Innovation & Future Die deutsche Innovationskraft – viel besser als ihr Ruf? 

Die deutsche Innovationskraft – viel besser als ihr Ruf? 

Gastbeitrag von Jan Witt, ANAQUA Sales Director DACH Deutschland.

Studien belegen: Strukturelle Probleme sind viel mehr eine Bedrohung für den Erfindergeist. als die aktuelle Lage der Wirtschaft.  

Eine zu geringe Innovationskraft zu beklagen, das hat in Deutschland hat eine lange Tradition: Bereits 2004 forderte der damalige Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft Hans-Jörg Bullinger: „Deutschlands Zukunft steht auf dem Spiel, wenn wir nicht rasch unsere Innovationsfähigkeit deutlich verbessern.“ Die heutigen Probleme der heimischen Wirtschaft durch weggebrochene Absatzmärkte in China und Russland, die Energiekrise, und durch den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine spiegeln sich derzeit in düsteren Konjunkturdaten und Zukunftsprognosen wider. Immer häufiger ist dabei zu lesen, schuld sei auch die kontinuierlich abnehmende Innovationskraft – also die Fähigkeit, durch kreative Ideen neue Produkte, Dienstleistungen oder Prozesse hervorzubringen. Ein deutlicher Rückgang der Anmeldezahlen beim Deutschen Patent- und Markenamt (DPMA) in der Coronazeit – 2020 und 2021 sanken die Anmeldungen um 13 Prozent – soll den Trend zusätzlich belegen und Abteilungsleiter in Forschungs- und Entwicklungsabteilungen aufrütteln, wieder mehr Neues hervorzubringen. 

Patentanmeldungen taugen als Indikator nur eingeschränkt 

Zunächst die gute Nachricht: Die Anmeldezahlen des DPMA haben sich nun wieder deutlich erholt – das Jahr 2023 weist erstmals wieder ein Wachstum von 3,4 Prozent auf etwa 58.000 Patentanmeldungen aus. Doch können diese Zahlen überhaupt als verlässlicher Indikator für die Innovationskraft gelten? Fest steht: Die Industrie drängt seit Jahren auf einen stärken qualitativen Fokus bei der Erteilung von Patenten. Denn längst nicht alles, was man sich aus strategischen Gründen schützen lassen kann, zum Beispiel auch um die Konkurrenz vorsorglich weit weg von der eigenen Innovationswolke fernzuhalten, ist automatisch auch ein bahnbrechendes Patent. Hinzu kommt: Jede Verlängerung eines Patents oder einer Marke ist mit neuen Kosten verbunden, den sogenannten Annuitäten. In Zeiten knapper Kassen geraten natürlich auch Patentabteilungen und externe Patentanwälte unter zunehmenden Kostendruck und müssen die aufgewendeten Beträge genauer rechtfertigen. IT-basierte Systeme zur Verwaltung großer, komplexer Patentportfolios in Großunternehmen tragen zudem längst dazu bei, den Wert der eigenen Patente genau zu analysieren und die Gewinn versprechenden Patentfamilien von solchen zu trennen, die vor allem nur Geld kosten und wenig bringen. Weniger Patente muss also nicht automatisch weniger Innovationskraft bedeuten, weshalb es sich lohnt, auch andere Quellen zur Bewertung heranzuziehen. 

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