Leadership & Karriere Aus Kleiderkreisel wird „Vinted“ – was bedeutet das für die Nutzer*innen? Antworten von CEO Thomas Plantenga

Aus Kleiderkreisel wird „Vinted“ – was bedeutet das für die Nutzer*innen? Antworten von CEO Thomas Plantenga

„Big News zu Kleiderkreisel“, mit dieser Nachricht informierte die Secondhand-Plattform Kleiderkreisel seine Nutzer*innen vergangene Woche über die anstehende Fusion mit Mamikreisel. Die beiden Communities verschmelzen mit ihrer Muttermarke zu einem XXL-Modemarktplatz namens „Vinted“.

Der Umzug soll stufenweise und so reibungslos wie möglich passieren und bis Ende des Jahres abgeschlossen sein. „Was passiert gerade mit Kleiderkreisel, ich check’s nicht“, fragt sich nicht nur Twitter-Nutzerin @heywassolldas.

Wir haben mit Thomas Plantenga über die Hintergründe und die Zukunft von Vinted gesprochen. Plantenga ist der CEO von Kleiderkreisel / Vinted und uns per Videocall aus Vilnius in Litauen zugeschaltet. Er trägt einen schwarzen Pullover – ob der wohl secondhand ist?

Herr Plantenga, warum die Fusion von Kleiderkreisel und Mamikreisel?

In den letzten Jahren haben wir gelernt, dass eine Community profitiert, wenn sie wächst. Je mehr Menschen involviert sind, desto mehr Käufer*innen und Verkäufer*innen gibt es logischerweise, heißt: bessere Chancen für alle.

Vinted existiert bereits seit 2012 in verschiedenen Ländern. Da Kleiderkreisel und Mamikreisel in Deutschland auch eigenständig erfolgreich waren, wollten wir die beiden Marken zunächst nicht anfassen, bis wir wirklich ganz sicher waren, dass der Zusammenschluss auch der richtige Schritt ist. Schließlich ist eine solche Fusion mit enormen Investitionen und Risiken verbunden.

Wie lange hat es gedauert, die Fusion vorzubereiten?

Drei Jahre haben wir Research zu dem Thema betrieben, zudem haben wir Tests durchgeführt. Einer der ersten Tests war es, eine Kids-Kategorie in Frankreich zu launchen. Nachdem das funktioniert hat, haben wir diese Kategorie über alle Märkte ausgerollt.

Ein zweites Beispiel kommt aus Litauen, hier hatten wir auch zwei Plattformen, die wir zu einer zusammengeführt haben. Nachdem das erfolgreich war, wussten wir, dass das auch in Deutschland funktionieren kann.

Haben Sie Angst, durch die Umstellung Kund*innen zu verlieren?

Ja natürlich und das wollen wir unbedingt vermeiden. Dazu haben wir daran gearbeitet, den Übergang von Kleiderkreisel und Mamikreisel zu Vinted so „smooth“ wie möglich zu machen. Zudem wollen wir den Kund*innnen die Vorteile der neuen Plattform aufzeigen, neben einer größeren Community sind das zum Beispiel bessere Versanddeals.

Wir sind überzeugt: Selbst, wenn wir kurzfristig Kund*innen verlieren, so wird sich die Fusion langfristig für alle lohnen.

Kleiderkreisel mistet aus und wird zu Vinted. Bild: Vinted

Was genau ändert sich für die Nutzer*innen?

Die deutschen Nutzer*innen dürfen sich auf eine neue „Home“-Kategorie für Heimtextilien und Dekoartikel freuen. Damit erweitern wir unser Angebot um Lifestyle-Produkte, die verwandt sind mit dem Fashion-Vertical. Tests in Frankreich, Belgien, Spanien und den Niederlanden haben gezeigt, dass die Nutzer*innen diese Erweiterung sehr gut annehmen.

Ebenfalls neu sind bessere Versandoptionen, wenn man unseren „Käuferschutz“-Service nutzt. Beim Versand achten wir darauf, Optionen zu kreieren, die kostengünstiger und umweltfreundlicher sind, beispielsweise durch den „PUDO“-Versand. [Anm. PUDO steht für Pick Up Drop Off und bezieht sich auf den Shop-to-Shop-Versand, bei dem Päckchen von Packstationen verschickt und angenommen werden – das spart CO2.]

Bügeln steigert die Verkaufschancen bei Secondhand-Modeplattformen. Bild: Vinted

Lassen Sie uns über Secondhand-Mode sprechen. Für viele steht „secondhand“ einfach nur für alte Klamotten. Was bedeutet es für Sie?

Als ich vor viereinhalb Jahren als CEO bei Vinted begann, fand ich das Thema spannend, klar. Doch ich sah noch nicht vollständig das enorme Potenzial in diesem Geschäftsmodell.

Secondhand ist nicht nur ein Trend oder eine Nische. Es kann zum ersten Gedanken, zur ersten Wahl werden, wenn Menschen an Mode denken und Kleidung kaufen. Das ist mein Ziel.

Wie nachhaltig ist Secondhand-Mode wirklich?

Es ist kein Geheimnis, dass „Fast Fashion“ diverse negative Einflüsse auf die Umwelt hat. Aber natürlich muss man sich auch an die eigene Nase packen, denn schließlich schicken wir auch Kleidung durch die Gegend, betreiben Server, lassen Menschen in Büros arbeiten und so weiter.

Von einem externen Partner haben wir untersuchen lassen, welchen Impact wir als Vinted auf die Umwelt haben. Die Ergebnisse haben mich umgehauen: Den Zahlen zufolge sind wir 80 bis 90 Prozent nachhaltiger als herkömmliche Mode-Anbieter*innen. Und nicht nur das: Wir verändern auch, wie Menschen über Kleidung denken.

Inwiefern?

Wir haben gesehen: Ca. 70 Prozent der mit Secondhand-Mode verdienten Einnahmen unserer Verkäufer*innen werden wieder für Secondhand-Mode und nicht für Fast Fashion und Co. ausgegeben. Die Zahlen zeigen: Insgesamt wird durch uns weniger Neuware gekauft.

So kreieren wir einen neuen Markt, bei dem sowohl die Kleidung als auch das Geld im Kreislauf bleiben. Das hat einen enormen Einfluss auf den Nachhaltigkeitsaspekt von Mode. Denn so geben wir Kleidung nicht nur ein zweites Leben, sondern vielleicht auch ein drittes und viertes und verlängern so deren Lebenszyklus.

Tragen Sie selbst auch secondhand?

Plantenga lacht. Ja zu großen Teilen, ich würde sagen, 40 Prozent meiner Kleidung ist secondhand, insbesondere Jacken, Sweaters und Hosen kaufe ich gerne gebraucht.

Dabei kaufe ich aber nicht nur bei Vinted, sondern auch in Secondhand-Läden. Ich finde, der Style passt zu mir, mir gefällt das. Und um ehrlich zu sein, fühlt es sich einfach gut an: Man kauft etwas, aber ohne ein schlechtes Gewissen dabei zu haben.

Trägt selbst gerne Secondhand-Kleidung: Vinted CEO Thomas Plantenga. Bild: Vinted

Was ist ihre Vision für Vinted?

Meine Vision ist es, Secondhand zur ersten Wahl beim Kleidungskauf zu machen. Und zwar nicht nur für eine kleine Gruppe von Menschen, sondern für alle.

Heute sind unsere Nutzer*innen in erster Linie Frauen zwischen 18 und 35 Jahren. Um diese Vision zu erreichen, wollen wir das Kaufen und Verkaufen von Secondhand-Mode weiter verbessern und verschiedene Business-Modelle zum Handeln anbieten.

Darüber steht das übergeordnete Ziel, dass wir den Mode-Kreislauf schließen wollen. Langfristig wollen wir uns daher auch mit Themen wie Recycling oder neuen Produktionsmöglichkeiten beschäftigen.

Die neue „Vinted“-Plattform soll uns dabei helfen, dieser Vision ein Stück näher zu kommen. Unser Team hat hart daran gearbeitet, diese Fusion zu ermöglichen und wir hoffen, dass die deutschen Nutzer*innen zufrieden mit der neuen, unserer Meinung nach besseren Plattform sind!

Vielen Dank, Herr Plantenga. Und viel Erfolg!

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