Leadership & Karriere Wenn eine Kultusministerin Autos baut 

Wenn eine Kultusministerin Autos baut 

Im Aufsichtsrat des Krisenkonzerns VW kommt zwei Mitgliedern große Bedeutung zu: Sie stammen vom Land und gegen ihr Veto geht nichts. Eine von beiden ist die Kultusministerin Julia Willie Hamburg. Was macht die denn in dem Gremium? 

Hi Punks, wir wissen ja Volkswagen steckt tief in der Tinte. Die Elektro-Modelle sind zu teuer, der Absatz schwächelt. Vieles ist hausgemacht an der Krise des größten deutschen Unternehmens. Mir geht es aber auch darum: Manches nämlich ist vielleicht auf mangelnde Qualität nicht der technischen, sondern der menschlichen Komponenten zurückzuführen. 

Da ist zum Beispiel der 20köpfige Aufsichtsrat. Zwei Mitglieder sind dort von entscheidender Bedeutung, weil gegen ihr Veto aber auch so gar nichts geht. Es sind die Abgesandten aus der niedersächsischen Landesregierung, die dank VW-Gesetz – einem von der EU immer wieder beklagten Anachronismus aus den fünfziger Jahren – ihre Plätze in dem Kontrollgremium sicher haben, ganz gleich wie viele Anteile das Land auch besitzt. Die Aktien, die das Land hält, haben sozusagen Goldstandard, ihre Besitzer können nicht überstimmt werden. Auf die beiden niedersächsischen Funktionsträger kommt es also an, wenn Entscheidungen bei VW getroffen werden. 

Der eine von ihnen ist der SPD-Ministerpräsident des Landes Stephan Weil, ein studierter Jurist, dem als Landeschef Managementaufgaben nicht ganz fremd sind. Die andere ist Julia Willie Hamburg, 38-jährige grüne Kultusministerin des Landes, ehemalige Fraktionsvorsitzende mit Abitur und abgebrochenem Studium der Politikwissenschaft, Philosophie und Philologie. Die grüne Landespolitikerin ist alles andere als eine Auto-Enthusiastin. Nach eigenem Bekunden besitzt die Hannoveranerin keinen eigenen Wagen und ist lieber mit dem Fahrrad unterwegs. Schon im Wahlkampf hatte sie deutlich gemacht, was sie als VW-Aufsichtsrätin in Wolfsburg anders machen würde. „Wir Grünen wollen uns dafür einsetzen, dass VW sich stärker als Mobilitätsdienstleister versteht und nicht nur auf den Individualverkehr setzt.“ Volkswagen solle zudem noch stärker auf die Elektromobilität setzen

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