Leadership & Karriere Gastbeitrag:  Wie wir Elternsein und Karriere optimal miteinander verbinden

Gastbeitrag: Wie wir Elternsein und Karriere optimal miteinander verbinden

Ein Gastbeitrag von Anaïs Bock, Geschäftsführerin von Let’s Work Magic

Ein Jahr nachdem ihr Kind auf die Welt kommt, verzeichnen Mütter in Deutschland im Schnitt einen Einkommens-Einbruch von 78%, laut internationalen Studien. Diese „Mutterschaftsstrafe” sinkt mit der Zeit auf 61%, bleibt dafür aber für den Rest des Berufslebens erhalten.

Viele schimpfen auf Teilzeit, wir haben mit Recht Angst vor Altersarmut und schielen neidisch Richtung Skandinavien. Bei den Dän:innen liegt der Einbruch nach einem Jahr bei 30,7% und stabilisiert sich bei einer langfristigen Strafe von „nur” 21%. Der Grund? Progressivere Rollenbilder. Männer, die gerne in Elternzeit gehen. 

Ich war mir des Ausmaßes der Non-Equity nicht bewusst, als ich 2021 mit großem Kugelbauch da saß. Ich war lediglich genervt von der Frage „Wie lange willst Du in Elternzeit gehen?”. Woher soll man das bitte wissen, bevor man weiß, wie es ist, ein Kind zu haben? Das ist, als solle man seine Lieblings-Wingsuiting Strecke benennen, bevor man je von einem Berg gesprungen ist.

„Ein Jahr” griff ich aus der Luft. Weniger klingt nach Rabenmutter und mehr wie ein Ausstieg aus dem Berufsleben. Wir stellten uns auf ein Jahr klassisches Modell ein: Mann geht arbeiten, ich widme mich unserem Kind. 

Die Realität: Ich bin gerne Mutter – aber arbeiten fühlt sich manchmal wie Urlaub an

Unser Baby kam auf die Welt und alles war wundervoll. Mitten in all dem Mutterglück fiel (einem Teil von) mir schon nach drei Monaten die Decke auf den Kopf. Ich entdeckte, dass es für mich anstrengender ist, einen ganzen Tag auf mein Baby aufzupassen, als eine Großgruppe zu moderieren.

Bin ich eine schlechte Mutter? Sollte ich nicht voll aufgehen? Trotz der Monster im Kopf entschied ich zu springen und leitete vier Monate nach Geburt meinen ersten Workshop mit 120 Führungskräften, im Nebenraum Milchpumpe und Kühlschrank, Mann und Baby fröhlich auf dem Hotelzimmer. 

So machten wir das ein paar Monate: Wann immer sich Anfragen mit Lücken im Kalender deckten, sagte ich ja. Anfang 2022 war es mein Mann, der auf mich zukam: „Jetzt hast du Vorfahrt und ich fülle deine Lücken im Kalender.“

Bei mir machte es Klick. Ich hatte die Erlaubnis zu fliegen und nutzte sie. Ich wurde effizient wie ein Puma und wählerisch wie eine Hauskatze. Projekte, die mehr Energie kosteten als sie mir gaben, ließ ich los. Ich bat anfangs zögerlich um Still-Orte, nahm Baby und Mann mit oder war so kurz wie möglich unterwegs. Jede:r einzelne Kund:in machte mit. 

Ist der Clue einen tollen Mann zu haben, der auf die Kinder aufpasst? 

Nicht nur! Denn wir blicken heute auf 2022 zurück und merken: Wir haben beide voll gearbeitet und beide voll verdient. Aber ohne sein Gegengewicht zu meiner Mutterschaft, hätte ich das Ruder nicht rumgerissen bekommen. Das selbstverständliche „Mach, ich bin da!” war mein Startschuss.

Was funktioniert:

  • Einen Plan machen und ihn umschmeißen, sobald er nicht mehr passt
  • Schwung nehmen, um aus der traditionellen Denkmustern rauszukommen
  • Hyperflexibles co-parenting 
  • Das Dorf aktivieren: Ohne unsere Eltern ginge nichts!
  • Elternsein normalisieren – überall

Wir dürfen aufhören 1+1-1 zu denken

Wenn ein Menschlein auf die Welt kommt, braucht es Platz, vor allem mentalen und emotionalen. Unsere vollste Aufmerksamkeit. Und wenn wir diese betrachten, als sei sie eine Pizza, die weniger wird, wenn man sie teilt, geht’s schief.

Manchmal bedeutet Raum schaffen, nicht abzugeben, was meins war, sondern als ganzes System wachsen. Vor allem über uns hinaus.  Klar, wir sind selbständig, flexibel und haben Hilfe. Ich verbeuge mich vor Alleinerziehenden, Eltern mit weniger Familien-Rückhalt und allen, die das Ganze trotz Zeit-stoppender Arbeitgeber:innen wuppen. Wie sieht eine Arbeitswelt aus, in der Elternsein easy ist?

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