Personal Finance Gastbeitrag: Der Wahlausgang und die Finanzmärkte (Teil 1: Digitalisierung)

Gastbeitrag: Der Wahlausgang und die Finanzmärkte (Teil 1: Digitalisierung)

Ein Gastbeitrag von Nils-Hendrik-Höcker, Deutschlandchef des Neo-Brokers BUX

Spätestens seitdem unsere Straßen voller Wahlplakate hängen, wissen wir: Es ist wieder so weit. In ein paar Wochen ist Bundestagswahl. Nach dem 26. September werden wir – früher oder später – erfahren, wer Angela Merkel folgen und welche Parteien Deutschland regieren werden. 

Foto: BUX, Robert Lehmann

„Die Digitalisierung nimmt eine nie dagewesene Rolle in den Wahlprogrammen ein.“

Nils-Hendrik-Höcker

Das ist nicht nur spannend, weil es für die nächsten Jahre einen Teil unserer Leben bestimmen wird – egal ob im Bereich Energie, Steuern oder Bildung – sondern auch, weil es einen Einfluss auf die Finanzmärkte und auf die Portfolios von Anlegerinnen und Anlegern haben könnte. Daher werden wir in den Wochen vor der Wahl verschiedene Bereiche unter die Lupe nehmen, um zu schauen, welchen Einfluss die verschiedenen Parteiprogramme haben können. Jede Woche werden wir eines der folgenden Themen aufgreifen: Altersvorsorge & Rente, Klimawandel, Finanzen & Steuern, Verbraucher & Konsum und Digitalisierung. Darum geht es heute. 

Warum die Bundestagswahl wichtig für Anlegerinnen und Anleger ist

Grundsätzlich ist der Einfluss von Wahlergebnissen auf Finanzmärkte in den letzten Jahrzehnten eher gering. Zwar können politische oder wirtschaftliche Ereignisse zu kurzfristigen Anpassungen führen, aber der Trend der Märkte geht aufwärts. Nichtsdestotrotz können Ereignisse wie Wahlen Auswirkungen auf bestimmte Branchen haben. Schließlich haben die verschiedenen Parteien, die möglicherweise im Bundestag vertreten sein werden, unterschiedliche Vorstellungen und Pläne. Wenn sie diese umsetzen, hat das nicht nur mittel- und langfristige Auswirkungen auf unsere Gesellschaft, sondern eben auch auf das Wachstum oder die Gewinne der Unternehmen dieser Branchen und somit auch auf ihre Marktkapitalisierung. 

First things first: Digitalisierung

Spätestens seit Corona hat das Thema Digitalisierung ordentlich Rückenwind. Im Beruf oder Alltag hat die Nutzung von Video-, und Kommunikationsdiensten, Streaming-Anbietern und Onlineshopping zugenommen. Doch der Mangel an digitalen Anwendungen in einigen Bereichen von Wirtschaft und Gesellschaft auf der einen Seite und die notwendigen rechtlichen Rahmenbedingungen bei immer neuen Tools und Nutzungsweisen auf der anderen Seite zeigen, dass die Digitalisierung eine nie dagewesene Rolle in den Wahlprogrammen einnimmt. Was sagen also die Programme der Parteien zum Thema Digitalisierung?

  • CDU

Das Thema Digitalisierung taucht gleich an mehreren Stellen im Wahlprogramm der CDU auf. Die Union plant die Förderung von Quantencomputern, Künstlicher Intelligenz und Blockchain-Technologien sowie die Förderung von Gründungen und die Ausweitung von Wagniskapital-Investitionen. Außerdem soll ein ein Bundesministerium für digitale Innovationen und Transformation geschaffen werden. 

Potentielle Auswirkungen: Durch mehr Gründungen, höhere Investitionen und den Umbau der Verwaltung profitieren vor allem Unternehmen, die entsprechende Technologien anbieten. Das sind zum Beispiel Zoom, Salesforce, Cloudflare oder Crowdstrike.

  • SPD: 

Auch die SPD hat verschiedene Pläne zum Thema Digitalisierung. Spannend sind die Pläne zur Förderung von Start-ups. So soll die Förderbank KfW zu einer „modernen Investitions- und Innovationsagentur“ werden und eigenes Kapital über die Märkte beschaffen, um dieses in Zukunftsbranchen, wie Quantentechnik, Künstliche Intelligenz und Wasserstoff zu investieren. Das erklärte Ziel der Partei ist es in Deutschland eine “digitale Infrastruktur auf Weltniveau” zu schaffen und die Verwaltung zu digitalisieren. Im Vordergrund steht hier die Digitalisierung von Schulen und Lernmaterial. 

Potentielle Auswirkungen: Insbesondere die Bereitstellung und der Ausbau der Infrastrukturen in öffentlichen Einrichtungen könnte Anbietern wie der Deutschen Telekom AG, aber auch Chipherstellern wie beispielsweise Nvidia zugutekommen, da mehr Hardware in Verwaltung und Schulen zum Einsatz kommt

  • Die Grünen

Die Grünen wollen die Digitalisierung insbesondere unter dem Aspekt des optimierten Energie- und Ressourcenverbrauchs vorantreiben. Auch der “digitale Euro” der Europäischen Zentralbank spielt eine Rolle im Wahlprogramm der Partei. Dieser soll Bargeld allerdings nicht ersetzen, sondern ergänzen. Um Start-up-Gründungen zu fördern, soll ein zentraler staatlicher Wagniskapitalfonds geschaffen werden, der bestehende Angebote bündelt und wodurch ein Sekundärmarkt für nachhaltige Start-up-Investments entstehen soll. 

Potentielle Auswirkungen: Insbesondere durch den hohen Stellenwert des bargeldlosen Bezahlens, sowie grüner Mobilität, könnten Unternehmen wie Tesla und PayPal vom Wahlprogramm der Grünen profitieren. 

  • FDP

Auch die FDP plant, ein Ministerium für digitale Transformation zu schaffen. Themenschwerpunkte der FDP sind der flächendeckende Aufbau von 5G-Netzen bis 2025 und die staatliche Förderung von Start-ups. So sollen 25 Prozent des Bruttoinlandsproduktes in Start-ups investiert werden. 

Potentielle Auswirkungen: Durch den starken Fokus auf Start-ups und Gründungen könnten insbesondere Unternehmen wie Hubspot, DocuSign oder Alphabet von dem Programm der FDP profitieren, weil insbesondere junge Unternehmen Software für Kundenverwaltung, Vertrieb und Kommunikation nutzen.

  • Die Linke

Im Wahlprogramm der Linken nimmt das Thema Digitalisierung eine weniger große Rolle ein. Allerdings positioniert sich die Partei zur Ausstattung von Schulen und Lehrpersonen mit digitalen Mitteln sowie zum flächendeckenden Glasfaseranschluss. 

Potentielle Auswirkungen: Die Bereitstellung und der Ausbau des Glasfasernetzes werden vor allem Unternehmen wie zum Beispiel die Deutschen Telekom AG, 1&1 Internet oder Vodafone beeinflussen. 

  • AfD

Das Wahlprogramm der AfD sieht vor, das Netzwerkdurchsetzungsgesetz abzuschaffen und Social-Media-Plattformen zu “inhaltlicher Neutralität” zu verpflichten. Außerdem soll das Datenschutzgesetz abgeschafft und durch eine “schlankere” Variante ersetzt werden. Dem Ausbau des 5G-Netzwerks in Deutschland steht die Partei aufgrund von gesundheitlichen Risiken skeptisch gegenüber. Zur Förderung der Digitalisierung soll die Schul- und Hochschulbildung sowie die Forschung verstärkt auf MINT-Fächer ausgerichtet werden. Potentielle Auswirkungen: Durch die oben genannten Punkte sind positive Auswirkungen auf bestimmte Unternehmen der Digitalwirtschaft unwahrscheinlich.

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