Female Entrepreneurship Das Startup Fembites stellt die erste Schokolade für die Periode her

Das Startup Fembites stellt die erste Schokolade für die Periode her

Bio-Tampons, Perioden-Unterwäsche und Zyklus-Tracker: Die Startup-Szene im Bereich Menstrual Health wächst. Viele Produkte sind hygienisch und für den Moment der Regelblutung gedacht. Das Startup Fembites widmet sich einem anderen Aspekt: dem Heißhunger.

Die Gründerinnen Angelica Conraths und Jana Deckelmann haben eine Schokolade entwickelt, die eine unterstützende Wirkung bei Periodenschmerzen haben kann. Femchoc heißt ihr Produkt.

Klingt nach einem Wundermittel? Wie man‘s nimmt. Die Schokolade ist zartbitter und mit mehreren Superfoods angereichert. Hagebutte als Vitamin-C-Booster, Himbeere für Eisen und Kalzium, Vitamin-B-6 zur Regulierung der Hormone, Maca gegen Stress und Ashwagandha zur Reduktion von Erschöpfung.

Eine Lücke der Industrie

Soweit sogut. Doch von vorne. Flashback zu der Ideefindung von Conraths und Deckelmann. Oder wenn man die Analogie thematisch passend an den weiblichen Zyklus anpassen möchte, beginnen wir mit der Menstruation.

Ernährung und der weibliche Körper – dieses Zusammenspiel interessiert Conraths und Deckelmann. Dass das so ist, fanden sie beim Grace-Accelerator-Programm für Gründerinnen raus, wo sie sich kennengelernt haben. „Ungefähr 80 Prozent der Menstruierenden leiden unter Periodenbeschwerden und trotzdem ist das Thema krass unerforscht“, sagt Conraths. „Viele Industrien sind darauf nicht eingestellt. Auch nicht die Lebensmittelbranche.“

Die beiden Frauen waren sich einig: Das kann nicht sein. Eine Heißhunger-Alternative muss her. Denn Heißhunger ist eine der größten Begleiterscheinungen der Periode. „Im Endeffekt stopfen sich Menstruierende mit Süßigkeiten voll, die die Beschwerden sogar verstärken können und wissen Nichts darüber“, so Conraths.

Proof of Concept

Hier setzen die beiden Gründerinnen an. Der Zyklus geht weiter: die Produktentwicklung aka Follikelphase, um im übertragenden Sinn zu bleiben.

Was ist der Heißhunger-Snack Nummer eins, wenn die Blutung einsetzt? Conraths und Deckelmann hatten eine Tendenz, wollten jedoch sicher gehen, und die Meinung anderer Menstruierender einholen. Also posteten sie die Frage in diverse Facebook-Gruppen zum Thema Periode. Die Antwort zeichnete sich schnell ab: Schokolade it is. Ihr anfänglicher Proof of Concept war damit belegt.

„Unsere Schokolade ist das Biohacking der Snackindustrie.“

Angelica Conraths

Sie erstellten einen Fragebogen, um zu erfahren, welche Beschwerden Personen während der Menstruation haben. Die Umfrage ergab: Müdigkeit, Unterleibkrämpfe, Stimmungsschwankungen. Da ihr Produkt möglichst natürlich sein soll, haben sich Conraths und Deckelmann für Superfoods als Zutaten entschieden.

Das bot sich an. Deckelmann ist studierte Ernährungsökonomin. Sie weiß, welche Lebensmittel welche Wirkungen haben. Raffinierter Zucker zum Beispiel triggert Schmerzhormone im Körper, sagt sie. Deswegen ist er in der Femchoc tabu. „Unsere Schokolade ist das Biohacking der Snackindustrie“, sagt Conraths.

Ausflug zum Zoll

Die Form für die Schokolade kommt aus dem 3D-Drucker. Das Design haben die beiden Gründerinnen mit einem Freund am PC erstellt. Wieviel Gramm soll die Schokolade haben, welche Motive sollen auf ihr drauf sein? Conraths und Deckelmann entschieden sich für die Slogans „Eat & Relax“, „PMS exists“ Blutstropfen, Brüste und eine Gebärmutter.

Die beiden Frauen brachten Verträge mit Herstellern und Produktdienstleister unter Dach und Fach, bauten eine Webseite auf, forderten erste Samples ihrer Schokolade an. Der Kakao kommt aus Peru, von einer frauengeführten Plantage. „Wir mussten unsere Schokoladen beim Zoll abholen. Die Beamten wollten sicher gehen, dass wir keine Drogen schmuggeln“, erzählt Deckelmann. Dass das Sinn macht, wurde den Gründerinnen erst im Nachhinein bewusst.

Das erste Feedback der Tester:innen? Manche fanden den Geschmack bitter, andere süß. Jedenfalls nicht vernichtend. Conraths und Deckelmann konnten weiter machen.

Stresstest: Das Crowdfunding

Also weiter im Zyklus: das Crowdfunding aka der Eisprung. 10.000 Euro war das Fundingziel, das die beiden Gründerinnen problemlos erreichten. Auch wenn nicht alles fehlerfrei verlief. Denn: Conraths und Deckelmann wussten nicht, dass Startnext die Kampagne nach Eingang erst noch prüft, was einige Tage dauern kann, sich nicht mit dem Zeitplan der Gründerinnen deckte. Conraths kontaktierte den CEO über Linkedin, bat ihn um eine schnelle Freigabe.

Das Geld der Crowdfunding-Kampagne ging komplett in die Produktion. Geliefert wird seit Anfang Juni. Die Nachfrage ist hoch. Ihre Bestände erstmal ausverkauft. Bestellen kann man aber natürlich trotzdem.

Rundum Wohlgefühl

Der Ansatz von Conraths und Deckelmann ist nicht nur neu, sondern auch überfällig. Für Menstruierende ist jegliche Unterstützung während der Zeit der Periode erfreulich und auch notwendig für das Wohlbefinden. Die Femschoc ist ein weiteres Goodie innerhalb der Perioden-Ausstattung. Es ist ein gutes Gefühl Dinge zu haben, mit denen man sich und seinen Körper versorgen kann – unabhängig, ob die Superfoods in der Schokolade tatsächlich helfen oder nicht. Das dürfte bei den Menstruierenden unterschiedlich ausfallen. 

Conraths und Deckelmann planen schon an weiteren Produkten, wollen Investor:innen mit ins Boot holen. Doch zuerst dürften sich die beiden Gründerinnen kurz nach dem Launch erstmal eine kleine Auszeit gönnen. Denn von der Idee bis zum Produkt verging etwas mehr als ein halbes Jahr. Damit startet für sie die letzte Phase des Zyklus: Beobachten, wie die erste Marge ihrer Femchoc ankommt aka die Lutealphase.

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