Innovation & Future Diese Gründer:innen vereinen Plattformwirtschaft und Kunstwelt

Diese Gründer:innen vereinen Plattformwirtschaft und Kunstwelt

Wenn Plattformwirtschaft auf Kunstwelt trifft, kommen Super Super Markt und Floox dabei heraus – wie bauen die beiden Anbieter:innen Inhalte und Publikum auf?

Mitten im Zentrum von Berlin, irgendwo zwischen Mauerpark und Volkspark am Weinberg, wohnt und arbeitet Julius Jacobi. In einem unscheinbaren Hinterhof geht es in den fünften Stock, die Wohnung liegt im modernen Dachgeschoss. Weiße verputzte Wände, wenige, dafür bunte Möbel, Kunst an den Wänden. Diese Wohnung ist Showroom, Office und Schlafplatz zugleich.

Ein Regal, das bis zur Decke mit Büchern gefüllt ist. Bücher über Kunst, Fashion, Lifestyle. Von Andy Warhol, Kate Moss, Peter Lindbergh, Schiele und Kirchner. „Mein Großvater war Kunsthistoriker. Ich bin mit Kunst aufgewachsen“, sagt Jacobi. Er und sein Geschäftspartner Rory Kirk-Duncan nehmen am Esstisch Platz. Bei einem Espresso wollen sie über ihr gemeinsames Unternehmen sprechen: ihren Online-Kunstverein Super Super Markt.

It’s a match!

Jacobi hat Fashion-Design studiert, mehrfach gegründet und ist freiberuflich als Creative Director sowie Produktentwickler tätig. Co-Founder Kirk-Duncan ist in Hongkong geboren, hat in Manchester und London Kunstgeschichte studiert und mehr als zehn Jahre Erfahrung als Galerist. Kennengelernt haben sie sich über gemeinsame Freunde in Köln, zusammen ziehen sie seit 2021 den Super Super Markt auf.

„Mir war klar, dass ich für die Gründung jemanden mit Galeriehintergrund brauche“, sagt Jacobi. Kirk-Duncan zog 2017 für einen Job in einer kommerziellen Kunstgalerie nach Berlin, es bot sich also an. Heute sind beide froh über das Match: „Julius und ich sind glücklich, dass wir uns in so vielen Dingen zustimmen. Wir teilen den gleichen Geschmack von Kunst, was fantastisch ist“, sagt Kirk-Duncan.

Beide lieben zeitgenössische Kunst, gehören der Generation Y Schrägstrich Millennials an und haben ihrer Generation einen maßgeschneiderten Kunstverein geschaffen. „Super Super Markt ist die moderne Version eines Kunstvereins“, sagt Jacobi. Er nippt immer wieder an seinem Espresso. Das Konzept, das er erklärt, ist denkbar einfach: Jedes Mitglied zahlt einen Jahresbeitrag und bekommt dafür auf einer Plattform exklusiven Zugang zu verschiedener Kunst, die erworben werden kann.

Netzwerk und Vertriebskanal zugleich

Die Plattform ist damit zwei Dinge zugleich: ein Netzwerk für junge Sammlerinnen und Sammler und ein Vertriebskanal für junge Künstlerinnen und Künstler. „Wir wollen jungen Menschen Zugang zur Kunst geben“, sagt Jacobi. Mit jung meint er Jahrgang ’85 und jünger. Sowohl auf Mitglieder- als auch auf Künstlerseite, denn so würde alles auf Augenhöhe stattfinden.

Der Auslöser zu gründen war für Jacobi ein heute immer noch präsentes Problem mit Kunstvereinen und Galerien. In Deutschland gäbe es hochgerechnet nur rund 120 000 Mitglieder in insgesamt 300 Kunstvereinen. Also im Schnitt 400 Mitglieder pro Verein. Das seien zu wenig Leute, die wirklich einen Bezug zur Kunst haben. Dabei gäbe es gleichzeitig ohne Ende Galerien. Allein in Berlin seien es an die 400.

„Es ist ein großer Unterschied, ob man Interesse hat, ein großes, öffentliches Museum zu besuchen oder eine kleine kommerzielle Galerie“, sagt Kirk-Duncan. Die Galerien seien oft leer und still, das würde Menschen abschrecken. Stellt sich die Frage: Wie soll man mit diesen Voraussetzungen als Laie – noch dazu junger Mensch – beginnen, in Kunst zu investieren? Schaut man sich auf Social Media um, wird man auch dort von einem Überangebot geflutet. „Es ist einfach sehr schwer, Berührungspunkte zu bekommen,“ sagt Jacobi.

Malerei, Fotografie, Skulptur

Der Super Super Markt will eine einladende Funktion übernehmen. Malerei, Fotografie, Skulptur: Zu all dieser Kunst soll es Zugang geben. Und das für 50 Euro im Jahr. „Mit diesem Beitrag kann jeder einfach bei uns anfangen, Kunst zu sammeln“, sagt Jacobi. Für den einen mag das heißen, eine erste Edition für 150 Euro zu kaufen, für den anderen vielleicht, gleich 5 000 Euro in ein Werk zu investieren.

Die teuersten Werke bei Super Super Markt liegen aktuell bei knapp 20 000 Euro. Auf Super Super Markt sind bisher 25 Künstler:innen mit circa 200 Kunstwerken gelistet. Enthalten im Mitgliedsbeitrag ist außerdem eine Art Vereinsgabe, liebevoll „Supergabe“ getauft, was einer Edition eines etablierten Künstlers oder einer Künstlerin entspricht.

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