Green & Sustainability „Die Natur gibt uns so viel – ich will mich revanchieren“

„Die Natur gibt uns so viel – ich will mich revanchieren“

Welches Ihrer bisherigen Abenteuern hat Sie am meisten geprägt?

Nie vergessen werde ich meine erste Reise nach Namibia 2010, das damals noch nicht als grandioses Surfgebiet bekannt war wie heute. Ich hatte von der legendären Skeleton Coast gehört, im Norden des Landes und quasi mitten in der Wüste. Da wollte ich hin, hatte aber zugleich etwas Angst vor dem Flug ins Ungewisse und schlief in der Nacht vorher schlecht. Würde das Erlebnis den Stress wert sein? Am nächsten Tag in die Maschine zu steigen, stellte sich dann als beste Entscheidung meines Lebens heraus. Vor allem wegen der Familie, deren Stamm in der Nähe meines Ziels beheimatet war und bei denen ich eine zeitlang nicht bloß wohnte, sondern ihre Lebensweise übernahm. Wieder aufzubrechen war irre schwer, denn ich verließ sehr gute Freunde. Doch die gemeinsamen Wochen waren ein fester Teil von mir geworden, den ich bis heute in mir trage. Völlig egal, ob ich da perfekte Wellen gefunden hatte, die ganze Reise war wie eine Wiedergeburt für mich. Seitdem habe ich nie aufgehört, allein unterwegs zu sein und trotzdem überall aufs Neue Gemeinschaft gefunden.

Als Mitbegründer von Ocean52 wollen Sie einen Beitrag zur Kreislaufwirtschaft leisten, mit Mineralwasser aus Dosen. Wie kam es dazu? 

Ich war 2016 über Weihnachten zum Surfen im baskischen Küstenort Mundaka, wo ich schon seit frühester Kindheit surfe. Ich nahm eine ganz normale Welle, wie Tausende vorher. Nur, dass mich diese vom Brett holte und ich mit dem Kopf auf dem Meeresgrund aufschlug. Es war, als hätte jemand den Fernseher ausgemacht. Glücklicherweise waren Freunde dabei, die mich aus dem Wasser fischten und ins Krankenhaus brachten. Nach einer sehr komplizierten Operation sagten mir die Ärzte, dass ich mir das Genick gebrochen hatte – aber mit viel Glück wieder würde laufen können. Als ich da so im Krankenbett lag mit fixiertem Nacken, wurde mir klar, dass ich von nun an jeden Tag wie ein Geschenk betrachten sollte. Ich war dem Tod und einer schweren Behinderung entronnen und stellte mir zwei Fragen: Mit wem möchtest du deine verbleibende Zeit verbringen – und was möchtest du tun? Nach der Reha fing ich wieder an zu reisen, aber mit zwei Herzensanliegen im Gepäck: Die Natur gibt uns so viel, da wollte ich mich revanchieren. Daraus wurde Ocean52, ein Start-up, mit dem wie Mineralwasser in ewig recyclebaren Aludosen verkaufen und 52 Prozent des Gewinns für den Schutz der Meere spenden. Wir sind vermutlich das einzige Wasser-Business, das empfiehlt, am besten Leitungswasser aus dem Hahn zu trinken. Mein zweiter Wunsch war es, den Menschen vor Ort, die uns Surfer so freundlich und selbstlos in ihrer Mitte aufnehmen, etwas zurückzugeben. Das haben wir mit dem Projekt „It’s Not Only About Waves“, das Einheimischen Surfbretter schenkt und sie anleitet, sowie dem gleichnamigen Dokumentarfilm auch geschafft.

Die Passion fürs Surfen mit einem Business und Umweltaktivismus zu verbinden, das gelingt nur wenigen. Was raten Sie allen, die das auch schaffen wollen? 

Ich glaube, man muss ein echter Träumer sein. Dazu noch irre mutig – und mit einer guten Erdung in der Wirklichkeit. Und manchmal passieren einfach tolle Dinge wie das Projekt von Jon Rose und Waves for Water mit Dockers, bei dem ich nun mit dabei bin. Ich bewundere Jon sehr und weiß aus eigener Erfahrung, dass Wasser zu Menschen zu bringen bedeutet, ihnen Leben zu bringen. Diesen Anstrengungen meine Stimme zu leihen, das ist einer dieser Träume, die in Erfüllung gegangen sind. 

Die größte Welle, die Sie bisher erobern konnten? 

Das war ein 7-Meter-Gigant daheim im Baskenland. Noch eindrucksvollere Exemplare habe ich aber auf Hawaii gesehen, da fühlt man sich als Ameise im Ozean. 

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