deutsche das Gefühl, die eigene politische Meinung nicht frei äußern zu können. Das ist der schlechteste Wert seit den fünfziger Jahren. Wie kann das sein?

Die Studienautoren erklären den historischen Tiefpunkt vor allem mit dem Medienklima, das vermittle den Eindruck, dass es erwünschte und weniger erwünschte Meinungen gäbe. Ob das so stimmt, darüber kann man sicherlich streiten. Fakt ist, als Menschen neigen wir  tatsächlich dazu, uns der Mehrheitsmeinung anzuschließen, sogar wenn @wir vom Gegenteil überzeugt sind. Das hat unter anderem das sozialpsychologische Asch-Experiment herausgefunden. Im Rahmen des Versuchsaufbaus wurde eine kleine Gruppe an Personen gebeten, eine einfache Frage zu beantworten, wobei die richtige Antwort auf der Hand lag. Bis auf einen Teilnehmenden waren alle Personen in das Experiment eingeweiht und gaben die falsche Antwort. Davon verunsichert schlossen sich 76% der Versuchspersonen mindestens einmal der Meinung der Gruppe an. Manche waren sich tatsächlich selbst nicht mehr sicher, andere aber behielten ihre tatsächliche Meinung bewusst für sich, um Konflikt zu vermeiden. Es ist in uns angelegt, dass wir dazugehören möchten, aber um die Herausforderungen unserer Zeit zu lösen, bringt uns das nicht weiter. Dafür brauchen wir einen ehrlichen und konstruktiven Austausch. Um das in der Außenseiterposition durchzuhalten, gibt es ein paar hilfreiche Tools.

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