Leadership & Karriere Wie die Coronakrise unsere Arbeitswelt verändert hat

Wie die Coronakrise unsere Arbeitswelt verändert hat

ein Gastbeitrag von Louise Leitsch, Head of Research von Appinio

Die Umstellung war groß und sie kam plötzlich: Millionen Arbeitnehmer*innen mussten in den vergangenen Monaten wegen der Coronakrise von einem Tag auf den anderen ins Homeoffice wechseln. Trotz der teils starken Veränderungen mit Blick auf die Arbeitsweisen und den Arbeitsalltag haben die Deutschen viele positive Erfahrungen im Homeoffice gesammelt. Das zeigen aktuelle Umfrageergebnisse.

Aber bleibt die neue Arbeitswelt auch nach der Pandemie bestehen? 

Fangen wir vorne an: Zu Beginn der Krise, also Mitte März, wurden laut einer Appinio-Befragung 17 Prozent der deutschen Arbeitnehmer*innen ins Homeoffice geschickt; weiteren 22 Prozent wurde es freigestellt, ob sie ins Homeoffice gehen möchten. Dabei muss man berücksichtigen, dass etwa die Hälfte aller in Deutschland Berufstätigen gar nicht aus dem Homeoffice arbeiten können, weil ihre Jobs (zum Beispiel in der Gastronomie oder im Gesundheitswesen) das nicht zulassen.

Louise Leitsch, ist die Head of Research von Appinio, einem Hamburger Startup für repräsentative Marktforschung.

Die Anzahl derjenigen, die aus dem Homeoffice arbeiten mussten, stieg Woche für Woche und fand Ende April mit 21 Prozent ihren bisherigen Höhepunkt. Jede*r Fünfte wurde in der Hochphase der Pandemie also von den Vorgesetzten zum Arbeiten in die eigenen vier Wände beordert.

Seitdem geben immer weniger Arbeitnehmer*innen an, von zu Hause aus arbeiten zu müssen. Mittlerweile sind es nur noch 15 Prozent. Gleichzeitig steigt der Wert derjenigen, die angeben, selbst entscheiden zu dürfen, von wo aus sie arbeiten – zu Hause oder im Büro. Offenbar hat sich bei deutschen Arbeitgeber*innen im Zuge der Pandemie eine gewisse Flexibilität durchgesetzt.

Erfolgreiche Umstellung trotz schlechter Voraussetzungen

Das Arbeiten von zu Hause war für die meisten eine extreme Umstellung: Zwei von drei Befragten geben an, im Zuge der Coronakrise zum ersten Mal aus dem Homeoffice gearbeitet zu haben. Und nur die Hälfte aller Deutschen war eigenen Angaben zufolge auch direkt arbeitsfähig.

Fehlendes Equipment, nicht funktionierende Computerprogramme oder eine schlechte Internetverbindung machten den Deutschen zu Beginn häufig einen Strich durch die Rechnung. 6 Prozent der Bundesbürger*innen geben an, sogar mehr als zwei Wochen benötigt zu haben, um im Homeoffice komplett arbeitsfähig gewesen zu sein.

Hierbei wurde deutlich, wie wenig vorbereitet viele Arbeitgeber*innen auf die veränderten Bedingungen waren. 25 Prozent der Arbeitnehmer*innen haben keinerlei Equipment gestellt bekommen und mussten mit eigenen Computern und Telefonen arbeiten, was für die Datensicherheit eine ziemlich große Herausforderung und ein entsprechend großes Risiko ist.

Dennoch: Unter dem Strich scheint das Arbeiten von zu Hause als Krisengewinner vom Platz zu gehen. Mehr als die Hälfte der Deutschen gibt zwar an, dass sich die Meinung zum Thema Homeoffice nicht sonderlich verändert hat. Bei jede*r Dritten aber hat sich die Einstellung zur Arbeit in den eigenen vier Wänden verbessert, nur bei acht Prozent der Befragten hat sie sich verschlechtert. 

Die Gründe dafür liegen auf der Hand, sind zum Teil aber auch überraschend. Die Deutschen lieben am Homeoffice am meisten, dass die teils langen Arbeitswege wegfallen. Ein Nobrainer, klar, aber der mit Abstand meistgenannte Vorteil, wenn es um das Arbeiten von zu Hause aus geht.

Danach folgt der Dresscode, der – wenn überhaupt – in Videokonferenzen bekanntlich nur für die obere Hälfte des Körpers eingehalten werden muss. Weitere Vorteile sind den Deutschen zufolge mehr Flexibilität im Alltag und eine bessere Konzentrationsfähigkeit. Hier sollten Arbeitgeber*innen, sofern sie daran interessiert sind, dass ihre Mitarbeiter*innen künftig aus dem Büro konzentrierter arbeiten, möglicherweise über eine andere Gestaltung der Räume nachdenken.

Wie geht es nun weiter? Die Arbeitnehmer*innen selbst wissen es noch nicht. 62 Prozent der Deutschen haben von ihren Vorgesetzten noch keine Hinweise bekommen, welche Arbeitsformen nach der Krise behalten und welche wieder verworfen werden. Etwas mehr als die Hälfte glaubt allerdings daran, dass die Arbeitgeber*innen mehr Homeoffice-Möglichkeiten schaffen werden. Jede*r Dritte glaubt hingegen, dass sie nach der Krise auf weniger Homeoffice setzen wird. 

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