Innovation & Future Stunt oder genial? Signal legt sich mit Facebook an

Stunt oder genial? Signal legt sich mit Facebook an

Facebook erlaubt zwar 13-Jährige mit Interesse an Alkohol in Werbung zu targetten, aber bei anderen Inhalten ist die rote Linie schnell überschritten. Das haben die Macher:innen des Messengerdienstes Signal herausgefunden. Wie sie in einem Blogbeitrag beschreiben, wollten sie über Instagram eine Kampagne starten. Das Fotonetzwerk gehört zum Facebook-Konzern, ebenso wie WhatsApp.

Mit den Werbeposts wollte Signal die Instagram-User:innen darauf aufmerksam machen, wie viel die Plattform über sie weiß. Wo sie wohnen, ob sie sich für linke oder rechte Politik begeistern. Ob ihnen LGBTQI*-Rechte am Herzen liegen. Denn es sind solche Merkmale, anhand derer die Werbekampagnen auf Facebook oder Instagram zugeschnitten werden können.

Nur durfte die Kampagne nach Auskunft von Signal nie live gehen. Denn das Werbekonto wurde zwischenzeitlich gesperrt. Facebook bestreitet allerdings, dass das so ist. Es handele sich um einen bloßen „Stunt von Signal“.

Auf einige kritische Nachfragen von Twitter-Nutzer:innen ging Signal nicht weiter ein. Dass die Kampagne wirklich live gehen sollte, lasse sich etwa aus den öffentlich sichtbaren Screenshots nicht nachweisen. Unbestritten ist aber, dass Facebook sehr genau über die Menschen auf dem Plattform Bescheid weiß. Und dieses Wissen Werbenden zugänglich macht. Eine australische NGO konnte kürzlich Anzeigen auf Facebook platzieren, die sich an Minderjährige richten. Zusätzliche Parameter: Interesse an Alkohol, Online-Dating oder Glücksspiel.

Für ein Werbebudget für nur 3,03 US-Dollar hätte man 52.000 Jugendliche erreichen können, denen Facebook ein Interesse an Alkohol zuschreibt, berichtet der britische Guardian. Auch wenn also Zweifel daran bleiben, ob Signal willkürlich von Facebook am Werben gehindert wurde, das thematisierte Problem ist sehr real: Facebook weiß Dinge über uns, die wir geheim halten möchten. Viele davon überraschender als die Trinkneigung von Teenagern.

Wie Facebooks Sprecher Joe Osborne auf Twitter offenlegte, wären einige der von Signal gezeigten Bildtexte nicht genehmigt worden. Die Begründung: Dass darin explizit auf bestimmte medizinische Befunde oder auf die sexuelle Orientierung hingewiesen werde, sei nicht erlaubt. Etwas anderem widersprach er jedoch nicht, nämlich dass Facebook Daten zu genau denselben Befunden und sexuellen Orientierungen sammelt. Und wenn sich immer Menschen deswegen Sorgen machen, ist das gut für Signal.

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