Leadership & Karriere „Bei mir läuft alles zusammen“ – Melanie Allgaier über den Job als Festivalveranstalterin

„Bei mir läuft alles zusammen“ – Melanie Allgaier über den Job als Festivalveranstalterin

Künstlerbetreuerin, Bookerin, Shuttlefahrerin, Veranstalterin: Melanie Allgaier hat schon so ziemlich jeden Job gemacht, den man hinter den Kulissen eines Festivals übernehmen kann.

Heute ist sie eine der erfolgreichsten Festivalveranstalter:innen in Deutschland – und eine von wenigen Frauen in der Branche. Ihr Hauptprojekt, das Kamehameha Festival, findet diesen Juni zum siebten Mal auf dem Offenburger Flugplatz statt.

Im Gespräch verrät die Musikliebhaberin, warum sie sich für diese männderdominierte Branche entschieden hat, wie ihr Joballtag als Festivalveranstalterin aussieht und wie sie sich weiterhin in der Branche durchsetzen will.

Melanie, du bist jetzt seit über 17 Jahren als Festivalveranstalterin aktiv. Wie bist du in dieser Branche gelandet?

Ich habe ursprünglich eine Ausbildung im Bereich Werbung und Marketing gemacht und hatte gleichzeitig immer schon ein großes Interesse an Musik. Mit 17 habe ich mein erstes Praktikum bei einem Musikmagazin in Freiburg absolviert und hierfür Rezensionen über Platten geschrieben. Von da an war ich immer hungrig nach mehr. Ich habe sogar als Künstlerbetreuerin oder Shuttle-Fahrerin bei Musikveranstaltungen gearbeitet.

Und wann hast du dein erstes eigenes Festival veranstaltet?

Da war ich gerade mal 18. Ein kleines Musikfestival in Offenburg mit circa 2000 Menschen. Wir haben natürlich Lehrgeld gezahlt, aber trotzdem richtig viel gelernt. Für mich war es immer schon das Engagement, das zählt. Man will dabei sein, man will etwas erreichen, und sich im Großen Ganzen etablieren.

Hast du damals schon gedacht, dass du genau das mal hauptberuflich machen willst?

Nein, der Gedanke war zu dem Zeitpunkt noch nicht da. Damals gab es weder den Studiengang Eventmanagement noch einen vergleichbaren Ausbildungsberuf. Deshalb kam das eigentlich nicht in Frage.

Und du hast es doch gemacht. Wie hast du diesen Weg ohne spezielles Studium geschafft?

Ich habe weiterhin in verschiedenen Positionen bei unterschiedlichen Veranstaltungen mitgearbeitet, und einfach nicht damit aufgehört, an meinen Traum zu glauben. Dabei habe ich immer wieder neue Leute kennengelernt. Irgendwann kam ein Veranstalter eines echt großen Festivals auf mich zu und hat mich gefragt, ob ich mir nicht vorstellen könnte, hauptberuflich als Bookerin von Musikacts bei ihm einzusteigen.

Wie hast du auf dieses Angebot reagiert?

Na ja, ich dachte erstmal: okay, das ist krass. Meine Eltern waren auch etwas kritisch, weil ein Vollzeitjob in der Musikbranche nicht gerade konventionell ist. Aber ich habe mir gesagt: Du wagst das jetzt, probierst es aus.

Wie sieht seitdem dein Joballtag als Festivalveranstalterin aus? Gibt es Unterschiede zwischen Haupt- und Nebensaison?

Ich bin ganzjährig Festivalveranstalterin. Das geht nicht anders bei der Größe unseres Festivals. Es gibt so viele verschiedene Bereiche: Technik, Produktion, Musik, Gastronomie. Es gibt Projektleiter:innen, die die einzelnen Bereiche betreuen. Meine Aufgabe ist es, die Fäden von allen Bereichen zu ziehen, bei mir läuft alles zusammen. Das A und O bleibt aber ein gutes Team.

Wie groß ist ein Festivalteam so im Durchschnitt? Ist für Laien sicher schwer vorstellbar.

In meinem Team gibt es neun Projektleiter:innen. Ein halbes Jahr vor Festivalbeginn kommen dann noch einige Freelancer:innen hinzu. Auf unserem Festival selbst kommen wir dann auf 380 Mitarbeiter:innen, die auf dem Platz die verschiedenen Bereiche abdecken.

Dein Festival „Kamehameha“ veranstaltest du jetzt schon zum siebten Mal in Folge. Wie ist die Idee ursprünglich entstanden?

2012 haben wir es das erste Mal in Offenburg veranstaltet, aber schon nach zwei Jahren sind wir an unsere Kapazitätsgrenze von 5000 Menschen gestoßen. Also musste eine neue Idee her. Eine Location, auf der man wachsen kann. Der Gedanke war, ein Boutique-Festival zu schaffen.

Ein Boutique-Festival?

Das bedeutet, dass es nicht nur um die Musikacts an sich geht, sondern vor allem um Dekoration und Kunst. Das Festival soll erlebnisorientiert sein. Das schafft man nur mit Liebe zum Detail. Die Besucher:innen sollen immer wieder etwas neues entdecken: mal ein Kettenkarussel, mal eine Riesenrutsche, mal eine Kunstinstallation. Das ist einfach zeitgemäß.

Welche Rolle spielt Social Media in diesem Festival-Wandel?

Die Entwicklung auf Social Media ist definitiv ein großes Thema. Viele junge Besucher:innen machen sich Monate vor dem Festival schon Gedanken, was sie anziehen sollen. Sie blicken mit großen Augen auf das Coachella, schauen, was irgendwelche Prominenten getragen haben und übertragen es dann auf sich. Man taucht auf einem Festival zwar in eine andere Welt ein, aber klar, will man auch zeigen, wo man ist und was man dort erlebt.

Das Lineup auf dem Kamehameha Festival ist ziemlich durchmixt, was die Musikstile und die Größe der Acts angeht. Inwieweit wollt ihr Newcomer:innen eine Bühne geben?

Ich sehe mich als Festivalveranstalterin in der Verantwortung, jungen Talenten eine Chance zu geben und immer wieder auf der Suche nach neuen Künstler:innen zu sein. Und manchmal bin ich auch stolz, wenn ich sehe, wie bekannt viele junge Talente werden. 2014 hat zum Beispiel Robin Schulz bei uns gespielt, er hat damals noch eine Newcomer-Gage bekommen und kurz danach hat er die Charts gestürmt.

Hast du Tipps, wie man sich in der Festivalbranche ein Netzwerk aufbaut?

Sich von klein auf immer engagieren. Es ist wichtig, dass man immer vor Ort ist und mit Leuten ins Gespräch kommt. Macht man das gut und bleibt authentisch, hat man gute Chancen, sich sein eigenes Netzwerk aufzubauen.

Du bist eine von wenigen Festivalveranstalterinnen in Deutschland, meist ist der Job von Männern besetzt. Inwieweit nimmst du die Branche als Männerdomäne wahr?

Ich erinnere mich an Events als ich mit 20 Veranstaltern und Bookern an einem Tisch saß und die einzige Frau war. Und das ist wirklich gang und gäbe in der Branche. Daher glaube ich, dass es schwieriger ist, hier als Frau wahrgenommen und respektiert zu werden. Trotzdem sollte man seine Weiblichkeit nicht verlieren. Ich würde allen Frauen raten, einfach sie selbst zu bleiben. Wir Frauen sind sehr gut in Sachen Kreativität, emotionale Intelligenz und Fingerspitzengefühl. Das alles braucht man, wenn man mit Künstler:innen zusammenarbeitet. Und das zahlt sich irgendwann aus.

Dein ultimativer Karrieretipp für die Festivalbranche?

Auf sein Bauchgefühl hören. Als Festivalveranstalterin muss man oft schwierige Entscheidungen treffen. Zum Beispiel, ob ein Festivalgelände evakuiert werden muss. Da hat man nur Minuten Zeit, zu überlegen. Also muss man einfach auf sein Gefühl vertrauen: Mutig sein und so entscheiden, dass man noch in den Spiegel schauen kann.

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