Leadership & Karriere Kolumne: So bewirbst du dich 2030 auf einen Job

Kolumne: So bewirbst du dich 2030 auf einen Job

Einmal im Monat versorgt euch unsere Kolumnistin Céline Flores Willers mit hilfreichen Tools und wichtigen Learnings aus dem Innovations-, Entrepreneurship- und Tech-Bereich.

„Hey, hier schreibt das BMW-Recruiting Team. Wir finden dein Profil spannend und würden dich gerne kennenlernen. Lust auf einen Video-Call?“

Wir schreiben das Jahr 2030. Diese Nachricht hat dich gerade über eine Job-Tinder-App erreicht – ebenso wie ein weiteres Angebot von Microsoft und Lilium. Wie die Unternehmen dich gefunden haben? Schon während deiner gesamten Schul- und Studienzeit hast du Daten hinterlassen – bewusst und unbewusst.

In Kombination mit deinen Noten und Social-Media-Profilen haben diese Daten ein umfangreiches Profil ergeben, auf welches Unternehmen nun zugreifen können. Sie bewerben sich bei dir, nicht mehr du dich bei ihnen.

Big Data macht übrigens auch Lebenslauf & Motivationsschreiben hinfällig, da das erstellte Profil ohnehin mehr über dich aussagt als jeder One-Pager in Arial, Schriftgröße 12.

Das erste Gespräch

Um es einfach zu halten, vereinbarst du einen WhatsApp-Call. Denn im Jahr 2030 entscheidest du, über welche Plattform ihr kommuniziert. Das erste Gespräch ist sehr direkt, unverfänglich und ehrlich.

Der „Cultural-Fit“ entscheidet – sprich: Passt du vom Charakter zum Unternehmen oder nicht? Hard Skills werden nicht überprüft. Warum auch? Im Jahr 2030 geht man davon aus, dass alles auf der Welt erlernt werden kann, nicht jedoch die soziale Intelligenz und auf die kommt es im Erstgespräch also an.

Foto: Unsplash

Zum Ende des Gesprächs wirst du aufgefordert, deine Bedingungen und Bedürfnisse an ein zukünftiges Arbeitsverhältnis zu schildern. Wie viele Urlaubstage forderst du ein? Wie soll deine Leistung gemessen werden? An welchen Wochentagen möchtest du aktiv sein? All das liegt in deiner Hand.

Dein Purpose Manifesto

Du legst auf und gehst deine drei Gespräche nochmal durch. Dein Bauchgefühl zieht dich nur zu einem der drei Angebote und du entscheidest, den anderen beiden Unternehmen abzusagen.

Eine Absage erhältst du übrigens von keinem der Unternehmen. Im Jahr 2030 sind die Matchings über Job-Tinder-Apps bereits so präzise, dass die Erfolgsquote im Einstellungsprozess bei 98 Prozent liegt.

Ihr vereinbart ein zweites Gespräch, in dem es um dein „Purpose Manifesto“ geht – früher hieß das noch „Arbeitsvertrag“. Dem Unternehmen ist besonders wichtig, dass deine persönlichen Werte und Ziele mit denen der Organisation übereinstimmen. Nur, wenn ihr für das Gleiche einsteht, macht eine Zusammenarbeit Sinn.

Das Purpose Manifesto wird übrigens ständig angepasst und weiterentwickelt. Es ist ein lebendiges Dokument, was sich deinem Lebensstil anpasst, ohne die gemeinsame Vision aus den Augen zu verlieren. Wird deine Mutter beispielsweise schwer krank, kannst du fortan aus dem Home-Office arbeiten und dies auch so hinterlegen.

YouGrow – dein ständiger Begleiter

Das Manifesto ist unterzeichnet und du erhältst per Post deinen „YouGrow“. Endlich, darauf hattest du dich so sehr gefreut! Das Gerät ist eine Art Siri oder Alexa, das dir ab sofort für alle Fragen zur Seite steht.

„YouGrow, wann muss ich am Samstag da sein?“ und „YouGrow, wie heißt meine Ansprechpartnerin nochmal?“. YouGrow bereitet dich auf den Arbeitsbeginn vor und klärt dich über alles Notwendige auf.

Foto: Unsplash

Nicht fehlen darf allerdings der menschliche Kontakt. Daher lernst du vor deinem offiziellen ersten Tag auf Community-Events in deiner Region schon die ersten zukünftigen Kolleg*innen kennen. Auch dein Office konfigurierst du online vorab selbst: Hängematte, Lavalampe, bodentiefe Fenster – check!

Die Smart Buildings können im Jahr 2030 automatisierte Umbauten vornehmen, sodass dein Office auf deine ganz persönlichen Bedürfnisse abgestimmt ist.

Die erste Woche

Du entscheidest dich an deinem ersten Tag, in den Hub im Zentrum Münchens zu gehen. Dort begrüßt dich zuallererst dein Onboarding-Coach. Mit ihm verbringst du deinen ersten Arbeitstag.

Im Laufe der Woche pitchen dir die Teams in deiner Abteilung deren aktuelle Projekte. Du entscheidest, bei welchem Projekt du mitwirken möchtest. Es folgt ein Purpose-Workshop innerhalb des Teams. Ziel ist es, die Aufgaben so zu verteilen, dass jeder seine Stärken einbringen kann.

Foto: Unsplash

Ein wichtiges Event in der ersten Arbeitswoche ist außerdem der Tag mit den Top-Leader*innen – früher waren damit Manager*innen, Geschäftsführer*innen und Abteilungsleiter*innen gemeint. Sie berichten über das Unternehmen aus ihrer Perspektive und beantworten dir persönliche Fragen. Ihr seid natürlich per Du und du nimmst eine Menge Motivation aus den Gesprächen mit.

Die erste Arbeitswoche endet mit einer harten Entscheidung: Willst du bleiben? Entscheidest du zu bleiben, wählst du deine*n Chef*in selbst.

Und? Klingt das nach einer Zukunft, in der du leben willst?

Hintergrund der Schilderung

Am 15. September durfte ich beim Work.Lead.Space Event von Accenture und Vitra dabei sein und mich von Präsentationen zum Thema New Work inspirieren lassen.

Wie wollen wir in Zukunft arbeiten, führen und Raum nutzen? Zu dieser Frage sind in mehrwöchigen Workshops mit Vertreter*innen verschiedener deutscher Konzerne während des Sommers vier Szenarien entstanden.

Foto von der Autorin

Die Schilderung basiert auf Ideen der Community und wurde von mir weiterentwickelt und zugespitzt. Eine offizielle Studie zu dem Thema folgt im Oktober.

Ich persönlich bin total beeindruckt von dem Projekt und mehr als gespannt auf 2030! Wenn Euch mein Artikel gefallen hat, dann kann ich Euch nur die Studie ans Herz legen. Auf LinkedIn könnt ihr die Entstehung unter den Hashtags #workleadspace und #preferredfuture verfolgen.

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