Productivity & New Work Remote Work bei der Jobsuche: Ein Recruiting-Experte verrät die Vorteile davon

Remote Work bei der Jobsuche: Ein Recruiting-Experte verrät die Vorteile davon

Ein Gastbeitrag von Marco Eylert

Wer das Glück hatte, vor der Pandemie den Studienabschluss in der Tasche zu haben, hatte es auf dem Jobmarkt noch deutlich einfacher – so oder so ähnlich ist die Quintessenz vieler Artikel in der letzten Zeit. Doch war das so? Viele meiner Kommiliton:innen tingelten von einer Karrieremesse zur nächsten, um den Traumjob zu finden und sich selbst ins Gespräch zu bringen. War der Wunscharbeitgeber auf der eigenen Uni-Messe nicht vertreten, reisten sie in die nächste Stadt oder gleich zum Tag der offenen Tür im Unternehmenssitz.

Wer in Berlin wohnte und sich zum Beispiel für die Automobilindustrie interessierte, investierte viel Zeit in Süddeutschland, ohne der Hauptstadt eigentlich den Rücken kehren zu wollen. Bei jeder Bewerbung an ein Unternehmen außer Auto-Reichweite, mussten sie sich zusätzlich mit der Frage auseinandersetzen, ob sie ein mögliches Angebot überhaupt annehmen würden. Was sagt der*die Partner:in zu der Entscheidung? Beruf oder Liebe? Für viele keine leichte Frage. 

So sehr die Corona-Krise Absolvent:innen auch

vor Herausforderungen stellt, hat sie gerade

in der HR-Welt für einen Digitalisierungsboost gesorgt. Die Fragen, mit denen sich noch

Pre-Pandemie-Absolvent:innen herumschlagen mussten, spielen heute und

für die Zukunft keine Rolle mehr.

Denn auch viele Unternehmen haben im Anschluss an eine gelungene Umstellung aufs Homeoffice die Vorteile der dezentralisierten Arbeitsorganisation erkannt. Ist die Möglichkeit der Remote Work erstmal gegeben, explodiert der Pool potenzieller und qualifizierter Mitarbeiter:innen auf einen Schlag.

„War for Talents“ nichts weiter als Digitalisierungsproblem?

Man stelle sich einmal vor, wie stressig doch das Leben als Recruiter:in vor der Pandemie gewesen sein muss. Der Kalender voll mit Präsenzterminen und alle warten nur darauf, dass man bei der nächsten Karrieremesse ankommt, den mitgeschleppten Business-Stand aufbaut und das eigene Unternehmen als das attraktivste darstellt: Wer hat den besten Kuli, wer die leckersten Minzbonbons?

Heute an der TU Berlin, morgen die LMU und dann direkt ins Ruhrgebiet – so sah die Antwort vieler Unternehmen auf den „War for Talents“ aus. Die Anzahl der verteilten Goody Bags stellten häufig die einzige Benchmark dar, die es zu erfüllen galt. Digitale Formate waren Mangelware, denn niemand ist davon ausgegangen, diese einmal zu brauchen.

Heute haben wir aus der Not eine Tugend gemacht. Online Recruiting-Events verlegen das stationäre Recruiting ins Virtuelle und ermöglichen den kapazitätsgeplagten Recruiter:innen, deutlich produktiver mit der eigenen Zeit umzugehen. Plötzlich ist es ihnen aus den eigenen vier Wänden möglich, Workshops mit Studierenden aus Heidelberg, Dresden und Flensburg zur selben Zeit durchzuführen, ein eins zu eins Gespräch mit jemandem aus London zu haben und zeitgleich den eigenen Talentpool zu füllen – und das samt aussagekräftiger Unterlagen wie CV’s und Arbeitszeugnissen.

Problemlos stellt man digital das eigene Unternehmen an nur einem Tag in ganz Deutschland vor. Ach, in ganz Europa. Der „War for Talents“ fällt schon deutlich kleiner aus, wenn man über den analogen Tellerrand hinaus blickt.

Gute Nachrichten für alle Berufseinsteiger:innen

Die andere Seite der Medaille ist in diesem Fall auch goldwert – für alle Jobsuchenden. Der Berufseinstieg 2021 kann so flexibel sein, wie ihr es wollt. Gerade in Jobs, die in der Pandemie völlig remote ausgeübt werden können, befinden wir uns noch immer in einem Arbeitnehmer:innen-Markt: Die Unternehmen buhlen also um die besten Kandidat:innen.

Nutzt diesen Vorteil und erinnert Unternehmen daran, dass sie die besten Voraussetzungen haben, euren Bedürfnissen entgegenzukommen. Wieso solltet ihr bei einem Unternehmen in Berlin oder München nicht genauso gut von zuhause in Bamberg, Marburg oder Bonn arbeiten können? Schließlich habt ihr eure:n Recruiter:in ja auch von dort kennengelernt. Es ist sogar egal, ob eure neue Company eigentlich in London, Paris oder Malaga sitzt. Der Standort wird in Zukunft keine Rolle mehr spielen. 

Wenn Ihr diese drei Tipps beherzigt, klappt’s 2021 mit dem Job

1. Haltet auch online die Augen nach Karriereevents offen

Was im letzten Jahr noch die Flyer und Aushänge in der Uni waren, sind jetzt Instagram-Ads oder Karriere-Newsletter. Folgt den Unternehmen, für die ihr euch interessiert, auch online und haltet die Augen nach den nächsten digitalen Recruiting-Events offen. Diese werden euch den Einstieg erleichtern. Meldet euch an, seht euch um und nutzt eure Chance.

2. Bereitet euch auf diese Veranstaltungen intensiv vor und seid schnell

Online Karriere-Events bieten nämlich den Vorteil, gleich einen Schritt weiter im Bewerbungsprozess zu springen. Anders als bei analogen Veranstaltungen, bei denen das Netzwerken und das Austauschen von Visitenkarten und Bewerbungsmappen im Vordergrund steht, kann es bei der digitalen Variante auch schonmal zu deutlich intensiveren Einzelgesprächen kommen.

Das liegt daran, dass die Unternehmen im Vorfeld Zugriff auf die bereits angemeldeten Teilnehmer:innen haben, sich interessante CVs ansehen und somit eine Vorselektion treffen können. Ladet eure Unterlagen daher frühestmöglich hoch und seid vorbereitet!

3. Bewerbt euch überall und kennt euren Wert

Die Zeichen für euren Berufseinstieg stehen gut. Kennt euren Wert und steht für die Möglichkeiten ein, die die Digitalisierung uns allen bietet. Der Vorteil der Recruiter:innen, an einem Tag ganz Deutschland abzuarbeiten, kann ebenso ein Vorteil für euch sein. Macht den Unternehmen klar, dass eure Arbeitsleistung nicht mit eurem Standort korreliert.

Seid mutig und bewerbt euch auch bei Unternehmen, deren Headquarter ihr eigentlich unattraktiv findet – Gütersloh, Neckarsulm oder Walldorf. Der Ball liegt bei euch.

Marco Eylert ist Recruiting-Experte und Gründer von Talentspace. Mit seinem Startup ermöglicht er es Jobsuchenden und Unternehmen auch im Lockdown digital zusammenzufinden.

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