Life & Style Dieser Bochumer ist Deutschlands Custom-Design-Geheimtipp

Dieser Bochumer ist Deutschlands Custom-Design-Geheimtipp

Massoud Wazifehdust hat Housepartys auf Ibiza geschmissen, hat Warsteiner und Kollegah zum Esport gebracht und eine eigene Agentur aufgezogen. Die Corona-Pandemie hat er sofort für ein neues Projekt genutzt: Custom-Design-Mode aus Louis Vuitton und Gucci. Selbst Kida Khodr Ramadan ist Fan!

Miami, 1983. Auf dem Höhepunkt seiner kriminellen Karriere schaut Tony Montana in die Nacht. Über ihm schiebt sich ein Luftschiff durch den Himmel. Darauf steht: The World is Yours.

In „Scarface” von Brian de Palma verkörpert Tony Montana, gespielt von Al Pacino, den unbedingten Willen zum Aufstieg. Nun sind Gangsterfilme keine Gründerworkshops. Aber viele, die es im echten Leben von ganz unten nach ganz oben geschafft haben, ließen sich von Montanas Mantra „The World is Yours” inspirieren. Zum Beispiel Massoud Wazifehdust.

Sampling in der Mode

Der 37-Jährige ist seit einem guten Jahr der Geheimtipp, wenn es um Custom Design made in Germany geht. Unter Massoud Mahgoli, dem Mädchennamen seiner Mutter, hat er sich auf die kreative Neuverarbeitung von bestehenden Luxusmarken-Stoffen spezialisiert. Das heißt, er zerschneidet Handtücher und Taschen der großen Modebrands und verkauft sie als Masken, Schlüsselbänder oder Autoschlüsselschoner weiter – und zwar im großen Stil. Zu seinen Kunden zählen der „4 Blocks”-Star Kida Khodr Ramadan, der derzeit beste deutsche Basketballer und Los Angeles Lakers-Neuzugang Dennis Schröder oder der Musikproduzent OZ, der Hits für US-Rapper Drake und Travis Scott liefert.

©Don Wadde

Aufgewachsen ist Mahgoli, dessen Eltern aus dem Iran fliehen mussten, im weniger vornehmen Bochumer Wohngebiet Hustadt. In den Neunzigern und frühen 2000ern galt Hustadt als „sozialer Brennpunkt”, viele von Mahgolis Freunden hat er „reingehen gesehen”, wie er es nennt. Er selbst, sagt er, sei mit einem blauen Auge davon gekommen. Massoud betont, dass er zuhause auch immer die Wichtigkeit von Bildung eingeimpft bekommen hat. Prägend für Mahgoli war in dieser Zeit vor allem aber HipHop, insbesondere Street Art, die grafische Verbindung von Emotionen mit einer Botschaft. Und auf eine Art war Mahgolis Weg zum Designer da schon vorgezeichnet – wenn auch über Umwege.

Von Housepartys zu Gaming

Als Mahgoli eine Auszeit von Bochum benötigt, zieht er 2005 mit Anfang Zwanzig nach Köln und arbeitet bei einer Kölner Eventagentur. Er veranstaltet im legendären Club Space auf Ibiza Housepartys und kommt viel rum: New York, London, Paris, Abu Dhabi. In dieser Zeit entdeckt der Junge aus dem Block neue Talente an sich. Er erkennt schneller als andere Trends und schafft es, sein Umfeld für neue Themen zu begeistern.

Zurück in Bochum bleibt er zunächst dem Musikbusiness treu und arbeitet unter anderem als Manager bei einem Musiklabel namens Desolat, während er parallel an der Ruhr-Universität Management und Economics studiert. Dann folgt eine Station, bei der er seine Stärken voll ausspielen kann: Er beginnt Mitte 2016 bei Warsteiner als Manager für Trend- und Szenegastronomie mit dem Ziel, das Produkt erlebbarer zu machen.

Mahgoli, dessen Jugend nicht nur Rap und Graffiti, sondern auch Gaming prägte, erkennt das Potenzial von Esports. Er plant Warsteiner als erste Brauerei in diesem Sektor zu positionieren. Er nervt seine Vorgesetzten, redet vom nächsten großen Ding und schafft es schließlich die Begeisterung zu übertragen. „Das war das erste Mal, dass man mich in der Marketingabteilung ernster genommen hat”, erinnert er sich.

Das „Network-Biest“

Bei Warsteiner bleibt Mahgoli, der immerfort getrieben ist von neuen Ideen, nicht lange. Er macht sich selbständig. Dafür wirft er seine Erfahrungen aus den Bereichen Events, Musik und Esports zusammen und gründet die Agentur Resports. Das Vorhaben: Gaming und Lifestyle zusammenbringen. Mahgoli, der sich selbst als „Network-Biest” beschreibt, knüpft schnell wichtige Kontakte.

Massoud Wazifehdust hat es von unten nach ganz oben geschafft. ©Massoud Mahgoli

Dann ergibt sich eine Gelegenheit zum ersten großen Wurf: In einem Düsseldorfer Hotel werden ihm die damals noch nicht von Skandal und Empörung umgebenden Gangsterrapper Farid Bang und Kollegah vorgestellt. Beide planen ein eigenes Esport-Team an den Start zu bringen. Mahgoli ist ihr Mann. Er kümmert sich um die Zusammenstellung des Teams, um die Gestaltung der Trikots sowie um den Launch der Marke „JBG Gaming”. Auf der Gamescom 2018 folgt dann die große Release-Show. Auf der Bühne treffen HipHop und Gaming aufeinander.

Die Zusammenarbeit mit den Rappern hält nicht lange, was Mahgoli egal sein kann, denn da ist er bereits mit neuen Projekten beschäftigt. Nach seinem Engagement für „JBG Gaming” widmet sich Mahgoli wieder „Ladwork”, einer Plattform für die Vernetzung der globalen Gaming- und Esportszene, die er bereits Anfang 2018 gegründet hatte.

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