Leadership & Karriere Commerzbank: Das Ende der Geschichte 

Commerzbank: Das Ende der Geschichte 

Italiens größte Bank greift nach Deutschlands zweitgrößter. Das Finanzinstitut für den Mittelstand, das sich mühsam wieder nach oben gekämpft hat, wird zu einer Filiale.

Im Februar 1870, also ein Jahr vor Gründung des Deutschen Reichs, haben Kaufleute und Privatbankiers die „Commerz- und Disconto-Bank in Hamburg“ gegründet. Im September des Jahre 2024 wird jetzt fleißig am letzten Kapitel dieser ehrwürdigen Institution als unabhängige deutsche Bank gearbeitet. Es kann gut sein, dass damit die nächste deutsche Ikone wankt. So wie Miele, die ihren Teilumzug nach Polen angekündigt haben. So wie Volkswagen, das sich mit dem Gedanken trägt, ein ganzes Werk hierzulande zu schließen. So wie ThyssenKrupp, wo sie sich gerade beim Versuch ihr Kernstahlgeschäft zu verkaufen, selbst zerlegen. Die Commerzbank jedenfalls ist auf dem direkten Weg, eine Filiale der italienischen Großbank Unicredit zu werden.

Diese Indizien jedenfalls sprechen dafür: In der vergangenen Woche teilte die Bundesregierung mit, dass sie damit beginnen werde, ihr Aktienpaket von rund 16,5 Prozent, das sie an der Commerzbank hält, zu verkaufen. Das ist an sich erstmal eine gute Nachricht, denn der Staat braucht keine eigene Bank. Der Bund war nur in der Finanzkrise bei der Commerzbank eingestiegen, weil sie damals wahrscheinlich anders nicht zu retten gewesen wäre. Die Kehrseite: Rund 2,5 Milliarden Euro Miese wird der Steuerzahler verkraften müssen, wenn der Bund jetzt seinen Anteil versilbert.

Dann jedoch kam nach dem Wochenende die nächste Meldung, die klar machte, dass sich hier nicht einfach ein Großaktionär von seinen Anteilen trennt, sondern andere Mächte dahinterstehen. Manfred Knof, der die Führung der Bank erst vor vier Jahren übernommen, einen harten, aber erfolgreichen Sanierungskurs durchgezogen hat und bis Freitag noch als gesetzte Top-Personalie für die nächsten Jahre bei der Commerzbank galt, schmiss unvermittelt hin. Er teilte mit, dass er vom Ende nächsten Jahres an „aus persönlichen Gründen“ nicht mehr für den Job zur Verfügung stehe. Die Finanzwelt rieb sich die Augen.

In der Nacht zu Dienstag kam die Erklärung. Alle Aktien, die der Bund bisher verkauft hat, gingen an einen einzigen Käufer: die italienische Unicredit. Sie hat ihre Beteiligung damit auf neun Prozent aufgestockt und teilte am Mittwoch mit, in Fusionsgespräche mit der zweitgrößten deutschen Bank einsteigen zu wollen. Nach einer Frist von 90 Tagen kann der Bund sein nächstes Aktienpaket verkaufen – gut möglich, dass auch da wieder die Italiener zuschlagen. Mit der Selbständigkeit der Deutschen wäre es dann vorbei.

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