Life & Style Trump, Habeck und der 800.000 Euro Tanz

Trump, Habeck und der 800.000 Euro Tanz

Lebst du noch oder TikTokst du schon? Bevor wir alle ins Wochenende abtanzen, sollten wir noch schnell unsere Social Media Channels checken. „Meine Posts, meine Follower, meine Likes!“. Das neueste Update: Es ist 77 Jahre alt und heißt Donald Trump. Er ist jetzt live auf TikTok und will die App, berühmt für Tanzvideos der GenZ bis GenAlpha, vermutlich great again machen. Und auch Robert Habeck möchte dort in die erste Reihe tanzen. Der Wirtschftsminster hat diese Woche einen 800.000 Euro Etat ausgeschrieben. Der Auftrag an Medienagenturen: Ihn zum coolen TikTok-Minister zu machen.

Eines haben amerikanische Präsidenten immer geschafft: Neueste Technologien schnell für ihre Zwecke zu adaptieren. Bei Franklin Roosevelt war es das Radio, bei John F. Kennedy das Fernsehen. Barack Obama nutzte als Erstes die Power des Internets. Während andere Politiker mühselig Geld für ihren Wahlkampf einsammelten, in dem sie reiche New Yorker zum Spendendinner einluden, finanzierte er seine „Yes we can“-Kampagne schnell über Online-Foren. 

Und klar: Donald Trump war der mächtigste Mann auf Twitter. Dass er pünktlich zum Start seines neuen Präsidentschafts-Wahlkampfes nun auf TikTok setzt, ist ein klares Signal in die Branche: TikTok ist die neue Supermacht! Die App mit ihren monatlich 1,5 Milliarden Nutzern weltweit entscheidet, wer im 5. November ins Weiße Haus einzieht.

Ausgerechnet TikTok, hochumstritten. 2018 aus dem Kurzvideoportal musical.ly hervorgegangen, im Besitz des chinesischen Staatskonzerns Bytedance. Unter Verdacht, die Daten der Nutzer gnadenlos abzusaugen. Politiker fordern deshalb die Abschaltung der App, zumindest aber die Zerschlagung der Besitzstruktur. Was aus Sicht des New Yorker Tech-Propheten Scott Galloway niemals passieren wird. Der Grund, so sagt er bei seinen legendären Predictions 2024: „Es ist schlichtweg zuviel Geld im Spiel.“ 

Seiner Einschätzung nach wird TikTok sogar noch viel größer und als nächstes Netflix und Spotify ersetzen.

Absurd zu sehen, dass die Politiker, die TikTok öffentlich verbieten wollen, jetzt selbst auf die Plattform springen, eigene Accounts anlegen und wild posten wie nie zuvor.

Die Premiere von Donald Trump in dieser Woche: schon 5.8 Millionen Follower, sein erstes Video haben 118 Millionen Menschen gesehen. Die App, die Verknappung und Hetze im Algorithmus belohnt, scheint wie für ihn gemacht.

Olaf Scholz tut sich da noch etwas schwerer. Der deutsche Bundeskanzler ist neuerdings auch unter die TikToker gegangen. Seine Moves aber wirken – naja, sagen wir mal: weniger tänzerisch. Mal zeigt er seine Aktentasche, dann seine Kanzlerwohnung. Statt Staatsgäste lädt er andere TikToker wie Younes Zarou zu Challenges ein. Aber das alles hat erst 265.000 Follower gebracht. Für politische Zwischentöne und besonnene Gedanken hat die App eben wenig Likes übrig.  

Populistische Parolen und inhaltliche Verkürzungen funktionieren besser. Wenig überraschend dann auch, dass die AFD im TikTok-Ranking aller deutschen Parteien auf Platz 1 steht. Ihre Strategie, so Politikbeobachter: Sie nutzen den Deutschen Bundestag bewusst als Bühne für ihr TikTok. Jeder Zwischenruf sei perfekt getimt auf seine Social-Media-Wirkung.

Die TikTok-isierung der Politik: es ist ein Geschäft geworden.

Jetzt kommt Wirtschaftsminister Robert Habeck mit ganzer Wirtschaftspower. Einen der letzten Posts, in dem er sich volksnah ein Trikot der Fußball-Nationalmannschaft angezogen und von seiner Zeit als C-Jugend-Kicker bei Holstein Kiel erzählt hat, reichte gerade mal für 5500 Views. Enttäuschend wenig. Sein Ministerium sucht deshalb jetzt eine Social Media Agentur, die das mal richtig für ihn inszeniert. Etat dafür: immerhin 800.000 Euro. Damit soll er auf TikTok allen davon tanzen.

Wir hätten da auch schon mal eine Idee, lieber Robert Habeck: Einfach mal mehr Business Punk machen! Work hard, play hard: funktioniert garantiert auch auf TikTok.

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