Innovation & Future Gründen im Studium: Sie haben sich getraut und verraten ihre Tipps – Teil 2

Gründen im Studium: Sie haben sich getraut und verraten ihre Tipps – Teil 2

Studieren und nebenher ein Unternehmen gründen – kann das gut gehen? Jeder, der selbst studiert hat, weiß, dass die Uni viel Stress bereitet und vor allem in den heißen Phasen wenig Zeit für anderes bleibt. Wie soll man da noch ein Unternehmen nebenher gründen? 

Business Punk hat mit drei jungen Gründern gesprochen, die während des Studiums erfolgreich gegründet haben. Sie verraten, wie sie die Doppelbelastung bewältigt haben, was ihre ersten Schritte waren und geben Tipps, worauf dabei unbedingt zu achten ist.

In Teil 2 erklärt Julian Wiedenhaus, wie er Plancraft gegründet hat. Angefangen hat alles 2020, als er zusammen mit einem Studienkollegen die väterliche Zimmerei auf Vordermann bringen wollte. Als das mit der vorhandenen Software nicht funktionierte, hat er kurzerhand selbst eine hochgezogen. Mit Erfolg – nur vier Jahre später wurde schon knapp eine Milliarde Euro Bauvolumen über Plancraft abgewickelt.

Julian, wie bist du auf die Idee gekommen, schon während des Studiums selbst zu gründen?

Ein Team auf eine gemeinsame Mission einzuschwören, hat mich schon seit der Jugend begeistert. Im Studium habe ich dann gemerkt, welche Freude es mir macht, Verantwortung zu übernehmen und eine eigene Kultur aufzubauen. Während meines Bachelors war ich jedoch höchstens “gründungsinteressiert”. Das notwendige Handwerk für die Gründung lernten mein Mitgründer Alexander Noll und ich im gemeinsamen Master an der TU Hamburg: Im Schwerpunkt Entrepreneurship hatten wir bereits virtuell gegründet – warum nicht also wirklich?

Gab es ein bestimmtes Erlebnis, das dich zur Gründung ermutigt oder inspiriert hat?

In der Zimmerei von Alexanders Vater ist ein Digitalisierungsprojekt 2018 für gescheitert erklärt worden. Zur gleichen Zeit suchten wir beide nach bedeutsamen Problemen, für die es neue Lösungen geben muss. Dann hat eins zum anderen geführt.

Was waren dann deine ersten Schritte?

Für mich erstmal Marktrecherche. Im Handwerk gibt es noch kein Tool, das so simpel wie Spotify und Netflix ist? Das konnte ich kaum glauben. Nach dieser Validierung führten wir dutzende Interviews mit Handwerksbetrieben. Wir wollten diese wirklich verstehen, bevor wir blindlings irgendeine App bauen.

Was waren Besonderheiten und Probleme auf dem Weg zur Gründung?

Zu Beginn war ich noch im Abschluss meines Masters und der Masterthesis. Im weiteren Verlauf der Vorgründungsphase habe ich dann, um meinen Lebensunterhalt und unseren ersten Werkstudenten zu finanzieren, einen Vollzeitjob in meiner alten Firma (Airbus) begonnen. Die gesamte Vorgründungsphase sowohl während des Studiums als auch nebenberuflich weiterzuführen, war durchaus eine Challenge.

Was hat die Doppelbelastung mit dir gemacht?

Ehrlicherweise nur heißer auf den nächsten Schritt. Ich wollte endlich in Vollzeit mit ganzem Fokus auf Plancraft arbeiten.

Was sind deiner Meinung nach Vor- und Nachteile bei einer Unternehmensgründung während des Studiums?

Für die meisten Gründer*innen passiert die Gründung erstmal nebenher – da gibt es dann noch das Studium, den Job oder die Familie. Der Nachteil bei einer Gründung während des Studiums ist immer die Doppelbelastung, wenn man nicht direkt all-in geht. 

Es hat aber auch seine Vorteile: die größere Nähe zu Gründungszentren, wie dem Hamburger Start-up Port und das bereits vorhandene Mindset des stetigen Lernens.

Was würdest du anderen raten, die während des Studiums gründen möchten?

Versuche nicht, es wie ein Uni-Projekt zu behandeln. Miss deinem Vorhaben die Bedeutung bei, die es haben sollte. Beschäftige dich nicht zu viel mit dem Basteln hübscher Slides, sondern fuchse dich richtig in die Probleme deiner potenziellen Kunden rein.

Was würdest du heute anders machen?

Früher all-in gehen und das Vertrauen haben, dass es klappen kann, wenn ich mich vollends committe.

Was würdest du wieder genauso machen?

Mit meinen beiden Mitgründern gründen – ich habe ihnen viel zu verdanken und liebe es bis heute, mit ihnen arbeiten zu dürfen.

Fortsetzung folgt: In Teil 3 erzählt reisetopia-CEO Moritz Lindner seine Geschichte und gibt wertvolle Tipps.

Falls du Teil 1 mit rightmart-CEO Marco Klock verpasst hast – hier entlang!

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