Leadership & Karriere Lösungen für 2050: Megatrend meets Mindset

Lösungen für 2050: Megatrend meets Mindset

von Lea-Sophie Cramer

Beim Blick nach vorn fällt unserer Kolumnistin Lea-Sophie Cramer auf: Die Zukunft naht rasant. Wie müssen wir denken und handeln, um die Welt von morgen aktiv zu prägen?

2050 klingt weit weg. Andererseits: 2050 bin ich 63, also noch jünger als meine Eltern heute. Der Blick in die Zukunft fühlt sich gleichzeitig nah und sehr fern an. Das hat auch damit zu tun, dass wir zwar die Herausforderungen für 2050 prognostizieren können, die Lösungen aber oft unsere Vorstellungskraft übersteigen. Wir wissen ungefähr, wie stark 2050 die Erderwärmung oder die Altersstruktur unserer Bevölkerung sein wird. Aber welche Produkte oder Dienstleistungen es geben wird, um damit umzugehen, ist schwerer vorhersagbar. Als Unternehmerin treibt mich diese Frage nach den 2050-Lösungen um. Dabei hilft mir die Formel „Megatrend meets Mindset“.

Megatrends werden seit Ende der 90er-Jahre vom Zukunftsinstitut in Frankfurt erforscht. Sie werden dort als „Tiefenströmungen des Wandels“ definiert: Diese Bewegungen haben eine Halbwertszeit von mindestens 50 Jahren, betreffen alle Lebensbereiche, sind global gültig und komplex. Das Institut hat zwölf Megatrends identifiziert, zum Beispiel Individualisierung, Gender-Shift und Silver Society.

Doch vor allem zählt wohl, wie man darüber nachdenkt. Es braucht meiner Meinung nach ein „Übertreibungs-Mindset“. Also zuerst übertriebene Gedankensprünge in die ferne Zukunft machen, bevor man durch Backward Engineering Lösungen für heute findet.

Beim Megatrend Gesundheit könnte man sich natürlich fragen, wie man die Lebensqualität heute noch ein Stück verbessern könnte – durch Nahrungsergänzung oder Fitness-Tracker. Zielführender kann es aber sein, gleich an Unsterblichkeit zu forschen, wie es Jeff Bezos und Larry Page angekündigt haben. Klingt nach einer größenwahnsinnigen Milliardärsidee, hilft aber konkret heute, weil als Nebenprodukte dieser Forschung Erkenntnisse über Demenz oder Herzerkrankungen anfallen. Mit der gleichen Übertreibungslogik fragt man sich dann beim Megatrend Neo-Ökologie, wie eine komplett emissionsfreie Welt aussähe, bevor man Strategien zur CO-Reduktion ableitet. Beim Silver-Society-Megatrend könnten wir über ein optimal barrierefreies, sozial integriertes und digital vernetztes Lebensumfeld für alte Menschen nachdenken, bevor man das nächste Co-Generationen-Viertel baut.

Für die Entwicklung brauchen wir aber dann doch mehr als das reine Übertreibungs-Mindset. Zum Beispiel auch eine starke Überzeugungskraft. Denn wenn man über etwas spricht, das sich kaum jemand vorstellen kann, braucht es gutes Storytelling, um Menschen mitzunehmen. Und vonseiten möglicher Nutzerinnen und Nutzer ist eine interessierte Neugierde gefragt: Statt die fernen Zukunftslösungen als verrückt abzutun, brauchen wir mehr First-Mover-Stolz.

Als Mutter von Kindern, die 2050 in meinem jetzigen Alter – also Anfang 30 – sein werden, habe ich ein Interesse daran, dass wir als Gesellschaft die Megatrends noch stärker weiterentwickeln, indem wir mit dem „End in Mind“ Lösungen rückwärts entwickeln. Ich wünsche mir, dass unsere Kinder diese Art zu denken schon in der Schule lernen. Wie cool wäre ein Moonshot-Fach, in dem Kids die klare Ansage bekommen: Der oder die mit der verrücktesten Idee gewinnt. Dann hätten wir nicht nur Moonshot-Sieger:innen in den Schulen, sondern wir gewinnen auch als Gesellschaft – weil wir den 2050-Lösungen ein ganzes Stück näher kommen.

Unsere exklusive Titel-Story: Die Sanity Group-Gründer Finn Hänsel und Fabian Friede sowie Max Narr, Geschäftsführer des Joint Venture Endosane, wollen den Weltmarkt für Arzneimittel gegen Schizophrenie auf Cannabis-Basis angreifen. Auch im Heft: Rap-Legende Marteria gibt BWL-Nachhilfeunterricht und im Dossier beschäftigen wir uns mit „Moon Shots“. Holt euch die neue Ausgabe gleich am Kiosk oder direkt hier im Abo!

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