Random & Fun „Die Coronakrise hat gerade massive Auswirkungen auf die Reisebranche“

„Die Coronakrise hat gerade massive Auswirkungen auf die Reisebranche“

In Zeiten, in denen wegen des Klimawandels immer mehr Menschen einen CO2-neutralen Lebensstil pflegen wollen, werden auch Flugreisen immer kritischer beäugt. Nachhaltige Alternativen werden gesucht. Und auch gefunden?

Wir haben mit Gunnar Berning gesprochen, dem CEO von FromAtoB. Die Reise- und Buchungsplattform setzt sich für nachhaltiges Reisen ein, indem sie etwa über die ökologischen Auswirkungen informieren und umweltfreundlichere Alternativen vorschlagen. 

Im Interview erzählt Berning, wie sich Fliegen mit nachhaltigem Reisen vereinbaren lässt, ob das nicht ein Widerspruch in sich ist und wie die Travel-Branche gerade unter den Folgen des Coronavirus leidet.

Inwiefern ist ein Trend erkennbar, dass Reisen per Flugzeug unbeliebter wird – oder ist gar das Gegenteil der Fall? 

Die Menschen werden bewusster und informieren sich mehr über Umweltverträglichkeit. Das Flugzeug wird nicht per se unbeliebter. Wir beobachten allerdings, dass Kund*innen auf Strecken vermehrt auf die Bahn umsteigen, wo es sinnvolle Alternativen zum Flugzeug gibt. Beispielsweise für die innerdeutsche Strecke München-Berlin. Die Fahrt Stadtmitte zu Stadtmitte dauert zeitlich ungefähr gleich lange, bei rund einem Achtel des CO2-Verbrauchs. Wir sehen aber keinen Trend, das längere europäische Ziele und interkontinentale Ziele nicht mehr per Flugzeug angesteuert werden. 

Flugreisen sind an sich nicht nachhaltig. Was kann ich alles tun, um den CO2-Fußbadruck trotzdem so klein wie möglich zu halten? 

Man hat verschiedene Möglichkeiten. Zum einen kann man natürlich seinen CO2-Abdruck finanziell ausgleichen, eine Art Ablasshandel. Zum anderen geht es darum, die Reisegewohnheiten insgesamt zu verändern. Wenn ich eine Reise mit dem Flugzeug unternehmen möchte, kann ich mich darauf besinnen, die nächsten innerdeutschen Reisen vielleicht eben nicht per Flugzeug oder eigenem Auto zu bestreiten, sondern mit Bahn oder Fernbus.

Gunnar Berning, CEO von FromAtoB

Wie reagieren Reiseanbieter auf den Nachhaltigkeitstrend?

Wir beobachten leider noch nicht viele Veränderungen im Markt. Manche Airlines bieten die Kompensation des CO2-Abdrucks durch Spenden an. Aber in der Industrie könnte noch viel mehr passieren. FromAtoB geht dagegen den Weg, das Bewußtsein der Kund*innen zu verändern, indem wir für jede Route und jede Verbindung unabhängig vom Verkehrsmittel die CO2-Emission für diese Reise anbieten. Wir glauben daran, dass unsere Kund*innen die für sie und die Umwelt richtige Entscheidung in jeder Situation treffen, wenn wir ihnen alle wichtigen Entscheidungsmerkmale wie Preis, aber eben auch CO2-Emission transparent darstellen.

Ist das Verreisen und Nachhaltigkeit nicht ein Widerspruch – je weniger Menschen verreisen, desto mehr wird die Natur geschont, oder? 

Dogmatismus war noch nie ein guter Treiber für sinnvolle Entscheidungen. Wir sollten uns überlegen, ob es immer die Reise nach Thailand sein muss oder ob ein Sommerurlaub im Umkreis von 1000 km nicht auch erholsam sein kann. Wir dürfen aber nicht den gesellschaftlichen Aspekt vergessen: Wenn wir nicht mehr reisen, lernen wir keine anderen Kulturen mehr kennen. Das wäre ein Rückschritt in die Steinzeit. Vernunft mit Maß und Mitte ist das Gebot, wenn man Nachhaltigkeit unterstützen möchte.

Wie stark wirkt sich die Coronakrise auf die Reise-Industrie aus?

Die Coronakrise hat gerade massive Auswirkungen auf die Reisebranche. In vielen Fällen wird die Krise für viele Unternehmen existenzbedrohend sein. Es kommt jetzt darauf an, wie lange der weltweite Shutdown andauert. Flixbus hat den nationalen und internationalen Betrieb komplett eingestellt, Lufthansa ist aktuell bei einer Ausdünnung auf fünf Prozent aller Flüge, Hotelpreise in Berlin implodieren. Buchungen über die großen Reiseplattformen gehen teilweise um deutlich über 60 Prozent zurück. 

Welche finanziellen Schutzmaßnahmen haben denn Hotels getroffen? 

Hotels bieten zumeist flexible Umbuchungsmöglichkeiten an, um die Umsätze nicht zu verlieren und die Kund*innen zu einem späteren Zeitpunkt begrüßen zu können. Darüber hinaus werden alle vermeidbaren Kosten heruntergefahren. Auch Kurzarbeit ist ein Thema.

Große Messen wie die Internationale Tourismus-Börse (ITB) wurden abgesagt. Warum sind solche Messen generell wichtig für die Industrie?

Messen wie die ITB sind riesige Netzwerkveranstaltungen, wo alle wichtigen Entscheider*innen vor Ort sind, Gespräche führen und Partnerschaften vereinbaren. Wenn man die gleiche Zahl an persönlichen Treffen ohne eine Messe durchführen würde, müsste man mehr als vier Wochen nonstop mit dem Flieger von Partner*in zu Partner*in reisen. Der persönliche Kontakt und die Pflege von (Geschäfts-)Beziehungen ist immer noch von höchster Wichtigkeit – auch in der heutigen Zeit. Absagen konnten nur teilweise durch Videokonferenzen ersetzt werden. 

Wie wird sich die Branche in Teilen nach dem Coronavirus verändern? 

Die Entwicklung ist aktuell immer noch so dynamisch, dass diese Frage nicht seriös zu beantworten ist. Sehr viel hängt von den nächsten Wochen ab. Wenn die Ausbreitungsgeschwindigkeit sich schnell sehr deutlich verlangsamt, wird auch die Lust auf das Reisen wiederkommen und die Effekte stark, aber begrenzt auf zwei bis drei Quartale sein. Alles weitere müssen wir aktuell abwarten.

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