Leadership & Karriere Veganer Fleischersatz war gestern: dieses Startup entwickelt vegane Garnelen

Veganer Fleischersatz war gestern: dieses Startup entwickelt vegane Garnelen

Veganer Fleischersatz? Pah. Die Münchner Gründer von Happy Ocean Foods werkeln längst am nächsten großen Ding: Garnelen aus pflanzlichen Stoffen.

Die erste vegane Garnele hat Julian Hallet remote entwickelt. Beziehungsweise entwickeln lassen. Denn damals, Ende 2019, befand sich Hallet, einer der beiden Gründer von Happy Ocean Foods, noch mitten auf seiner einjährigen Weltreise, irgendwo in Südamerika. Je weiter Hallet reiste, desto mehr drängte sich ihm die Frage auf: Warum nicht mal „etwas mit Impact machen“, statt in einen normalen Job zurückzugehen? 

Hallet, der zuvor Erfahrung im Marketing und Business-Development gesammelt hatte, begann zu recherchieren. Im Foodtech-Bereich passierte viel, besonders für Deutschland und Europa sah er Potenzial im Bereich Fisch und Meeresfrüchte. Damals aß er auch das erste Mal einen Burger von Beyond Meat.

Per E-Mail briefte er eine Produktentwicklerin, die sich an den ersten Prototyp machte. Als sie nach zwei Wochen vermeldete, dass sie zufrieden mit dem Fortschritt sei, hatte Hallet keine andere Wahl, als sich auf ihr Wort zu verlassen. Es war Zeit, Robin Drummond ins Boot zu holen.

Die beiden Gründer von Happy Ocean Foods, Julian Hallet und Robin Dummond. Foto: Alina Nachtmann

Beyond Garnelen

Heute ist aus Hallets Urlaubsidee Happy Ocean Foods geworden, ein Startup aus München, das vegane Garnelen herstellt. Wieso Garnelen? Auch diese Entscheidung ist das Ergebnis von Marktforschung. „Alternativen für Lachs und Thunfisch, die beliebtesten Fische der Deutschen, gibt es schon im Wettbewerb, Garnelen macht bis jetzt nur ein anderes Startup aus den USA.“

Noch gibt es die Produkte von Happy Ocean Foods nicht im Markt zu kaufen, in den letzten Monaten lag der Fokus der beiden Gründer auf der Produktentwicklung. Aber das soll sich bald ändern: Mit dem aktuellen Stand ihres Prototyps sind die beiden zufrieden.

Derzeit führen Hallet und Drummond Gespräche mit verschiedenen Produzenten und sammeln Vereinbarungen über Abnahmemengen von Restaurants ein. „Wir würden nicht 20 Tonnen produzieren, ohne zu wissen, dass wir das auch verkaufen.“

Drummond, 27, war sofort dabei, als Hallet ihm die Idee von Happy Ocean Foods pitchte. Kennengelernt haben sich die beiden 2016 bei Vitafy, einem Onlineshop für gesunde Ernährung und Nahrungsergänzungsmittel. Dort merkten sie schnell, dass sie viele ähnliche Interessen hatten, Surfen zum Beispiel. Hallet: „Wenn gutes Wetter ist, weißt du, wo du uns findest: am See oder beim Surfen an der Eisbachwelle in München.“ Ihre Liebe fürs Wasser war schließlich auch der Grund, warum sich die beiden für ein Fisch- und gegen ein Fleischersatzprodukt entschieden. Auf „BBQ-Zeug, Burger und Food-Porn“ hatten sie keine Lust.

Hallet und Drummond wollen einen bestimmten Lifestyle und eine Message transportieren, daher gibt es auf ihrem Instagram-Kanal neben Produktbildern und Serviervorschlägen auch Meeres-Moods und Surfvideos. „Wir machen das ja nicht nur, um Geld zu verdienen, sondern weil es Spaß bringt und wir uns damit identifizieren“, so Hallet. „Viel geiler ist es doch, Inhalte zu posten, die einen selbst berühren.“

Die heutige Rezeptur hat nach 40 Iterationen mit der ihres ersten Prototyps nicht mehr viel zu tun, sowohl die Zutaten an sich als auch deren Anteile haben sich verändert. Mungo- und Sojabohnen bilden die Basis, Agavendicksaft, Meersalz und Algen sorgen für „dieses Fischige, Meeresfruchtige“, das selbst bei Menschen gut ankommt, die sonst nicht auf Fisch und Co stehen.

Ein Restauranttest im Münchner Max Pett hat im August sämtliche Erwartungen übertroffen: Nach nur vier Tagen war die gesamte Menge von 20 Kilogramm verkauft, die ursprünglich für vier Wochen geplant war. Zwischenzeitlich musste der Abverkauf gestoppt werden, da Happy Ocean Foods mit der Produktion nicht mehr hinterhergekommen ist – derzeit wird noch per Hand produziert, mithilfe von Silikonformen. 

Foto: PR

Hallet und Drummond haben ambitionierte Wachstumsziele. „Wir wollen in den Mainstream.“ Der Plan: sich in der Gastronomie einen Namen machen und dann über den Handel skalieren. „Wir wollen nicht ins Veggieregal, sondern ins Tiefkühlregal neben die anderen Garnelen, als einzige Plant-Based Brand.“

Aktuell bootstrappen die beiden, durch ihr Exist-Stipendium des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie mussten sie bislang keine Anteile abgeben. Doch das könnte sich bald ändern: Die nächste Finanzierung soll bereits im November fließen. „Wir suchen fürs erste Jahr ab Verkaufsstart Investoren, Markteintritt und Skalierung müssen damit finanziert werden.“ Auch personell muss Happy Ocean Foods wachsen, ihr Team besteht aktuell neben den beiden Gründern aus einer weiteren Vollzeitmitarbeiterin, einer Teilzeitkraft und einem Praktikanten.

Einen Plan B gibt es nicht. „Unsere Mentalität ist es, alle Schiffe hinter uns zu verbrennen“, sagt Hallet. Damit bezieht er sich auf die Geschichte des spanischen Eroberers Cortés, der einst in Mexiko die eigene Flotte in Brand stecken ließ, sodass es keinen Weg zurück gab. Der Mut der Verzweiflung half am Ende. Verzweifelt wirken die beiden jungen Gründer jedoch nicht. Vielmehr wie zwei entschlossene Eroberer des Tiefkühlregals.

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