Life & Style „Die Discounter“: So funktioniert Comedy für Gen Z

„Die Discounter“: So funktioniert Comedy für Gen Z

Was nach einem Aufeinandertreffen von Netto und „The Office“ klingt, ist der Serienhit des Jahres 2022: „Die Discounter“. Eine Comedyserie, eine Impro-Show, eine Mockumentary – „Die Discounter“ bedient sich aus vielen gelernten Kategorien. Die Serie über die Chaosbelegschaft eines Discounters in Hamburg-Altona, der ironischerweise „Feinkost Kolinski“ heißt, stammt dabei von einer jungen Filmcrew, Regie geführt wurde von drei Jungs aus der Gen Z.

Und diese jungen Macher zeigen gerade, was alles bestens funktionieren kann, wenn man mit alten Regeln bricht: Vergiss Filmakademie, her mit dem DIY-Geist. Weg mit klassischem Schauspielpathos, her mit viralen Tiktoks. Und: bitte immer wieder überraschen.

Es ist auch nicht so, dass dies alles nicht schon anderen aufgefallen wäre: „Die Discounter“ erhielt 2022 den bayerischen Fernsehpreis „Blauer Panther“ als beliebteste Serie und den deutschen Schauspielpreis in der Kategorie „Ensemble“. Außerdem war man für den Grimme-Preis nominiert. Panther hin, Grimme her: Die Serie ist einfach verdammt lustig. Und zwar so, dass selbst „Stromberg“ oder „Doctor’s Diary“ dagegen plötzlich regelrecht antiquiert wirken.

Mit DIY-Geist zum Schauspielpreis

Verantwortlich für „Die Discounter“ sind Bruno Alexander und die Zwillinge Oskar und Emil Belton. Wie die meisten aus dem Team vor und hinter der Kamera sind sie knapp über 20. Ihnen gehört mit zwei weiteren Freunden die Produktionsfirma Kleine Brüder. Im Auftrag von Pyjama Pictures, der Produktionsfirma der „Jerks“-Macher Christian Ulmen und Carsten Kelber, produzierten sie „Die Discounter“. Mitte November erschien auf Amazon Prime die zweite Staffel.

Wir wollen es natürlich genau wissen und selber Regeln brechen – und zwar die, nach der man einen guten Witz nicht auseinandernehmen und analysieren, sondern einfach genießen soll. Also: Worin besteht der Erfolg von „Die Discounter“?

Es ist ein kalter, bewölkter Novembertag, der Wind hat heute Kraft. Klar: Hamburg. Zehn Gehminuten vom Hauptbahnhof entfernt liegt das Büro von Pyjama Pictures an der Alster. Eigentlich soll das Office Treffpunkt für das Interview sein. Allerdings findet Produzent Carsten Kelber sein eigenes Büro nicht gemütlich genug und entscheidet, das Interview kurzerhand in ein Café einer Hotellobby zu verlagern. Improvisation auch hinter der Kamera.

Die Crew macht es sich in einer Sitzecke bequem: Klara Lange, Max Mattis und Oskar Belton. Lange ist Darstellerin, Mattis Producer, Belton Drehbuchautor, Darsteller und Regisseur. Kelber besorgt Kaffee mit Hafermilch und Kuchen für alle. Seit Staffel eins sind sie ein eingeschweißtes Team, wie sich später herausstellt, sind einige von ihnen enge Freunde.

Im Gespräch erinnern sie sich immer wieder an gemeinsame Momente am Set, die von einer authentischen Begeisterung geprägt waren. Alles natürlich kein Geheimnis, sondern Teil der Marke: Außenstehende können das alles bestens in zahlreichen Behind-the-Scenes-Tiktoks mitverfolgen.

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Viele kennen sich einfach auch schon seit Langem: Die Belton-Zwillinge, Alexander und Mattis sind in Hamburg zusammen zur Schule gegangen. „Wir haben schon in den Theater-AGs unserer Schule gefragt, ob wir Filme drehen können“, sagt Oskar Belton. „Das war immer unsere Leidenschaft. Wir haben einfach Glück, dass wir früh unsere Passion gefunden haben.“ Auch Alexander stand schon früh in „Die Pfefferkörner“ vor der Kamera, die Belton-Zwillinge in verschiedenen Krimis. Während der Schulzeit produzierten sie eigene Kurzfilme. Nach dem Abitur kam dann die eigene Youtube-Serie „Intimate“.

„Wir hatten nach dem Abitur kein Geld, aber wollten unbedingt Filme drehen“

Oskar belton

„Wir hatten nach dem Abitur kein Geld, aber wollten unbedingt Filme drehen“, sagt Oskar Belton. Also packten sie es an und gründeten „Kleine Brüder“. Der Name sei nach ihrer gleichnamigen Whatsapp-Gruppe entstanden, erzählt Mattis. „Intimate“ ist heute übrigens nicht mehr auf der Plattform zu finden, die Jokes waren dann doch zu grenzwertig. Jugendlicher Leichtsinn vielleicht. Aber: Dafür erscheint die Serie im Frühjahr 2023 auf Joyn, neu produziert, professioneller – und wohl auch etwas familienfreundlicher.

Unterricht in der Ulmen-Uni

Heute muss Belton lachen, wenn er von der Gründungszeit erzählt: „Wir haben eine Website gebaut, Tausende Firmen angeschrieben. Mit einem illegalen Mailverteiler, da kamen ein paar Nachrichten von Anwälten zurück: Wo ist eure Signatur? Wo sind eure AGBs?“ Auch ihre Bewerbungen an Filmhochschulen konnten sich nicht durchsetzen. Lediglich eine Hochschule schickte eine Zusage, allerdings nur an einen der beiden Zwillinge. Die Brüder auseinanderreißen? Keine Chance, sagt Belton: „Entweder beide oder keiner.“

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