Life & Style Aufstand in der Kaffeeküche

Aufstand in der Kaffeeküche

Deutschlands Kaffeekönige kochen, weil eine EU-Vorschrift sie zwingt, den Wald zu schonen. Für eine Kaffeebohne darf kein Baum weichen. Das wir teuer sagen sie. Was bedeutet das für den Plausch in der Kaffeeküche?

Deutschlands Kaffeekönige kochen. Johannes Dengler, aus der Geschäftsleitung von Dallmayr Kaffee, schimpft über „grotesken Verwaltungsaufwand“ für Unternehmen und Bauern. Die Kaffeeröster Lavazza, Melitta und Darboven („Idee-Kaffee“, „Mövenpick“) verlangen mehr Zeit, warnen vor „klarer Verknappung des Angebots“ und rasant steigenden Preisen. Und vom Kaffeeverband heißt es: „Uns droht eine Unterversorgung auf dem deutschen und europäischen Markt. Die Preise für den dann noch verfügbaren Kaffee werden signifikant steigen.“

Was ist los? Müssen wir uns um unseren zarten Bürokaffee Sorgen machen, der das erste Extra des Arbeitstages ist? Muss etwa der Automat in der Kantine, der noch immer nur Münzen, aber keine Kartenzahlung zu-, dafür aber Milchpulverwasser rauslässt, auf höhere Preise umgestellt werden? Sollen die braungeränderten Filtermaschinen aus Privatbeständen, die auf Fensterbänken vor sich hin lottern noch mehr Gesellschaft kriegen? Wir alle kennen Menschen, die über schlechten Bürokaffee stöhnen. Soll das jetzt aufhören, weil es gar keinen mehr gibt?

Maybe. Denn EU weit tritt Ende des Jahres eine Regelung in Kraft, die von den Unternehmen eine Sorgfaltserklärung verlangt. Da muss drinstehen, dass für ihren Kaffee kein Wald gerodet oder geschädigt wurde. Wer sich nicht an die Vorschriften hält, muss mit Strafen von mindestens vier Prozent des Jahresumsatzes in der EU rechnen. Das geht schnell in die Millionen.

Deswegen kochen die Kaffeekönige. Und wollen zumindest mehr Zeit, weil es in Ländern wie Brasilien und Vietnam, wo der meiste Kaffee herkommt, nicht leicht ist, jeden Baum zu zählen. Und sie entdecken ihr Herz für Kleinbauern: Im gebeutelten Äthiopien, sagen sie, sei absehbar, dass die Bauern vom europäischen Markt abgeschnitten werden, weil sie den Nachweis gar nicht führen können.

Mein Rat: Geht Kaffeetrinken. Sofort. Billiger wird’s nicht.

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