Personal Finance Das Startup Myne Homes bietet bezahlbare Anteile an Ferienimmobilien

Das Startup Myne Homes bietet bezahlbare Anteile an Ferienimmobilien

Kleine, schnell erreichbare Fluchten erwiesen sich in den vergangenen Monaten als ganz besonders begehrtes Luxusgut: Eine Auszeit fernab der Stadt und der Unannehmlichkeiten des Lockdowns führte viele Menschen ins Umland der Ballungsräume. Günstige Zinsen machten die Zweit- oder Drittimmobilie finanzierbar, wer hatte, der kaufte zu.

Statista hat ermittelt, dass in Deutschland im Jahr 2020 1,26 Millionen Menschen eine Ferienimmobilie besaßen. Die Zahl dürfte seitdem noch einmal gestiegen sein. Aber was ist, wenn man nicht zufällig eine siebenstellige Summe auf dem Tagesgeldkonto liegen hat? Oder die Bank nicht zur Finanzierung überredet bekommt?

Ein Sharingmodell für Millennials

Enter Fabian Löhmer und Nikolaus Thomale. Der Kaufmann und der Jurist wollen „den Zugang zu Ferienimmobilien demokratisieren“, wie Löhmer sagt. Ihr Unternehmen Myne Homes mit Sitz in Berlin bietet ein Sharingmodell für Holidayobjekte, das auf Millennials zugeschnitten ist.

Myne Homes ist die zweite gemeinsame Firma der beiden und erst im Sommer 2021 live gegangen. Löhmer hat biografische Touchpoints mit dem Immogeschäft: Seine Mutter führt ein Ferienimmobiliengeschäft in Frankreich. Hinzu kam, dass Löhmer seit vielen Jahren gemeinsam mit Freund:innen in den Surfurlaub fährt.

Bei einer dieser Auszeiten kam die Idee auf, gemeinsam eine eigene Immobilie zu erwerben, anstatt jedes Jahr immer wieder aufs Neue zu mieten. So ein Kauf einer geteilten Immobilie im Ausland stellte sich jedoch als schwierig heraus. Und schwierige Situationen schaffen vor allem immer eines: dass Unternehmer eine Lösung schaffen wollen.

Schöner wohnen

„Proptech als Schnittmenge aus Digitalisierung und Immobilien – genau das fanden wir spannend“, sagt Löhmer, der bei Myne Homes mittlerweile 20 Menschen beschäftigt. Über die Plattform lassen sich Ferienimmobilien kaufen – und zwar zu einem Achtel. Mittlerweile bietet die Plattform zwischen 30 und 40 Immobilien, sowohl Häuser als auch Wohnungen, in verschiedenen Ländern an.

Das Versprechen ist, dass der ganze Prozess ungefähr so einfach läuft wie auf allen bekannten Immoplattformen: Filter setzen, registrieren, virtuelle Touren durch die Objekte machen, Termin für Besichtigung vor Ort vereinbaren.

Jetzt muss man sagen, dass das Konzept der geteilten Ferienwohnung nicht ganz neu ist. Besonders in den USA erfreuen sich Time Shares seit Jahren einiger Beliebtheit, dort wurden auch Anteils- und Bezahlsysteme etabliert, bei denen nach genutzten Wochen oder ganzen Jahreszeiten abgerechnet wird.

Der Benefit von Myne Homes allerdings liegt auf dem mittlerweile aus anderen Branchen gelernten Rundum-sorglos-Paket: „Wir unterstützen überall, wo wir können, und optimieren die gesamte Co-Ownership-Erfahrung“, sagt Löhmer. In einer App kann der Miteigentümer alles rund um die Immobilie verwalten.

„Wir füllen nach Bedarf sogar leere Kühlschränke wieder auf“

Und der Service geht weit: „Wir füllen nach Bedarf sogar leere Kühlschränke wieder auf“, sagt Löhmer. Myne Homes übernimmt praktisch nicht nur die Aufgaben eines Maklers, sondern in den nächsten Schritten dann auch die einer Hausverwaltung – Extraservices lassen sich nach individuellem Wunsch hinzubuchen oder wieder abwählen.

Das Geschäftsmodell von Myne Homes sieht vor, dass das Proptech von jedem Miteigentümer eine Verwaltungsgebühr von 99 Euro pro Anteil bekommt. Zudem lässt sich Myne Homes den initialen Prozess vom Eigentümer bezahlen, wenn die Immobilie geprüft und aufgewertet wird. Und das Unternehmen erhält eine Maklerprovision, wenn man einer Eigentümerpartei dabei behilflich ist, ihren Anteil wieder zu verkaufen.

Suchen, suchen, suchen

Doch der Weg zu dieser umfangreichen Leistung war nicht gerade einfach. Bei den Vorbereitungen für den Launch hieß es: suchen, suchen, suchen. Zum einen die passenden Immobilien, zum anderen die passenden Finanzierungspartner:innen. Außerdem nahm das Prüfen der rechtlichen Grundlagen Energie in Anspruch, insbesondere bei den Immobilien im Ausland.

Als die ersten Ferienwohnungen und -häuser dann letzten Sommer live gingen, konnten Thomale und sein Team es kaum abwarten. „Klar war es eine Herausforderung, als die ersten Miteigentümer:innen in ihren Immobilien angekommen sind“, sagt der Co-Gründer. „Wir kümmern uns schließlich auch um die Pflege der Immobilien. Heute sind die Prozesse bereits eingespielt.“ Das Feedback sei durchweg positiv. Für die Gründer erfreulicher Effekt: Mittlerweile gibt es schon Miteigentümer:innen, die sich jetzt an einer zweiten Immobilie auf der Plattform beteiligen.

Thomale führt den frühen Erfolg auf eine rapide Weiterentwicklung des Angebots zurück: „Wir haben eine starke Lernkurve“, sagt er. Löhmer schließt an: „Die erste Reinigung bei unserer ersten Immobilie hatte nicht die Qualität, die sie heute standardmäßig hat.“

Millennialtaugliche Preise

Die Preisgestaltung ist dabei durchaus millennialtauglich: Ein Anteil lässt sich ab 50 000 Euro erwerben. Der Durchschnitt liegt jedoch höher, bei rund 150 000 bis 300 000 Euro. Hochgerechnet kosten die angebotenen Immobilien also bis 2 Mio. Euro. „Dafür bekommst du heute in sehr guten Lagen wunderbare Immobilien, die über drei Schlafzimmer oder direkten Zugang zum Meer oder zur Skipiste besitzen“, sagt Thomale.

Die Idee von Myne Homes bedeutet runtergebrochen: siebenstellige Aussicht für fünfstelligen Betrag. „Der herkömmliche Luxus ist schwer zugänglich. Wir wollen einen erschwinglichen Luxus anbieten.“

Thomale zufolge hat das Konzept eher „den Charakter einer sehr hochwertigen Airbnb-Wohnung“. Ein Objekt sollte wertstabil und ganzjährig zu besuchen sein. Daher kommen Österreich oder Mallorca besonders infrage. „Unsere Immobilien kommen mit dem Wertversprechen, dass du ganzjährig eine gute Zeit hast“, sagt Löhmer.

Der Eindruck, den das Pricing erweckt, wird von Thomale bestätigt. Die Zielgruppe von Myne Homes ist jung: „Der durchschnittliche Deutsche beschäftigt sich erst mit über 50 mit seiner ersten Immobilie. Unser Kunde ist eher Ende 30.“ Allein diese Zielgruppe soll Myne Homes von ähnlichen Anbietern in den USA als auch in Europa unterscheiden: „Die adressieren einen anderen Markt. Da zahlt man gut 1 Mio. Euro für seinen Anteil, das ist nicht wie bei uns“, sagt Thomale.

Löhmer sagt: „Unsere Kund:innen orientieren sich eher am Value – und nicht am Status. Wir stehen eher so auf das Holzhaus am See.“ Das Proptech will keinem „großkotzigen Anspruch“ genügen, wie Löhmer selbst sagt. „Es muss nicht Sylt oder Saint-Tropez sein. Es sind einfach coole und spannende Orte, die zu unserer Zielgruppe passen.“

Glam und Nachhaltigkeit

Noch ein interessanter Faktor: Nachhaltigkeit. „Das Bewusstsein von Luxus geht einher mit dem Bewusstsein der Endlichkeit von Ressourcen“, sagt Löhmer. „Diese Awareness ist auf jeden Fall in unserer Zielgruppe da.“ Aber wo steckt der genau? Gut, Sharing an sich sorgt dafür, dass Objekte nicht übermäßig lange leer stehen und gebraucht werden, dass Verschwendung vorgebeugt wird.

Thomale sagt, dass für eine junge Generation von Vermögenden Sharing immer präsenter wird. Die Hürde sei auch nicht das Sharing an sich – sondern es zu organisieren. „Und das können wir mithilfe von Technologie ändern“, sagt Thomale. Der Gedanke drängt sich als Kalenderspruch auf: Ist Luxus also besser, wenn man ihn – teilt?

Mag sein – er ist auf jeden Fall erreichbarer. Andererseits gehe es aber nicht darum, eine Art Community zu bilden. Jeder Miteigentümer solle für sich eine gute Zeit haben, ohne dass er die anderen bemerkt. „Wenn wir unseren Job gut machen, dann müssen sich die Miteigentümer:innen nicht kennenlernen“, sagt Thomale.

Können sie natürlich, wenn sie unbedingt wollen. Aber Löhmer formuliert abschließend noch einmal die Überzeugung, zu der fast alle in den letzten 24 Monaten gelangt sind: „Allein die Zeit und Möglichkeit zu haben, nicht an einen Wohnort gebunden zu sein, ist Luxus.“

Dies ist ein Text aus unserer Ausgabe 1/2022: In unserem Dossier beschäftigen wir uns mit dem Comeback des luxuriösen Lifestyles: reisen, speisen, residieren. Wir haben außerdem die Königsklasse der Fin-Meme-Bubble Papas Kreditkarte und Hedgefonds Henning zum Doppelinterview getroffen. Und mit Sony Musics GSA-CEO über seine Wurzeln gesprochen, über Dante Alighieri und darüber was ein Plattenlabel ausmacht, wenn es gar keine Platten mehr gibt. Hier gibt es das Magazin zum Bestellen.

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