Personal Finance „Neun von zehn Menschen in Deutschland legen regelmäßig Geld für künftige Käufe zur Seite”

„Neun von zehn Menschen in Deutschland legen regelmäßig Geld für künftige Käufe zur Seite”

Deutschland ist das Land der Sparer:innen – und das nicht erst seit Wirtschaftskrise, Inflation und Co. Doch bislang fehlte im Handel neben gängigen Optionen wie der Sofortzahlung und dem Ratenkauf die Möglichkeit, auf Produkte oder Dienstleistungen zu sparen. Das Berliner Startup Oaks will das ändern und ermöglicht es Händlern seit Kurzem, ihren Kund:innen integrierte Online-Sparpläne anzubieten. Wie es zu der Idee kam, was genau es mit der Embedded-Savings-Plattform von Oaks auf sich hat und ob Sparpläne „Buy Now Pay Later“ ersetzen sollen, erzählt uns Oaks Co-Gründer und CEO Marcel Brod im Interview.

Marcel, ihr wollt Menschen dabei helfen, zu sparen. Können sie das nicht auch ohne einen Sparplan?

Klar können Menschen auch ohne Oaks sparen, es macht aber weniger Spaß und die Erfolgsaussichten sind nicht so hoch.
Bei Oaks geht es ja auch nicht um jede Art des Sparens, sondern um Sparen auf Konsumgüter, Services oder Reisen. Dafür haben die meisten Menschen kein eigenes Konto. Stattdessen lassen sie Geld auf einem Girokonto liegen oder sparen mit einem Tagesgeldkonto, wo es sich oft mit anderen Ersparnissen vermischt, z. B. mit Rücklagen für Notfälle. Das heißt, die Sparer:innen verlieren leichter den Überblick und viele geben auch mitten im Sparprozess auf. Und  genau da kommen wir ins Spiel. Mit Oaks können  Menschen sehr konkret auf ein einzelnes Produkt – z. B. ein neues Sofa – oder auf eine bestimmte Marke sparen. Und auf nichts anderes. Zusätzlich bekommen sie sogar auch noch Prämien von den Händlern, das macht das Ganze natürlich noch lohnenswerter. Insofern geht es natürlich auch ohne unsere Sparpläne – aber mit geht es besser! 

Nenn doch mal konkrete Beispiele.
Wir arbeiten u. a. mit dem größten deutschen Discount-Anbieter rund ums Einrichten und Renovieren POCO zusammen: Menschen, die sich für ein Möbelstück von POCO interessieren, können nun mit Oaks einen Sparplan dafür anlegen. Sie entscheiden selbst, wie viel Geld pro Monat sie dafür sparen wollen und sehen ihre Fortschritte in der Oaks-App. Und das Beste: POCO gibt ihnen 10 Prozent Rabatt dazu, sie kommen also auch noch schneller ans Sparziel. Auch das führende Onlineportal für Designermöbel Design-Bestseller und das Dentalunternehmen DR SMILE arbeiten beispielsweise schon mit Oaks.  

Wie kamt ihr denn auf die Idee und wie kam es dann zur Gründung von Oaks? 
Mein Mitgründer Thorsten Kud und ich sind schon seit der Schule befreundet. Unser erstes Unternehmen haben wir während unseres Studiums gegründet. Das hieß “München on the Rocks” und war ein Erlebnis-Gutscheinsystem für sparsame Studenten in München. Das war auch schon so etwas wie der Grundstein von Oaks.
Thorsten und ich haben einen ähnlichen Hintergrund. Wir haben beide Mathematik studiert, eine Leidenschaft für Software, fühlen uns in der Fintech-Welt sehr wohl und finden die Entwicklungen da gerade im Bereich “Embedded Finance” extrem spannend. “Embedded Finance” bezeichnet Bezahl-Systeme, die direkt in die Customer Journeys integriert werden. Da hat sich in den letzten Jahren viel getan. Was es aber noch nicht gab, war ein Sparplan, der mithilfe von Embedded-Finance-Mechanismen funktioniert. Den haben wir dann eben selbst entwickelt – und so kam es zur Gründung von Oaks, einer Plattform, die sowohl Händlern als auch Kunden wirklichen Nutzen bringt.

Deutschland ist doch sicher ein Land voller Sparerinnen und Sparer, oder nicht? Wie viele Menschen sparen denn hier regelmäßig und hat sich das durch Covid und Inflation verändert?  
Ja, sehr viele Deutsche sparen. Laut unseren Untersuchungen legen neun von zehn Menschen in Deutschland regelmäßig Geld für künftige Käufe zur Seite. Seit der Inflation allerdings weniger als vorher, weil für viele einfach nicht genug übrig bleibt, um Geld zur Seite zu legen. Das heißt erstens, dass Sparen für sehr viele ein normaler Teil des Alltags ist, gleichzeitig spiegelt sich das nicht in den Angeboten von Marken und Händlern wider. Und zweitens zeigt es auch, dass Sparen durch die wirtschaftliche Situation schwieriger geworden ist und den Deutschen weniger Geld dafür zur Verfügung steht. An dieser Lage können wir zwar leider nichts ändern. Aber sparen einfacher machen und belohnen, das können wir schon. 

Und wie genau funktioniert Sparen mit Oaks?
Händler können die Oaks-Infrastruktur in ihre Shops integrieren und diese “Save Now, Buy Later”-Option dann zusätzlich zu den üblichen Bezahlmethoden im Check-out ihren Kunden anbieten. Diese können dann eben auch die Option “Sparplan” wählen. Sie legen sich dann einmalig ein Oaks-Konto an. Dann legen sie ihre monatliche Sparsumme und die Laufzeit fest und können direkt anfangen zu sparen. Sie haben immer einen guten Überblick über ihre Spar-Fortschritte und erhalten zusätzlich eine Prämie, die das Ganze natürlich noch lohnenswerter macht. 

Das heißt, Verbraucher:innen machen ihre Sparpläne nicht direkt bei euch, sondern bei Händlern, die euer Angebot in ihre Shops integriert haben. Bisher konnte man bei Händlern ja nur zwischen Sofort Zahlen und Später zahlen – oder auch “Buy Now, Pay Later”, wie Klarna es anbietet, wählen. Wollt ihr ein Gegenmodell zu Klarna sein?
Nein, als Gegenmodell betrachten wir uns nicht – eher als ein komplementäres Angebot. Wir sprechen nicht dieselben Nutzergruppen an wie die “Buy Now, Pay Later”-Anbieter. Deren Angebote werden oft im niedrigpreisigen Segment, zum Beispiel bei Mode genutzt. Mit Oaks sparen Menschen eher sehr gezielt und auf große Anschaffungen wie ein neues Sofa oder eine Reise. Händler, die alles anbieten – Sofortkauf, “Buy Now, Pay Later” und den Sparplan mit Oaks – sind sehr gut aufgestellt und sprechen eine breite Zielgruppe an.

Und was haben die Händler davon, mit euch zu arbeiten?
Die Händler haben gleich mehrere große Vorteile: Erstens sprechen sie ganz neue Kundengruppen an, nämlich Menschen, die zu einem Kauf noch nicht bereit sind – und binden sie frühzeitig. Auch die Loyalität der Kund:innen gegenüber dem Händler oder der Marke erhöht sich erfahrungsgemäß, denn sie haben ein durchweg positives Sparerlebnis und freuen sich lange auf ein Produkt. Und schließlich sind die Benefits, die sie vom Händler bekommen, natürlich ein großes Plus und sorgen dafür, dass die Sparer:innen Positives mit dem Händler verbinden. 

Was sind denn eure nächsten Pläne? Wo wollt ihr hin mit Oaks?
Wir wollen, dass so viele Menschen wie möglich mit Oaks sich die Dinge leisten können, die für sie wichtig sind. Und zwar ohne sich dafür zu verschulden. Sie sollen ein durch und durch positives Sparerlebnis haben. Und gleichzeitig wollen wir, dass Händler und Dienstleister mit uns einen neuen Weg finden, Kunden frühzeitig zu binden und diese auch besonders zufrieden zu stellen.
Konkret: Oaks ist in fünf Jahren die größte “Embedded Savings”-Plattform für Online- und Offline-Käufe in Europa und der Grund dafür, dass “Save Now, Buy Later” eine bekannte, gängige, viel genutzte und positiv assoziierte Option für Verbraucher ist, auf Konsumgüter und Dienstleistungen zu sparen.

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