Life & Style „Es wird deutlich ungezwungener mit dem Thema umgegangen“

„Es wird deutlich ungezwungener mit dem Thema umgegangen“

Die kurze Behandlung für mehr Frische im Gesicht: Merz Aesthetics und andere Player profitieren vom explodierenden Markt für minimalinvasive Eingriffe. Woher kommt der Hype? Nachgefragt bei Frank Brandt-Pollmann, EMEA-President von Merz Aesthetics

Ein Nebeneffekt von Lockdown, Remote Work und Zoomcalls statt Dienstreise der vergangenen Monate: Man hat sich sehr viel mit sich selber beschäftigt. Allein, weil zum morgendlichen Blick und Zurechtmachen im Badezimmerspiegel die Dauerbetrachtung der eigenen Visage im kleinen Bildschirmfenster hinzukam. Genügend Gelegenheiten also, die vielen kleinen Makel im Gesicht wahrzunehmen.

Davon profitieren die, die schnelle und wirksame Optimierung vom Hals aufwärts versprechen: immer schneller, günstiger und – tatsächlich – normaler werden minimalinvasive Beauty-Eingriffe.

„Durch die Coronakrise hat sich das noch einmal beschleunigt“, sagt auch Frank Brandt-Pollmann, EMEA-President von Merz Aesthetics. Ihm geht es darum, eine neue Wahrnehmung für die Beautybranche zu schaffen. Hierzulande handelt es sich laut Brandt-Pollmann noch immer eher um Arbeit, in anderen Märkten wie etwa Brasilien und Südkorea hingegen verkauft sich das Angebot wie von allein. Brandt-Pollmann war in den vergangenen Jahren in den beiden Ländern für das Unternehmen verantwortlich und sah dort Trends entstehen, die demnächst auch nach Europa kommen werden.

Allen voran keine bestimmte Behandlung, sondern vielmehr die Tatsache, dass die Akzeptanz rasant steigt. Und, wie gesagt, der Corona-Effekt: „Mehr und mehr Menschen haben sich dabei auch mit dem Selbstoptimierungsgedanken auseinandergesetzt“, sagt der Vorsitzende. „Durch die Krise haben wir über alle Märkte hinweg starkes Wachstum verzeichnet.“

Und selbst im eigentlich kritischen deutschen Markt sieht Brandt-Pollmann eine Veränderung stattfinden: „Es ist eine interessante Entwicklung. Es wird deutlich ungezwungener mit dem Thema umgegangen – auch im bildungsbürgerlichen Milieu, in dem es vorher eher verpönt war.“ Brandt-Pollmann wird von den angeschlossenen Partner-Ärzten zurückgespielt, dass Geld im Markt ist: In den letzten Jahren sind Urlaube ausgefallen und Events abgesagt worden, für die die Klientel normalerweise neue Kleider oder Handtaschen besorgt hätte – jetzt steckt man stattdessen alles ins Gesicht.

Vielleicht kommt Merz und den anderen Anbietern auch zugute, dass in den letzten Jahren eine neue Lust am Experimentieren am eigenen Körper stattgefunden hat. Der Mensch als Leinwand oder als Welt der neuen Möglichkeiten: Cyborgs betreten die Talkshows. Biohacker stehen auf den Bühnen der Digitalkonferenzen. Alle predigen, dass der Mensch sich nicht genügen muss – und Geist und Körper modulare, erweiterbare Einheiten sind.

Brandt-Pollmann sagt: „Ich glaube, dass in den nächsten fünf bis zehn Jahren das Thema immer mehr an Akzeptanz gewinnen wird. Es geht deshalb letztlich darum, wie seriös man damit umgeht.“ Und darin sieht er gerade die große Aufgabe: Nicht für eine einzige oder derzeit trendy Definition von Schönheit stehen, stattdessen individuell auslegen und sinnvoll beraten. Nie wieder groteske Fratzen, denen man die Arbeit ansah. Stattdessen eben kleine Behandlungen, die ganz ohne Skalpell auskommen.

Am Ende ist das Wachstum der Branche wohl aus einem ganz einfachen Grund vorprogrammiert: „Wir leben in einer Gesellschaft, die altert“, sagt Brandt-Pollmann. Als er mit Merz Aesthetics den Markt betrat, wurde das Thema noch belächelt, auch in seiner Familie: „Es gab diese unseriöse Konnotation.“ Das habe sich schnell geändert. Als neulich seine Schwestern 40 wurden, kamen von ihnen plötzlich neugierige und ernst gemeinte Fragen: „‚Was macht ihr noch mal genau?‘, wollten die auf einmal wissen.“

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